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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Freunde nicht darum gebeten mitzukommen, hatte aber auch keine Energie mit dem Versuch verschwendet, sie daran zu hindern. Sie selbst würde ohnehin genau das tun, was sie tun wollte.
    Sie arbeitete allein. Informationen waren ein einsames Gut. Sie war ein Schatten, ein Geist, wandelbar. Sie schlüpfte in jede x-beliebige Rolle, die notwendig war, um einen Auftrag zu erfüllen. Partner oder Mitläufer konnte sie dabei nicht gebrauchen. Niemanden, der womöglich etwas verpatzte. Sie verließ sich ausschließlich auf sich selbst. Das war die Strategie, mit der sie unsichtbar und am Leben blieb.
    Abgesehen von dem Abstecher nach Afrika, wo Miles Bradford ihr zur Seite gestanden hatte, war Logan für sie noch am ehesten so etwas wie ein Partner. Er hielt ihr aus der Ferne den Rücken frei. Wenn sie Hilfe brauchte, war er dafür zuständig. Er war ihr Nachschublager, ihr Notnagel, ihre Absicherung, wenn sie sich ins Ungewisse stürzte.
    Aber im Moment war er auf dem besten Weg, sich vom Unterstützer zum Unsicherheitsfaktor zu wandeln.
    Sie hatte gedacht, dass ihre Zusage ihn beruhigen würde, dass er sich, weil er sie kannte, entspannen und sie, die
Expertin, einfach ihre Arbeit machen lassen würde. Doch stattdessen wuselte er die ganze Zeit um sie herum, wollte alles bis ins kleinste Detail geregelt wissen und ließ sich sein permanentes Bedürfnis nach den immer aktuellsten Informationen und Meinungen um keinen Preis nehmen. Typisch.
    Er war einer von dreien, die sich an diesem Zirkus unbedingt beteiligen wollten. Jetzt ging Munroe hinter ihm her durch die trockene Kabinenluft des Flugzeugs. Während sie sich schrittweise durch die Economy Class schob, prägte sie sich die Gesichter ihrer Mitreisenden ein und berührte wie immer im Vorbeigehen jede einzelne Rückenlehne, berechnete im Stillen den Abstand zum nächstgelegenen Notausgang. Hinter ihr kam Heidi, und Gideon bildete den Schluss. Wie Entenküken, die ihrer Mutter folgten, watschelten sie den Gang entlang.
    Ein Nonstop-Flug von New York nach Buenos Aires dauerte elf Stunden. Da sie sehr kurzfristig gebucht hatten, waren nur noch zwei mal zwei Sitzplätze nebeneinander zu bekommen gewesen, vierzehn Sitzreihen voneinander entfernt.
    In der Mitte der Kabine blieb Logan stehen und wollte sein Handgepäck ins Gepäckfach legen, doch Munroe nahm ihm die Bordkarte aus der Hand.
    Sie hatte ihn bei Laune gehalten, hatte es so lange wie möglich ertragen, dass er ihr permanent ins Wort gefallen war und ihr irgendwelche Fragen gestellt hatte, aber wenn er jetzt noch die ganze Nacht über neben ihr im Flugzeug saß, konnte sie für nichts mehr garantieren.
    »Ich sitze neben Heidi«, sagte sie.
    In stummer Verwirrung warf Heidi Logan einen vergewissernden Blick zu. Logan zögerte erst, dann nickte er
schmallippig. Um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war, versetzte Munroe ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, und er sah sie dankbar an.
    Sie trat ein Stück zur Seite. Heidi schlüpfte an ihr vorbei auf den Fensterplatz, und Munroe setzte sich ebenfalls, damit Gideon vorbeikam. Die beiden Männer gingen weiter in Richtung Heck. Munroe sah ihnen nach, und ihre ursprüngliche Vermutung, dass Logan ihr etwas verheimlichte, wurde zur Gewissheit.
    Nachdem das Gepäck und der Krimskrams verstaut waren, legte Munroe einen dicken, großen Briefumschlag auf ihren Klapptisch. Das war ihre Nachtlektüre.
    Heidi sagte: »Du schläfst nicht besonders viel, oder?«
    Munroe klappte einen Aktenordner mit zahlreichen Dokumenten auf, den Logan ihr kurz vor dem Einsteigen noch gegeben hatte, und erwiderte: »Scharf beobachtet.«
    Heidi lächelte warm. »Es lässt sich ja kaum übersehen. Außerdem habe ich immer wieder den Eindruck, als lägen Scharfsinn und Schlafmangel eng beieinander. Ich als Acht-Stunden-Schläferin beneide dich jedenfalls um die zusätzliche Lebenszeit.«
    Heidi war eins siebenundsechzig groß, hatte braune Haare und himmelblaue Augen, wog ein paar Pfund zu viel und besaß eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf andere Menschen. In gewisser Weise wirkte sie sehr viel reifer und weiser, als ihre sechsunddreißig Lebensjahre vermuten ließen. Außerdem besaß sie die Fähigkeit, komplexe Dinge einfach und verständlich darzustellen. Das machte sie zweifellos zu einer hervorragenden Projektmanagerin, und Munroe wollte diese Gabe ebenfalls nutzen, um Einblicke in das Leben eines Kindes im Kreis der ERWÄHLTEN zu bekommen.
    Munroe ließ das dezente

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