Mission Sphinx: Thriller
ihren Seesäcken auf der Schulter zu den Bahnsteigen.
»Es sieht ziemlich ruhig aus, aber man kann nie genau wissen.« Er ging mit Rachel zu dem Fahrplan, der an einer Säule neben den Fahrkartenschaltern hing. »Achmed hatte recht, um 14.15 Uhr fährt ein Zug nach Kairo. Wir haben noch fünfzehn Minuten, bis der Zug abfährt. Glaubst du, du könntest uns Fahrkarten kaufen?«
»Was, wenn es keine Karten mehr gibt?«
Halder lächelte. »Du wirst dich wundern, was ein bißchen Bakschisch ausmacht.« Er gab ihr etwas Geld. »Kauf Rückfahrkarten. Das ist weniger auffällig, als die einfache Strecke zu verlangen. Mach dir keine Sorgen, ich stehe gleich hier und passe auf.«
Er wartete, während sich Rachel an einem Fahrkartenschalter anstellte. Ein junger Mann in Zivilkleidung fiel ihm auf, der auf einer Seite der Schlange am Schalter stand und Zeitung las.
Halder sah, wie er einen kurzen Blick auf Rachel warf, bevor er weiter in seiner Zeitung las. Halder gefiel das nicht. Der Mann könnte von der Militärpolizei sein. Vielleicht wartete er auch nur auf jemanden, es war schwer zu sagen. Der Mann machte keinen Versuch, auf Rachel oder auf sonst jemanden in der Schlange zuzugehen, aber seine Anwesenheit störte Halder ganz außerordentlich. Die Bahnsteige waren zu weit weg, als daß er sie von hier aus hätte einsehen können, um herauszufinden, ob es dort noch mehr Kontrollen gab. Er hätte auch hingehen können, um nachzuschauen, aber er wollte Rachel nicht allein lassen. Er sah auf die große Uhr an der Wand. Es war fünf Minuten nach zwei.
Rachel kam mit den Karten zurück, und Halder fragte: »Gab es irgendwelche Probleme?«
»Nein. Hier sind zwei Rückfahrkarten, wie du es wolltest.«
»Gut, los geht’s. Drück uns die Daumen.«
Er hakte sich bei Rachel unter, und sie gingen zu den Bahnsteigen. Eine lange Schlange stand an der einzigen geöffneten Fahrkartenkontrolle, was Halder sofort verdächtig erschien. Als er nach vorn sah, fielen ihm zwei Männer in Zivilkleidung auf, die schräg hinter dem uniformierten arabischen Kontrolleur standen. Als einer der Männer seinen Panamahut lüftete und sich den Schweiß von der Stirn wischte, erstarrte Halder. Es dauerte eine Sekunde oder zwei, aber dann hatte er den Mann wiedererkannt. Es war der Sergeant, der sie am Morgen im Bahnhof von El Hauwariya kontrolliert hatte.
»Verdammt noch mal!«
Er wollte sich schon abwenden, als er das Gesicht des zweiten Mannes erkannte, der neben dem Sergeant stand. »O mein Gott, das glaube ich einfach nicht.«
»Was ist denn, stimmt etwas nicht?« fragte Rachel.
Halder war fassungslos, seine Augen waren weit aufgerissen.
Er antwortete nicht. Statt dessen nahm er Rachel fest bei der Hand, trat aus der Schlange heraus und zog sie in die Menge hinein.
41
Alexandria 14.07 Uhr
Halder kämpfte sich durch die Menge auf die Imbißstände zu, vor denen Trauben von ausgelassenen australischen Soldaten standen. Er kaufte zwei Bier, und sie suchten sich einen Platz an einem der Stehtische. Rachel sagte: »Was ist denn los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
»Sieh jetzt nicht hin«, sagte Halder heiser. »Aber da stehen zwei Männer in Zivilkleidung bei der Kartenkontrolle. Es sind Offiziere, die nach uns suchen.«
»Woher weißt du das?«
»Einer von ihnen ist der Sergeant, den wir heute morgen ausgetrickst haben.«
Rachel wurde blaß. Halder sagte vorsichtig: »Du bereitest dich besser auf einen weiteren Schock vor - der zweite Mann ist Harry Weaver.«
Einen Augenblick lang war sie völlig starr, dann drehte sie sich abrupt um und sah zu der Kartenkontrolle. Da sie recht weit entfernt war, starrte sie angestrengt hinüber. »Du erregst nur Aufsehen, wenn du so auffällig hinsiehst«, ermahnte Halder sie.
Aber Rachel hörte ihn kaum. Sie hatte den Sergeant erkannt, der neben dem Kontrolleur stand, und ihrem Gesichtsausdruck zufolge hatte sie auch Harry Weaver erkannt. Er war jedoch zu weit weg, um sie zu sehen, und zu beschäftigt mit der Schlange der Passagiere.
»Rachel!« Halders Stimme holte sie zurück. Sie sah ihn fassungslos an.
»Ich - ich glaube das einfach nicht«, stammelte sie.
Halder trank einen Schluck Bier. »Die Welt ist wirklich klein und voller Überraschungen. Das ist die Art von Vorsehung, an die die Ägypter so gerne glauben: sich in einem anderen Leben wiedertreffen.«
Rachel wollte sich nochmals umsehen, aber Halder nahm ihre Hand. »Verrate uns nicht. Es ist Harry.
Weitere Kostenlose Bücher