Mit der Liebe eines Highlanders
ihn, ging zu ihrem Rucksack und schulterte ihn. Dann ging sie zurück zu Dwayne und berührte seinen Arm. »Ich habe auch entdeckt, dass sie zeitlos ist. Keine Angst. Du und Harry werdet es schon schaffen«, flüsterte sie und gab ihm einen Kuss auf die gerötete, heiße Wange. »Weil ihr schön seid, lieber Freund, tief im Inneren, wo es darauf ankommt.«
Damit verließ Sadie Dwaynes Lager. Es war Zeit, sich auf die Suche nach ihrem Mann zu begeben.
24. KAPITEL
S adie wusste, dass es bei der Suche nach jemandem darauf ankommt, dass der Gesuchte sich nicht von der Stelle rührt, damit der Suchende ihn finden kann. Wenn beide Parteien in demselben hundert Quadratmeilen großen Waldgebiet umherirrten, konnte es gut sein, dass sie knapp aneinander vorbeiliefen und es nicht merkten.
Diese Theorie funktionierte aber nur, wenn der Gesuchte wirklich gefunden werden wollte und der Suchende entsprechende Entschlossenheit und Ausdauer an den Tag legte.
Sadies Entschlossenheit hätte gar nicht größer sein können.
Nachdem sie den Großteil des Nachmittags mit der Suche nach Morgan zugebracht hatte, ihre Stiefel durchgetreten waren und ihre Kehle wund geworden war, weil sie immer wieder seinen Namen gerufen hatte, musste Sadie sich schließlich geschlagen geben. Sie kniete vor Faol nieder, der unvermittelt aufgetaucht war, als sie Dwaynes Lager hinter sich gelassen hatte, nahm seinen wuchtigen Schädel zwischen die Hände und bat das Tier um Hilfe.
»Du musst Morgan finden, Großer«, schmeichelte sie und näherte ihre Nase seiner Schnauze. »Ehe er mich findet. Es ist wichtig, dass ich mit meinem Herzen in der Hand zu ihm komme und ihn wieder daran erinnere, dass er mich liebt.«
Faol winselte und ließ seine Zunge hervorschnellen und leckte ihr Kinn, wobei sein wedelnder Schweif den ganzen Körper erschütterte. Sadie fasste die Haarbüschel seitlich an seinem Gesicht und wehrte ihn sanft ab.
»Kannst du das? Kannst du Morgan für mich finden?«
Wieder versuchte er ihr das Gesicht zu waschen und kläffte, als sie ihn abwehrte. Sadie ließ ihn los, stand auf und schwenkte ihre Hand zum Wald hin.
»Dann los. Lauf und such Morgan«, drängte sie den Wolf und stieß ihn mit dem Knie an.
Faol bellte wieder, drehte sich um und rannte los, den Pfad entlang. Sadie zog den Taillengurt ihres Rucksacks fester und lief ihm nach. Das Jagdfieber hob ihre Lebensgeister, bis sie laut lachen musste.
Sadie verlor Faol aus den Augen, hörte ihn aber irgendwo von links bellen. Sie bog vom Pfad ab und duckte sich unter Ästen hindurch, wobei sie langsamer werden musste, um nicht von tief hängenden Zweigen ins Gesicht getroffen zu werden. Sie konnte Faol nicht mehr sehen, doch war der Lärm, den er verursachte, so groß, dass er Tote hätte aufwecken können.
Sadie gelangte auf einen schmalen Wildpfad, der offensichtlich mehr von Elchen als von anderen Tieren benutzt wurde. Sie konnte aufrecht stehen und wieder schneller laufen. Binnen zwanzig Minuten wurde Sadie klar, wohin Faol sie führte.
Und wieder lachte sie, diesmal über die Ironie der Situation. Weil sie vor nicht allzu langer Zeit eben diesen Pfad entlanggelaufen war – aber weg von einem Irren und nicht zu ihm hin.
Faol hatte am Ufer des Sees Halt gemacht. Er setzte sich, sein Schweif fegte den Boden, er blickte sich über die Schulter nach ihr um. Er warf einen Blick über den See, dann wieder zurück zu ihr. Er jaulte und stand auf und kam zu ihr, um ihre Finger zu berühren. Behutsam fasste er mit den Zähnen nach den Fingerspitzen ihres Handschuhs und zog leicht daran.
Sadie verstand. Sie zog den Handschuh aus, kniete nieder und umfasste wieder sein Gesicht. »Ich weiß, mein Großer«, flüsterte sie. »Manchmal mag ich ja schwer von Begriff sein, aber mit der Zeit kapiere ich. Ich … ich werde gut auf Ihren Sohn aufpassen, Mister MacKeage«, flüsterte sie. »Ich werde dafür sorgen, dass er glücklich und froh sein wird, in dieser Zeit zu leben. Wir werden Ihnen Enkel schenken und ihnen alles über Ihren Besuch bei uns erzählen.«
Faol jaulte und leckte ihr Kinn, dann befreite er seinen Kopf aus ihrem Griff und blickte wieder hinaus über den See. Er hob seine Schnauze in die Luft und ließ sein Geheul so laut über das Tal ertönen, dass es auf bebenden Wellen in die Berge getragen wurde.
Dann lief Faol in den Wald, ohne sich umzublicken.
Sadie ging zu der Stelle, wo der Wolf gestanden hatte, und sah Morgan, der auf einem Felsblock in der Mitte der
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