Mit Familienanschluß
widersprach Walter. »Reiß dir einen Typ auf, und Paps wird wie eine Turbine rotieren. Du kaufst dir einen Bikini, so einen Tanga …«
»Nie! In so einem Ding ist man ja fast nackt!«
»Du kannst dir das leisten. Du siehst besser aus als neunzig Prozent aller Frauen hier am Strand. Und dann suchst du dir einen Typ aus und legst eine gewaltige Schau hin. Ich helfe dir dabei. Ich sage dir, wie du's machen mußt …«
»Und wenn Paps nun genau gegensätzlich reagiert?«
»Ausgeschlossen! Der kommt auf dem Zahnfleisch angekrochen.« Walter drückte seine Mutter an sich. »Nur Mut, Mami, und keine Angst! Ich werde immer in der Nähe sein und aufpassen, daß es nicht ausufert. Wenn's zu heiß wird, komm' ich löschen.«
»Und so was ist mein Sohn! So was habe ich großgezogen!« Dorothea sah ihren Mann zurückkommen. Er pumpte heftig beim Laufen. Das Höschen war geradezu ein Witz. Wolters in dieser Aufmachung zu begleiten, dazu gehörte schon Mut – oder Schamlosigkeit. Eva Aurich schien beides zu besitzen.
»Also gut, wenn du meinst …«, sagte Dorothea gedehnt zu Walter.
»Geh ran an das Abenteuer, Mami! Zeig ihm, was du kannst! Und sag jetzt kein Wort mehr zu Paps. Mit Worten ist er nicht zu schlagen, das weißt du doch.«
Es wurde ein stiller Tag.
Gabi blieb abgesondert von der Familie, sah gelegentlich mit finsteren Blicken zu ihrem Vater hinüber und wunderte sich, daß Mami so ruhig blieb. Walter verschwand nach dem Mittagessen, das aus einer Cola und einem Paket Keksen bestand. Er bewerkstelligte das auf raffinierte Weise. Er schwamm ins Meer hinaus, schlug einen Bogen, kam in einiger Entfernung an Land und verdrückte sich. Dann lief er am Strand entlang, bis er etwas außerhalb der Liegestuhlreihen Ingeborg im Schatten eines alten, kieloben liegenden Bootes entdeckte.
Sie lag auf dem Rücken, hatte einen neuen Tanga an, sah verführerisch wie eine Meerjungfrau aus, wobei der Begriff Jungfrau natürlich nur rein poetisch zu verstehen ist, und hatte die Augen geschlossen.
Walter näherte sich ganz leise, legte sich neben sie, blickte sich um und küßte dann ihre Brust. Seine Hände streichelten Ingeborgs warmen, glatten Körper. Ingeborg zitterte unter seinen zärtlichen Fingern und dehnte sich wohlig.
»Du kommst spät«, sagte sie und hielt seine Hände fest, als er das Oberteil ihres Tangas abstreifen wollte.
»Ich konnte nicht eher. Mein Vater dreht durch …«
»Hat er was von uns gemerkt?«
»Das nicht! Aber er fängt an, wieder zwanzig zu werden. Na, sagen wir: dreißig. Das genügt auch. Läuft mit einer Art stilisiertem Feigenblatt herum.«
»Du lieber Himmel, dein Vater?«
»Bei uns ist vielleicht ein Aufruhr! Mutter rennt herum wie eine Henne, die ihr Ei sucht. Gabi tut, als ob sie Papa nicht kennt. Und Eva ist dabei, den neu blühenden Alten behutsam zu beschneiden.«
»Das macht die Seeluft«, sagte Ingeborg weise.
»Blödsinn! Das macht Evas stramme Oberweite. Ich sehe doch, was da läuft. Der alte Spinner! Spaziert mit eingezogenem Bauch herum und trägt zum Tangahöschen eine Schirmmütze mit dem Aufdruck ›Panther‹.«
»Deine Unpünktlichkeit ist entschuldigt.« Ingeborg räkelte sich unter Walters streichelnden Händen. »Fang nicht wieder an! Um uns herum liegen Leute! Walter, laß das!« Sie schob ihn mit beiden Armen von sich weg und richtete sich auf. »Wie soll das überhaupt weitergehen? Willst du dich jeden Tag und jede Nacht heimlich wegschleichen?«
»Mal sehen, ob ich das jede Nacht aushalte …«
»Idiot!« Gespielt böse blickte sie aufs Meer. »Es wäre doch einfacher, ich kreuzte bei euch auf und sagte: ›Hier bin ich. Ich hab's ohne Walter einfach nicht ausgehalten. Macht, was ihr wollt, ich bin eben da!‹« Sie lehnte sich gegen Walter und schlug ihm auf die Finger, weil er ihr den BH aufbinden wollte. »Wie würden deine Eltern reagieren?«
»Der Alte vermutlich gar nicht. Der jongliert jetzt mit seinen eigenen Problemen herum. Und Mutter? Ich weiß nicht … Sie kann mir gegenüber sehr großzügig sein.«
»Na also! Wagen wir es?«
»Nein!«
»Feigling!«
»So etwas geht doch nicht ohne Erklärungen.«
»Dann erkläre es doch.«
»Wie denn?«
»Ich liebe sie, sie liebt mich … Ist das nicht genug?«
»Über einen solchen Satz sollte man sich erst ohne jeden Zweifel im klaren sein …«
»Du Ekel!« Ingeborg schob Walter von sich und lehnte sich gegen das alte verrottete Boot. »So kann es jedenfalls nicht weitergehen,
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