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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ebenfalls einen Löffel in die Hand gedrückt, probierte, spuckte alles wieder aus.
    »Pfui Teufel, das ist ja reines Opium!« (Woher weiß der Bengel, wie Opium schmeckt?)
    Rolf wurde unsicher und kostete selbst noch einmal. »Na ja, ein ganz kleines bißchen bitter schmeckt es ja«, räumte er ein, »aber deshalb braucht ihr nicht gleich so zu übertreiben. An den Pilzen kann es auf keinen Fall liegen, die waren einwandfrei. Du hast sie ja selbst gesehen.« Meine Kenntnisse in der Pilzkunde waren im Laufe der Jahre so weit fortgeschritten, daß mein Urteil anerkannt wurde.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab. Es meldete sich ganz aufgeregt der mir noch unbekannte Pilzliebhaber, der an diesem Morgen ebenfalls die schönen jungen Steinpilze gesammelt hatte.
    »Haben Sie die Pilze schon probiert? Wenn nicht, lassen Sie's lieber bleiben, wir müssen da etwas Falsches erwischt haben. Das Zeug ist ganz bitter!«
    Im Pilzbuch fanden wir des Rätsels Lösung. Wörtlich hieß es da: ›Der Gallenröhrling sieht, besonders bei jungen Exemplaren, dem wohlschmeckenden Steinpilz täuschend ähnlich. Er ist nicht giftig, aber infolge seines bitteren Geschmacks ungenießbar.‹
    Zum Mittagessen gab es Ravioli aus der Dose!
    Rolf ist genau wie achtundneunzig Prozent aller Männer der Ansicht, daß Frauen hinter dem Steuer eines Autos nichts zu suchen haben. Sie eignen sich bestenfalls zur Beifahrerin und dürfen gelegentlich die beschlagenen Innenscheiben abwischen und während der Fahrt nachsehen, was unter dem linken Rücksitz so unvorschriftsmäßig klappert. Mir sprach er sogar die Fähigkeit ab, Karten zu lesen. Ich hatte ihn einmal in Unkenntnis der Tatsache, daß auf Straßenkarten die Autobahn als rote Doppellinie eingezeichnet ist, zu einer Eisenbahnstrecke gelotst und dabei die gesuchte Autobahnauffahrt völlig ignoriert. Kein Wunder also, daß mein erster Versuch, Rolf die Bewilligung für Fahrstunden abzuringen, auf Ablehnung stieß. »Ich kann mir vorläufig kein neues Auto leisten, wenn du das alte zu Schrott fährst, und außerdem brauchen dich die Kinder noch!« (Man beachte die Reihenfolge!)
    Dann bezogen wir unser erstes halbländliches Domizil, und damit begannen auch die abendlichen Autofahrten zum Stuttgarter Hauptpostamt.
    Rolf kann immer nur dann methodisch und intensiv arbeiten, wenn er unter Zeitdruck steht, und Unterlagen, die schon längst beim Auftraggeber sein müßten, erst halbfertig sind. Dann folgen die üblichen Telefongespräche mit der Bitte um Fristverlängerung, und sind die Sachen endlich komplett, ist es schon wieder zu spät. Letzte Rettung: Der Kram muß sofort zur Post und dem Empfänger per Eilboten zugestellt werden. Als Rolf sich wieder einmal zu nächtlicher Stunde hinter das Steuer klemmte, um einen Eilbrief aufzugeben, meinte er so ganz nebenbei: »Eigentlich wäre es gar nicht so schlecht, wenn du auch fahren könntest!«
    Am folgenden Tag meldete ich mich bei einer Fahrschule an, und acht Wochen später hatte ich meinen Führerschein. Mein Selbstbewußtsein erhielt aber einen erheblichen Dämpfer, als ich die erste Alleinfahrt unternahm. Noch nie war mir eine Straße so schmal erschienen und ein entgegenkommendes Auto so breit! Ich landete prompt im Straßengraben und beulte den rechten Kotflügel ein. Darauf erhielt ich zunächst einmal Fahrverbot.
    Kurze Zeit später zogen wir in den Schwarzwald. Dort waren die Geschäfte bequem zu Fuß zu erreichen, und sogar bis zur Post brauchte man nur fünf Minuten. Fahren durfte ich höchstens mal auf Landstraßen dritter Ordnung, auf denen kein Verkehr herrschte und mir höchstens Fußgänger entgegenkamen. Es gab allerdings Ausnahmen: Waren wir irgendwo eingeladen, bekam ich schon vorher die Order, nur Sprudel und Orangensaft zu trinken, da ich später den Heimtransport übernehmen müßte.
    Als wir nach Heidenberg zogen, hatte meine Fahrpraxis immerhin schon gewisse Fortschritte gemacht. Ich trat nicht mehr automatisch auf die Bremse, wenn mir ein Lastwagen entgegenkam, ich fuhr langsam im zweiten Gang daran vorbei.
    Dann bekam ich Hannibal. Mit ihm konnte ich fahren, wann ich wollte (und wenn er wollte), und allmählich wurde ich eine ganz passable Fahrerin.
    Dies als Vorgeschichte zu der folgenden Episode.
    Im November kam Wenzel-Berta eines Tages wie üblich kurz nach acht die Treppe herauf, musterte meinen noch nicht salonfähigen Aufzug – ich hatte wieder mal keine Zeit gefunden, mich anzuziehen

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