Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
mehr dran, als sie Paul Leatherman anvertrauen wollte. Mehr auch, als sie bisher Jack anvertraut hatte.
Sie hatte sich ihre Brille jetzt wieder aufgesetzt und lächelte Paul mit unschuldigem Augenaufschlag durch die dicken Gläsern hindurch zu. „Ihre Angestellte hat mir einfach nur erklärt, dass Sie die Ausstattung des Fitnessstudios modernisieren ließen, nachdem Sie letztes Jahr selbst so eine traumatische Erfahrung gemacht hätten. Und ich muss schon sagen, ich finde es außerordentlich beeindruckend, wie Sie ein Trauma, mit dessen Nachwirkungen andere Leute noch jahrelang kämpfen, einfach zumAnlass genommen haben, eine so wunderschöne Einrichtung zu schaffen.“
Leatherman mochte es sehr, wenn junge Frauen ihm Komplimente machten. Jack hatte es von Eva erfahren, und Mallory schien es auf andere Weise herausgefunden zu haben. Sie arbeitete professionell, und genauso routiniert war sie jetzt dabei, Paul Leatherman um den kleinen Finger zu wickeln.
Der ältere Mann strahlte sie an. „Junge Lady, sagen Sie Ihren Eltern einfach meinen Namen, und ich werde dafür sorgen, dass sie erster Klasse hier untergebracht werden!“
„Oh, danke sehr, Mr. Leatherman, …“
„Paul.“
„Ich danke Ihnen, Paul. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich war einfach nur ehrlich beeindruckt von diesem tollen “Fitnessstudio und habe mir Sorgen um Ihre Gesundheit gemacht.“
Leatherman wandte sich Jack zu. „Sie haben da eine wirklich außergewöhnliche Kollegin.“
„Das werde ich gern weitersagen“, entgegnete Jack mehr für Mallory als für Paul. Denn für ihre Bewerbung als Teilhaberin würde es wichtig sein, welchen Eindruck die Mandanten von ihr hatten. „Und vergessen Sie nicht, was für ein Glück es erst für Sie wäre, jemanden wie diese Dame auf Ihrer Seite zu wissen!“
Mallory wurde es ganz warm ums Herz, als sie hörte, was Jack da sagte. Natürlich wusste sie, dass er es weniger ihretwegen gesagt hatte als vielmehr, um seine Kanzlei für die Scheidungssache zu empfehlen. Doch er sah sie so viel sagend dabei an, dass ihr klar war, er meinte es auch persönlich.
„Ich fühle mich wieder viel besser als damals, vielen Dank“, sagte Paul Leatherman. „Das Fitnessstudio ist Teil meiner neuen Lebensweise. Und dass ich wieder frei sein will, gehört dazu.“
„Frei, um was zu tun?“ fragte Mallory interessiert nach. „Sie wissen doch, dass Sie uns alles sagen können.“
Sie ließ es absichtlich scherzhaft klingen. Leatherman sollte das Gefühl haben, kein Risiko einzugehen, wenn er ihnen sein Geheimnis preisgab. Das war auch der einzige Grund, warum sie das Herzproblem ihres Vaters überhaupt erwähnt hatte. Man vertraute sich leichter jemandem an, von dem man etwas Persönliches wusste.
Zwar hatte Mallory es nie offen zugegeben, aber der Vorfall hatte sie damals sehr getroffen. Anstatt sich umso mehr angespornt zu fühlen, möglichst schnell Teilhaberin zu werden, bevor ihr Vater gesundheitlich noch schwerer angeschlagen war, hatte sie angefangen, darüber nachzudenken, wie schnell alles vorbei sein konnte, ohne dass man wirklich etwas von seinem Leben gehabt hatte. Sie hatte gemerkt, dass sie gar nicht so glücklich war, wie sie immer gedacht hatte. Sie war in Panik ausgebrochen und hatte sich gezwungen, nicht mehr daran zu denken, denn sonst hätte sie sich mit ihrem unbefriedigenden Lebensstil auseinandersetzen müssen.
Jetzt aber gab es Jack. Und die Vorstellung, wieder in das gewohnte Leben daheim in New York zurückkehren zu müssen, hing wie ein Damoklesschwert über ihr.
Leatherman brach auf einmal in schallendes Gelächter aus. „Sehen Sie? Ich breite mich hier über meine Männerfantasien aus, und sie hört nicht einmal zu. Muss ich jetzt beleidigt sein?“
Mallory wurde rot, weil ihr bewusst wurde, dass sie nicht weiter auf das Gespräch geachtet hatte.
Jack lachte gemeinsam mit Leatherman. „Ach was. Selbst wenn sie zugehört hätte, könnten Sie ihr trotzdem noch ins Gesicht sehen. Mallory gehört zu uns Jungs!“Mallory hätte am liebsten über den Tisch gelangt und ihn kräftig gewürgt! Dabei war es ihr egal, ob dieser Satz nur dazu dienen sollte, Leathermans Vertrauen zu gewinnen. Es spielte auch keine Rolle, dass Jack sofort zu bereuen schien, was er da gesagt hatte.
Die Worte taten ihr weh, schlimmer als neulich jene über ihre eiskalte Fassade. Denn das war am ersten Tag gewesen, als er sie noch nicht näher gekannt hatte. Jetzt aber wusste er mehr über sie als
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