MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
gehört das jüngst durch Um- und Überbau des Bahnhofs Wien-Mitte erneut städtebaulich aufgewertete Stadtviertel zu den meistfrequentierten touristischen Zielen Wiens.
Spaziergang 4: Nordöstliches Stadtzentrum und Weißgerberviertel
Spaziergang
Vom Stephansplatz geht es über die Rotenturmstraße durch die mit Cafés, Bars und Restaurants „gespickte“ Bäckerstraße zum Dr.-Ignaz-Seipel-Platz . Der trägt erst seit 1949 den Namen des zweiten österreichischen Bundeskanzlers, hieß davor Universitäts- und noch früher Jesuitenplatz. Er zählte schon im Mittelalter zu den wichtigsten Adressen der Stadt, weil hier 1385 die bereits 1365 gegründete Alte Universität angesiedelt wurde. Im 1755 bezogenen Universitätsneubau im Rokokostil residiert seit 1857 die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die am 14. Mai 1847 als Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien entstanden ist und sich bis heute in erster Linie auf naturwissenschaftlichem Sektor profiliert. Gleich daneben breitet sich der frühere Konvent der Jesuiten aus, dessen papst- und kaisertreue Bewohner im Zuge der Gegenreformation über Forschung und Lehre wachten. Von ihrer → Universitäts-Jesuitenkirche geht es durch die handtuchschmale Jesuiten- in die pittoreske Schönlaterngasse, deren meist hinter barocken Fassaden verborgene Bausubstanz größtenteils noch aus dem 13. und 14. Jh. datiert.Am Haus Nr. 6 hängt eine Kopie der dekorativen schmiedeeisernen Laterne, der die Straße ihren Namen verdankt (das Original befindet sich im Wien Museum).UnterNr. 5 verbirgt sich das älteste Kellergewölbe Wiens,inNr. 9 ist mit der Alten Schmiede eine der ambitioniertesten Kulturveranstalterinnen Wiens in Aktionund anNr. 7 ist ein Sandsteinrelief mit dem Abbild eines hässlichen Fabelwesens angebracht. Der Legende zufolge hat der damalige Besitzer des sog. Basiliskenhauses hier anno 1212 einen Basilisken, also ein echsenartiges mythisches Wesen mit giftigem Atem und tödlichem Blick, zur Strecke gebracht. Das sei ihm gelungen, indem er dem Ungeheuer einen Spiegel vorgehalten habe, worauf es angesichts seines eigenen Furcht einflößenden Anblicks zu Stein erstarrt sein soll.
Neben einem Alt-Wiener Gasthaus, das in Erinnerung an diese Ereignisse Zum Basilisken (Schönlaterngasse 3–5) heißt, tauchen wir durch einen Torbogen in die Ruhe und Beschaulichkeit des → Heiligenkreuzerhofes ein. Der um einen malerischen Innenhof gruppierte Gebäudekomplex der früheren Klosteranlage wuchs in der Mitte des 18. Jh. und wird heute gewerblich und gastronomisch genutzt. Wir verlassen ihn via Köllnerhofgasse, deren Namen an den hier einst angesiedelten Handelssitz Kölner Kaufleute erinnert, und erreichen eine Straße namens Fleischmarkt, an der sich im 18. Jh. bevorzugt deren griechische Berufskollegen niederließen. Davon zeugen die 1861 erbaute, von Theophil von Hansen entworfene Griechisch-Orientalische (Orthodoxe) Metropolitankirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit direkt am Fleischmarkt und die Griechisch-Orthodoxe Kirche St. Georg in der idyllischen Griechengasse gleich um die Ecke. Zwischen beide Gotteshäuser, die heute 10.000 griechischstämmige Wiener zum Gebet rufen, klemmt sich das Griechenbeisl, in dem so berühmte Persönlichkeiten wie Beethoven, Brahms, Grillparzer oder Nestroy gegessen und gezecht haben sollen.
Schräg vis-à-vis der orientalisch anmutenden Backsteinkathedrale, die übrigens seit 1963 auf Weisung des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel Sitz des Metropoliten von Österreich, Ungarn und Mitteleuropa ist, stoßen wir auf das Buddhistische Zentrum Karma Kagyu Sangha ( www.karma-kagyu.at )und die ukrainisch-griechisch-katholische St.-Barbara-Kirche , an der wir rechter Hand in die Postgasse abbiegen. Letztere wird seit gut 150 Jahren vom alten Hauptpostamt flankiert und führt geradewegs zu → Dominikanerkirche und -kloster, von wo wir uns über die Dominikanerbastei zur Postsparkasse bewegen. Nach Umrundung des gigantischen Baukörpers im modern-funktionalen Design machen wir uns drinnen im → Wagner:Werk – Museum Postsparkasse seine architekturgeschichtliche Bedeutung bewusst, bevor wir als Kontrastprogramm das machtstrotzende neobarocke → Regierungsgebäude direkt vis-à-vis auf uns wirken lassen. Zwischen dem ehemaligen Kriegsministerium, vor dem der siegreiche Feldmarschall Radetzky (1766–1858) reitet, und Otto Wagners ergreifend schlichtem Zweckbau öffnet sich der Georg-Coch-Platz mit einer
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