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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hochzunehmen und auf eine bessere Gelegenheit zu warten.»
    «Das hast
du
aber nicht gemacht.»
    «Damals nicht. Ich konnte sie überraschen, und ich war schon raffiniert, als ich auf die Welt kam, und bin im Laufe der Jahre noch viel raffinierter geworden.
    Wenn du eine allgemeine Regel willst, dann konzentriere dich auf den Mann, nicht auf die Waffe, und sieh zu, daß du ihn möglichst schnell außer Gefecht setzt.»
    «Ich hab gesehen, wie du es mit dem Silberhaarigen gemacht hast. Aber was war mit dem anderen?»
    «Ich habe ihn hier», sie legte ihre Hand unter seinen Kiefer, «und hier getroffen, mit meinem Knie». Sie schob ihren Schenkel auf ihn zu. «Aber probier auch das nicht, Giles, denn dabei hängt alles vom richtigen Zeitpunkt ab. Am besten, du versuchst überhaupt nichts, und wir sprechen nicht mehr davon. Bist du müde oder möchtest du mich lieben?»
    «Eigentlich beides.»
    «Gut, dem Manne kann geholfen werden. Wir führen alles.»
    «Du bist ein wunderbares Mädchen, Modesty.» Er legte die Hand auf ihre Wange, und die Berührung sandte eine neue Welle der Zuneigung durch ihren Körper, warm und erregend. Er war kein raffinierter Liebhaber, keiner, der sich an die Bücher hielt, aber er verschaffte ihr eine eigenartige, wohltuende Befriedigung.
    Fraser rief am nächsten Morgen um zehn an.
    «Sie bereiten sich auf eine Belagerung vor», sagte er, ohne sich mit Vorreden aufzuhalten. «Ich habe sie von einem Mann aus einer gegenüberliegenden leeren Wohnung beobachten lassen. Lieferungen aller Art. Sie decken sich ein. Und keiner hat das Haus verlassen. Sie bleiben auf dem verdammten Tresor sitzen, bis Siewissen-schon-Wer aus den Staaten zurückkommt, und wenn er sich weigert mitzuspielen, rufen sie den Mann von Sie-wissen-schon-welcher-Botschaft und übergeben ihm den Kram.»
    «In Ordnung, Jack», sagte Modesty. «Danke.»
    «Zum letztenmal, lassen Sie die Finger davon.»
    «Ich halte Sie auf dem laufenden.» Sie legte auf und kehrte an den Frühstückstisch zurück. Willie las die Morgenzeitung. Weng, ihr Diener, brachte frischen Kaffee.
    «Noch etwas Toast, Willie?»
    «Nein, danke. Prinzessin. Ich bin satt. Wo ist Giles?»
    «Der schläft bis Mittag. Ich hab ihm letzte Nacht gesagt, daß er nur in deiner oder meiner Begleitung aus dem Haus darf, aber ich bin nicht sicher, ob das jetzt noch gilt. Jedenfalls für die nächsten Tage.»
    Sie erzählte ihm, was Fraser berichtet hatte. «Wenn sie sich einigeln, können sie nichts anstellen.»
    Willie nickte. «Ich weiß jemanden, der ein Auge auf Giles haben könnte, wenn wir zu beschäftigt sind. Wee Jock Miller ist in der Stadt. Ich vergaß, es dir zu sagen.»
    Wee Jock Miller war ein vierschrötiges Muskelpaket, kaum größer als einsfünfzig, mit einem Gesicht voller Rasiermessernarben und nur einem guten Auge.
    Er war vor reichlich vierzig Jahren in einem Elendsviertel von Glasgow geboren worden. Vier Jahre lang war er für das gesamte Transportwesen des «Netzes»
    verantwortlich gewesen, der Verbrecherorganisation mit Sitz in Tanger, die Modesty aufgezogen und geleitet hatte. Wee Jock war ein wortkarger Mensch und ein technisches Naturtalent. Ein geborener Ingenieur, meisterte er alles, was Räder, Ketten oder Kiel hatte. Er hatte die Sehkraft seines Auges eingebüßt, als er für das «Netz» gearbeitet hatte, und war mit einer Garage in Glasgow und einer Rente abgefunden worden. Das «
Netz
» kümmerte sich um seine Leute.
    Modesty erinnerte sich noch an die mürrische Miene, mit der Wee Jock stets ihre Anweisungen entgegengenommen hatte, und an das unheilverkündende Atemholen, das von unsagbaren Problemen und Schwierigkeiten sprach. Und doch hatte er sie nie im Stich gelassen. Einmal hatte sich ein Mann durch Jocks unfreundliches Benehmen ihr gegenüber dazu verleiten lassen, unverschämt zu werden. Wee Jock hatte ihm prompt das Nasenbein gebrochen.
    «Wir müssen ihn zu einem Drink einladen», sagte sie und hielt ihre Kaffeetasse in beiden Händen. «Wir werden ihn bitten, den Rolls-Royce zu überholen. Ich sehe es furchtbar gern, wenn er so finster dreinblickt, und ihm macht es genausoviel Spaß.» Weder sie noch Willie hatte den Welbury Square auch nur mit einem Wort erwähnt. Sie warteten einfach und hofften, daß irgend etwas kommen würde, denn sie wußten, daß man es nicht übers Knie brechen konnte, weil es eine neue Idee sein mußte.
    «Ich mag Giles», sagte Willie beiläufig und legte die Zeitung weg. «Er hat irgendwas an

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