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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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zurückgeschickt wurde.
    Barbara hatte geschossen. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen Menschen gefeuert. Getroffen hatte sie ihn am linken Oberarm und in der Schulter, aber sie hatte ihn nicht getötet. Tot war er trotzdem.
    Uwe Laube war aus dem Fenster gestürzt. Das hätte durchaus glimpflich abgehen können, wäre nicht die Machete gewesen. Mit ihr hatte er sich selbst entleibt. Vielleicht ein Unfall, aber eher war wohl anzunehmen, dass er sich irgendeinem Gott geopfert hatte.
    »Ich muss.« Pentzien stand auf. »Ein paar meiner Leute haben vor zwei Stunden begonnen, das Grundstück in Groß Klein umzugraben. Bisher wurde noch kein Schädel gefunden. Aber im Haus …« Er hielt inne, weil ihm die Grünberg einen wütenden Blick zuwarf. »Weißt du, das kriegst du noch früh genug mit. Ruh dich erst mal aus.«
    »Jetzt hast du mich aber angefüttert«, sagte Barbara. Gott, ihre Stimme war nur ein Hauch.
    »Später. Alles Gute!« Pentzien ging.
    Barbara wandte sich hilfesuchend an Uplegger. Der lehnte an der Spüle und hatte einen Zettel in der Hand.
    »Los, sagen Sie’s mir! Ich bin aufnahmefähig.«
    »Die Eltern. Beide enthauptet.«
    »Was?« Barbara schnellte zurück. »Aber der Chef hatte Schutzmaßnahmen angeordnet!«
    »Na ja, da standen zwei Streifenwagen auf der Straße«, meinte Uplegger verlegen, als wäre er schuld. »Laube hat sich wohl von hinten genähert, von der Warnow her. Er ist vermutlich sogar durchs eiskalte Wasser gewatet. Und dann der Nebel …«
    »Der Nebel entschuldigt natürlich jedes Verbrechen«, sagte Barbara, der es von Minute zu Minute besser ging. Dann zeigte sie auf den Zettel. »Was ist das?«
    »Ach, der lag im Flur. Haben Sie wohl selbst geschrieben.« Er reichte ihn ihr.
    Barbara schaute ihn an, und sofort fiel ihr ein, dass sie das Spanischbuch von Vladimiro gefunden hatte, von Vladimiro Macchi. In Leipzig 1967 erschienen. Und dass sie trotz oder eher wegen ihrer kreiselnden Gedanken noch etwas recherchiert hatte.
    Auf dem Zettel stand das Ergebnis: Mit der Machete hacken hieß tatsächlich machetear .

Epilog: Moorleiche
    Der verregnete Winter in Eckernförde war nach kurzem, hoffnungsfrohem Frühling Anfang Juni in einen regenreichen Herbst übergegangen. Torben Gasser schaute zum Fenster hinaus. An der Scheibe vereinigten sich die Regentropfen zu breiten Rinnsalen. Versonnen betrachtete er das Stück Gerichtsstraße, das er von seinem Büro aus sehen konnte: Die Bäumchen dort beugten sich in den orkanartigen Böen. Seit fast 25 Jahren arbeitete er nun bei der Kriminalpolizei-Außenstelle Eckernförde. Vor ihm lag in einer unscheinbaren bräunlichen Mappe sein vielleicht nächster Fall.
    Als humorvoller Norddeutscher behauptete Kriminaloberkommissar Gasser gern, es werde in naher Zukunft auch in Deutschland nur noch einen Wechsel von Regen- und Trockenzeit geben.
    Er erhob sich, trat zur Kaffeemaschine, um seinen Schietwedder -Pott mit starkem Türkentrank zu füllen. Für ihn war trotz Regens irgendwie ein Sonnentag, denn auf seinem Schreibtisch lagen die 20 Belegexemplare seines neuen Buches. Schon immer hatte sich Gasser in seiner knappen Freizeit für Heimatgeschichte interessiert. Vor fünfzehn Jahren war er der Eckernförder Heimatgemeinschaft beigetreten und dort inzwischen Leiter der AG Neuere Geschichte . Gemeinsam mit seiner Frau, die als Deutsch- und Geschichtslehrerin an der Waldorfschule arbeitete, verfasste er heitere Broschüren zur Landesgeschichte. Ihr erstes Büchlein, 2002 erschienen, hatten sie Schleswig-Holsteins Preußenzeit gewidmet, nun hatte der Eider-Verlag Rendsburg ihr viertes Werk ausgeliefert: Das Ehrenwort des Heidemörders. Schleswig-Holsteinische Nachkriegsgeschichte(n) für die Badewanne.
    Alle Kollegen, denen es Gasser gezeigt hatte, hatten gelacht oder wenigstens geschmunzelt. Er hatte es heute schon einige Male aufgeschlagen und an den Seiten gerochen, wie er es bei jedem Buch tat. Und er hatte auch sofort den obligatorischen Druckfehler entdeckt; auf Seite 13 – ausgerechnet! – fehlte beim Wort Waterkantgate das zweite t.
    Die bräunliche Mappe enthielt einen Bericht der Rechtsmedizin in Kiel über einen Frauenkopf, der vor drei Wochen zwischen Domsland-Siedlung und Diestelkamp aufgetaucht war. Ein Ort mit Geschichte: Früher hatte sich an dieser Stelle das Domslandmoor befunden; hier war am 19. Mai 1952 die wohl berühmteste Moorleiche Deutschlands entdeckt worden, die als Mädchen von Windeby in den Bestand des

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