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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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mit Aktenschränken, Schreibtisch, Pinboard und Stahlschrank. Nur die Sitzgruppe für die Einstellungsgespräche wich vom Standard ab.
    Steinmann war ein stark übergewichtiger Mann ohne Hals, der den Krawattenknoten offen lassen musste, um nicht zu ersticken. Die kleinen flinken Schweinsäuglein waren tief eingesunken in das aufgeblähte Gesicht, dessen rötlich-violette Farbe hohen Blutdruck, vielleicht auch eine Herzkrankheit verhieß. War er mit der Wohnungsbaugesellschaft alt geworden, von der ein Plakat über dem Schreibtisch verkündete, sie habe 2011 ihren 50. Gründungstag gefeiert?
    Er selbst schien sich für unwiderstehlich zu halten. Da er das Jackett ausgezogen und über die Lehne des Schreibtischsessels drapiert hatte, sah man ein dünnes Goldkettchen am rechten und eine wuchtige Taucheruhr am linken Handgelenk. Mit einem gönnerhaften Lächeln, das fest in seine Züge eingewachsen war, bestellte Steinmann im Vorzimmer Kaffee, stellte Frau Koplow vor und klopfte ihr auf die Schulter. Das tat er wahrscheinlich oft, aber sie zuckte dennoch zusammen und machte sich klein.
    Frau Koplow trug die exakte Frisur weiblicher Führungskräfte, das heißt, die Locken sahen aus, als wären sie aus Stahl. Kein Windzug konnte ihnen etwas anhaben, und selbst im Falle, dass ein Mann über sie kam: Die Locken hielten.
    Sie war in den 40-ern, eher am Anfang, hatte eine blaugeränderte Brille auf der Nase, die teuer aussah, ansonsten zeigte sie sich in grauer Hose mit scharfer Falte, Pumps und einer dezent blauen Bluse.
    »Bitte!«, sagte Steinmann und machte eine einladende Geste zur Sitzgruppe, wo Frau Koplow bereits Platz genommen hatte. Einladende Gesten in die Richtung von Sitzgruppen standen Barbara mittlerweile sonst wo. Aber sie setzte sich, so wie Uplegger auch. Eine Sekretärin brachte den Kaffee, Steinmann von Welt nahm ihr das Tablett an der Tür ab und spielte selbst den Ober. Er verteilte die üblichen Utensilien und stellte sogar ein Tellerchen mit Schokowaffelröllchen auf den Glastisch. Barbara konnte keine Glastische mehr sehen.
    »Sie kommen wegen Frau Schultz«, sagte der Personaler.
    »Ja.«
    »Sie wird vermisst?«
    »Ja.«
    »Vermissen Sie sie auch?«, wollte Uplegger wissen.
    »Äh … Frau Koplow?«
    »Na ja, ich habe mir schon Gedanken gemacht. Ich habe gedacht, dass sie vielleicht krank ist, Grippe oder so, was kein Wunder wäre – bei diesem Wetter! Aber sie ist sehr zuverlässig, sie hätte angerufen.«
    »Also haben Sie sich Sorgen gemacht?«
    »Sorgen? Na, Gott, Sorgen noch nicht. Sie fehlt ja erst zwei Tage …«
    »Aber wenn eine zuverlässige Kollegin zwei Tage fehlt?«
    »Was hätte ich denn tun sollen?« Frau Koplow fühlte sich sofort angegriffen. »Ihrer Meinung nach?«
    »Sie hätten zu ihr nach Hause fahren können.«
    »Nach Lütten Klein?« Es klang nach Weltreise.
    »Ja. Oder anrufen.«
    »Das habe ich getan. Also nicht ich, sondern Frau Iskander, eine Mitarbeiterin. Mehrmals. Es ging immer nur der Anrufbeantworter an.«
    Barbara fragte: »Wie viele Personen arbeiten denn in Ihrem Bereich?«
    »Wir sind zu dritt. Frau Iskander, Frau Schultz und ich.«
    Barbara war überrascht: »Damit ist der gesamte Bereich Technik/Modernisierung/Reparatur abgedeckt?«
    »Nein, nein, es gibt noch eine gesonderte Abteilung Technische Dienste«, erklärte Steinmann, der bisher nur seine Taucheruhr am Handgelenk gedreht hatte. Barbara konnte sich nicht vorstellen, dass er sie auch zweckgerichtet einsetzte. »Der Bereich von Frau Koplow ist für die Auftragsbearbeitung und für das Organisatorische zuständig. Die Ausführung der Arbeiten obliegt dann Herrn Wachkowiak und seinen Leuten. Der hat schon eine große Truppe unter sich. Zum Beispiel die Hausmeister. Richtig, Frau Koplow?« Er klopfte ihr nicht auf die Schulter, wahrscheinlich weil sein Arm nicht zu ihr reichte, aber er bedachte sie mit einem besonders gönnerhaften Lächeln. Sie bestätigte.
    »Mit Mieten und Nebenkosten hat Frau Schultz nichts zu tun?«, erkundigte sich Uplegger.
    »Nein, das ist Sache der Buchhaltung. Wir haben dort drei Mitarbeiterinnen, die direkt von der Geschäftsführung angeleitet werden: Frau Ratikau macht die Mietenbuchhaltung und die Fremdverwaltung und hat die Kasse unter sich, Frau Honner ist für die Betriebskostenabrechnung zuständig, Frau Theißen für die interne Buchhaltung und die Versicherungen. Frau Schultz ist mit all diesen Dingen nie in Berührung gekommen … außer, sage ich mal, als Genossin und

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