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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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bekümmert, daß mir klar wurde, daß allein die Worte »Sophies Tod« für sie wie ein Schlag gewesen waren.
    »Der Anwältin zufolge«, fuhr Joseph fort, »geht es hier nicht um die Schuldfrage, sondern um die simple Festlegung des Richters, wie hoch die Kaution sein soll.«
    Oder ob überhaupt eine festgesetzt wurde. Aber ich sagte nichts. Ich setzte mich neben Mitzi und fragte sie, wie es ihr ginge.
    »Recht gut. Ich werde nur froh sein, wenn ich Arthur mit nach Hause nehmen kann.«
    Arabella tätschelte ihre Hand. »Das ist alles einfach verrückt.«
    »Wir müssen Mama beerdigen«, sagte Sue Batson.
    Wir blickten sie alle erschrocken an. Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    »Ja. Sie kann nicht einfach so in diesem Leichenschauhaus liegen. Daddy haben wir am Tag nach seinem Tod begraben, und der arme David wurde noch am selben Tag, an dem er umkam, beerdigt. Wir haben ihn so schnell unter die Erde gebracht.«
    Joseph Batson rückte zu seiner Frau hinüber und legte ihr den Arm um die Schulter.
    Arabella preßte die Hände zusammen; die Knöchelschimmerten weiß. »Mama und Daddy wollten es so, Sue. Du weißt das.« Sie blickte ihre Schwester an. »Niemand von uns konnte damals klar denken.«
    »Das ist allerdings wahr.«
    »Pst, Sue.« Joseph Batson tätschelte den Arm seiner Frau. »Im Moment kann auch keiner von uns klar denken.«
    Ich hatte keine Ahnung, was da zwischen den Schwestern los war, aber eins war offensichtlich. Sue wußte nichts von dem Wunsch ihrer Mutter, daß man sie einäschern und ihre Asche vom Vulcanus streuen solle. Ich beneidete Arthur nicht um die Aufgabe, es ihr beizubringen.
    Sue Batson griff in ihre Handtasche, zog ein Taschentuch heraus und fuhr sich damit übers Gesicht. »Ich gehe zur Toilette«, verkündete sie und marschierte den Flur hinunter.
    »Tut mir leid, Arabella«, sagte Joseph. »Sie ist einfach völlig außer Fassung.«
    Arabella nickte.
    »Ich möchte Arthur sehen«, sagte Mitzi.
    Ich ergriff ihre Hand. »Das wollen wir alle.«
    Aber es dauerte noch etwa fünfzehn Minuten, bis sich die Tür öffnete und eine hübsche blonde Frau den Kopf herausstreckte. »Dr.   Batson, könnten Sie einen Moment hereinkommen?«
    »Natürlich.« Er blickte den Flur hinunter. Sue war noch nicht von der Toilette zurückgekehrt.
    »Ich schau mal nach ihr«, sagte ich.
    »Danke.« Er folgte der Frau, von der ich annahm, daß es sich um Peyton Phillips handelte, in den Gerichtssaal.
    »Ich mach’ das schon, Mrs.   Hollowell«, sagte Arabella.
    Ich wußte nicht, ob das eine gute Idee war, aber zum Glück sahen wir in dem Moment Sue den Flur entlangkommen.
    »Wo ist Joseph?« fragte sie. Die Zeit in der Damentoilette war offenkundig mit kaltem Wasser und der Erneuerung des Make-ups verbracht worden. Sues Augen waren noch immer verschwollen, aber sie hatte sich wieder im Griff.
    »Er ist mit der Anwältin hineingegangen«, sagte ich und deutete auf die Tür.
    Sue kehrte zu ihrem Fenster zurück. Arabella verkündete, daß sie gleich zurücksein würde, und ging den Flur hinab. Mitzi stand auf, streckte sich und setzte sich wieder.
    Die nächsten paar Minuten schienen endlos. Arabella kam nicht zurück, Sue stand an ihrem Fenster, und Mitzi und ich versuchten Konversation zu machen, was hoffnungslos war, da jeder zweite Satz von uns lautete: »Was machen die da drin wohl?«
    Endlich öffnete dieselbe Frau wie zuvor die Tür und bat Mitzi herein.
    Sie preßte meine Hand, als sie aufstand. »Sag mir, daß alles okay mit ihm ist, Patricia Anne.«
    »Es ist alles okay mit ihm, Mitzi.«
    »Es ist wirklich alles okay mit ihm, Mrs.   Phizer«, sagte die Blondine.
    Was hoffentlich bedeutete, daß der Richter Arthur gegen Kaution freiließ.

11
    Als Mitzi weg war, kam Sue zu mir herüber und setzte sich neben mich. »Tut mir leid, Mrs.   Hollowell. Sie erleben meine Familie nicht von ihrer besten Seite.«
    Das konnte ich nur hoffen.
    »Das mit Ihrer Mutter ist so traurig«, sagte ich. »Sie schien eine ganz reizende Frau zu sein.«
    »Ja, das war sie wirklich.« Sue war dabei, das Papiertaschentuch in ihrer Hand in kleine Stücke zu zerreißen. »Sie war die liebste, freundlichste Frau auf der Welt. Es ist einfach nicht zu begreifen, daß jemand sie umgebracht hat.« Fetzen des Papiertaschentuchs schwebten zu Boden. Sie bückte sich und hob sie auf.
    »Joseph und ich haben uns so gefreut, als Mutter sich entschied, zur Behandlung nach Birmingham zu kommen. Wir dachten, sie würde bei uns wohnen.

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