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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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noch immer Gloria anstarrte.
    »Harding!« Ich biß die Zähne
zusammen. »Ich meine den Polizeileutnant! Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »O ja!« sagte Bailey rasch.
»Ich hatte nicht den Eindruck, daß er sehr erfreut über die Nachricht gewesen
ist. Aber er ist schon unterwegs mit der Mordkommission!«
    Er trat aus der Kabinentür und
bot Gloria höflich seinen Arm.
    »Gestatten Sie mir bitte, Sie
in Ihre Kabine zu geleiten, Miss Van Raben«, murmelte er. »Dies hier ist kein
Ort für eine Dame und schon gar nicht für eine so schöne Dame!«
    »O — ich danke Ihnen«,
erwiderte Gloria mit plötzlich erwachtem Interesse.
    Ich kniete wieder neben dem
Toten nieder und sah ihn mir genauer an. Mike Swain war durch den Kopf
geschossen worden. Die Kugel saß direkt zwischen seinen Augen — wie auch bei
Ellen Fitzroy .
     
     
     

8
     
    Der Jachthafen sah wirklich
nett aus, im Schein der aufgehenden Sonne, mit golden glitzerndem Wasser und
so. Ich zündete mir eine Zigarette an, und sie schmeckte genauso wie die
vorhergegangenen, nämlich nach altem Stroh aus einem Stall. Dann blickte ich
wieder Leutnant Harding an.
    »Sie haben sie alle vernommen?«
fragte ich.
    »Jeden einzelnen«, antwortete
er. »Sie warten noch immer draußen. Warum, zum Teufel, soll ich sie schlafen
lassen, wenn ich es auch nicht kann?«
    »Was für ein sadistischer
Polizist Sie doch sind«, sagte ich bewundernd. »Ein wahrer Diener des Volkes
und so.«
    Er schaute mich einen Moment
mißtrauisch an.
    »Der Staatsanwalt geht an die
Decke, wenn er von diesem zweiten Mord erfährt«, sagte er dann.
    »Das war nichts anderes als ein
Akt ausgleichender Gerechtigkeit«, entgegnete ich. »Wie dieser Bursche es nur
geschafft hat, den Job als Versicherungsdetektiv bei einer angesehenen
Gesellschaft zu bekommen? Das werde ich wohl nie ergründen können!«
    »Sicher nicht«, knirschte er.
»Weil er nämlich keiner war!«
    »Wie bitte?«
    »Der wirkliche
Versicherungsdetektiv kommt erst heute irgendwann im Laufe des Tages, und sein
Name ist Chalmers.«
    »Wer, zum Teufel, war dann Mike
Swain?« fragte ich.
    »Ein kleiner Ganove«, knurrte
er. »Ein Gorilla mit viel Muskeln und wenig Hirn, dumm und gewalttätig. Sie
kennen diese Sorte, Boyd.«
    »Ich schätze ja«, stimmte ich
zu. »Aber wie...«
    »Jemand kam auf die glorreiche
Idee, ihn ins Spiel zu führen«, unterbrach er mich. »Ich glaube auch schon zu
wissen, wer sich diesen Scherz ausgedacht hat.«
    »Und wer könnte das sein?«
    »Wer sonst wohl als Lou Baron?«
Harding zuckte die Schultern.
    »Aber Baron war doch der erste,
den er sich aufs Korn genommen hatte«, wandte ich ein. »Fleischklops und
Fingers kümmerten sich um ihn und legten ihn in drei Sekunden auf die Matte.«
    »Unter Zeugen, wie?«
    »Ich war dort und April Showers auch, wenigstens als es anfing«, sagte ich.
    Harding nickte.
    »Das sind vertraute Töne,
Freund. Swain machte es nichts aus, auch zehnmal zusammengeschlagen zu werden,
solange er ordentlich dafür bezahlt wurde.«
    »Ich sehe trotzdem noch nicht
durch«, sagte ich verwirrt. »Wozu sollte das wohl gut sein?«
    »Vielleicht finden wir es
heraus«, grunzte Harding. »Ich werde mir Baron noch einmal vorführen lassen.
Bleiben Sie hier und hören Sie zu, wenn Sie wollen.«
    »Well — danke«, sagte ich und
fragte mich, ob ich mich wohl auch nicht verhört hatte.
    »Nehmen Sie es als einen
Gefallen von mir, Boyd«, sagte er kühl. »Als den einzigen, den ich Ihnen tun
werde!«
    Harding rief einen der
uniformierten Cops herein, die vor der Tür standen, und trug ihm auf, Baron zu
holen. Während wir auf ihn warteten, trat ich zum Fenster und blickte zum zweitenmal hinaus auf den Hafen. Vom Büro des Managers des
Restaurants aus, in dem wir uns befanden, bot sich mir ein so herrlicher
Ausblick, daß ich mir wünschte, den Rest meines Lebens damit zu verbringen, den
Inland-Wasser-Weg im Rhythmus der Jahreszeiten auf und ab zu gondeln.
    Und dann stand Lou Baron im
Zimmer. Seine langen Arme baumelten an seinen Seiten hin und her, und er wirkte
wie einer der allerersten Menschen aus einem urzeitlichen Sumpf. Er trug ein
Sporthemd und glänzende Baumwollhosen dazu. Eine Sonnenbrille auf seiner Nase
nahm seinem riesigen Schädel ein wenig von seinen gigantischen Ausmaßen, konnte
jedoch den gemeinen Ausdruck seines Gesichts nicht verdecken.
    »Was, zum Teufel, soll das,
Leutnant?« fragte er aufgebracht. »Das große Spiel? Mit Ihnen am Drücker und
mir als den kleinen weißen

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