Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
näher ans Pferd heran. Es hatte sehr wenig mit einem echten Pferd gemein. Sie berührte es an der Flanke. Kalt und trocken wie altes Papier. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Raus von hier. Macht schon, ihr beiden. Steigt auf! Kumiko vorne, Tick hinten.«
    Tick beäugte das Roß. »Da rauf?«
    Sie sahen keine andern Menschen im Ueno Park, als sie auf eine grüne Wand zuritten, die sich allmählich als sehr un-japanischer Wald entpuppte.
    »Aber wir sollten in Tokyo sein«, protestierte Kumiko, als sie in den Wald eindrangen.
    »Nicht ganz exakt das ganze«, meinte Colin, »obwohl wir schon ein Tokyo finden würden, wenn wir danach suchten. Ich denke aber, ich weiß einen Ausgang ...«
    Dann fing er an, mehr von 3Jane und Sally und Angela Mitchell zu erzählen. Alles sehr
    merkwürdig.
    Die Bäume waren sehr hoch am andern Ende des Waldes. Dahinter nahm ein Feld mit hohem
    Gras und Wiesenblumen sie auf.
    »Schaut!« sagte Kumiko, als sie ein stattliches graues Haus durchs Astwerk sah.
    »Ja«, sagte Colin, »das Original steht am Stadtrand von Paris. Aber wir sind fast da. Am
    Ausgang, meine ich ...«
    »Colin! Hast du gesehn? Eine Frau. Da, da ...«
    »Jawohl«, sagte er, ohne überhaupt hinzuschauen. »Angela Mitchell...«
    »Echt? Die ist hier?«
    »Nein«, sagte er, »noch nicht.«
    Dann sah Kumiko die Gleiter. Hübsche Dinger, die im Wind schaukelten.
    »Da geht's lang«, sagte Colin. »Tick bringt dich zurück mit so 'nem ...«
    »Du liebes bißchen«, protestierte Tick von hinten.
    »Kinderleicht. Wie wenn du dein Deck bedienst. Ist das gleiche in dem Fall ...«
    Aus der Margate Road dröhnte Lachen herauf, das Grölen von Besoffenen, das Klirren einer
    Flasche, die auf Backstein zerschellte.
    Kumiko saß ganz regungslos im Polstersessel, ließ die Augen zu, erinnerte sich, wie der Gleiter den blauen Himmel stürmte ... und an mehr.
    Telefonläuten.
    Sie riß die Augen auf.
    Sie sprang hoch und sauste an Tick vorbei durch sein gestapeltes Gerät, suchte das Telefon, fand es schließlich. »Na, Hausmann«, sagte Sally weit weg durch statisches Hintergrundrauschen, »was ist'n? Tick? Alles klar, Mann?«
    »Sally, Sally! Wo bist du?«
    »New Jersey. He, Kleine? Kleine, was ist denn los?«
    »Kann dich nicht sehn, Sally. Der Monitor ist schwarz!«
    »Ruf aus 'ner Telefonzelle an! New Jersey. Was gibt's denn?«
    »Ich muß dir ganz viel erzählen ...«
    »Schieß los!« sagte Sally. »Hab nur'n Nickel.«
     
    6FKODFKW XP GLH )DEULN
     
    Sie beobachteten vom hohen Fenster bei Gentry unterm Dach, wie das Hovercraft brannte. Die Lautsprecherstimme war wieder zu hören. ª,KU PHLQW ZRKO GDV ZDU YHUGDPPW NRPLVFK KP "
    +DKDKDKDKDKDKD ILQGHQ ZLU DXFK :LU ILQGHQ HXFK YHUGDPPW NRPLVFK DOVR LKU 6SD‰JXHULOODV
    ODVVHQ ZLU
V krachen.'«
    Zu sehen war keiner, nur die Flammen am Hover.
    »Los, ziehen wir ab!« sagte Cherry dicht hinter ihm. »Nimm Wasser mit, Essen, wenn du was hast.« Ihre Augen waren gerötet, das Gesicht voller Tränen, aber ihre Stimme klang ruhig. Zu ruhig für Slicks Geschmack. »Komm schon, Slick, was können wir sonst tun?«
    Er sah sich kurz nach Gentry um, der auf seinem Stuhl vor dem Holotisch hockte, den Kopf in die Hände gestützt hatte und auf die weiße Säule starrte, die aus dem vertrauten, in Regenbogenfarben schillernden Dschungel des Sprawl-Cyberspace aufragte. Gentry hatte sich nicht gerührt, hatte kein Wort gesagt, seit sie zurück waren in der Dachkammer. Slicks linker Stiefelabsatz hatte dunkle Trittspuren auf den Boden gemacht,, Little Birds Blut. Er war hineingetreten, als er durch die Fabrik zurückging.
    Nun machte Gentry den Mund auf. »Ich konnte die andern nicht in Gang kriegen.« Er blickte auf die Steuereinheit in seinem Schoß.
    »Du brauchst eine Steuerung für jedes, das du bewegen willst«, sagte Slick.
    »Wird Zeit, daß wir den Count um Rat fragen«, sagte Gentry und warf Slick das Gerät zu.
    »Ich geh da nicht mehr rein«, sagte Slick. »Geh du!«
    »Nicht nötig«, meinte Gentry und drückte eine Console auf seiner Werkbank. Bobby the Count erschien auf einem Monitor.
    Cherry machte große Augen. »Sag ihm, daß er bald stirbt. Wenn du ihn nicht von der Matrix abkoppelst und ihn schleunigst in eine Intensivstation bringen läßt, stirbt er.«
    Bobbys Gesicht im Monitor wurde still. Der Hintergrund wurde scharf: Hals des eheren
    Hirsches, hohes Gras mit weißen Blumen, breite Stämme alter Bäume.
    »Hörst du, du Wichser«, schrie Cherry. »Du krepierst! Deine Lungen

Weitere Kostenlose Bücher