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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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>Kamikaze 89<, den Gibson als eine Art Cyberpunk-Vorläufer betrachtet.
    Gibson war schon beinahe dreißig, als er zu schreiben begann. Zu der Zeit machte er gerade sein Englisch-Diplom. Er hatte einen Professor mit einer komplizierten marxistischen Theorie, derzufolge populäre Literatur eine Art Pornographie sei, die den Status quo verstärke. Als er für ihn eine Arbeit darüber anfertigen mußte, fiel ihm ein, daß er als Quellenmaterial die SF
    verwenden könnte. Er begann wieder hervorzukramen, was er als Teenager gelesen hatte, und es radikal zu analysieren. Er begann auch die neuesten Veröffentlichungen aus der Mitte der siebziger Jahre zu lesen, eine ingesamt eher uninteressante Phase in der Science Fiction, zwischen der New Wave der sechziger Jahre und der neuen Welle der Autoren gelegen, die in den Achtzigern auf die eine oder andere Art medientechnisch geprägt auftraten. Zu ihnen zählt auch Gibson selbst, der unter dem Eindruck der erneuten Lektüre beschloß, einmal eine interessante Kurzgeschichte zu schreiben. Er wollte etwas machen, das er im Rahmen
    verschiedenster Filme, etwa der Sergio Leone-Italowestern, aber auch des Rock 'n' Roll
    wiederfinden konnte. Das war die Zeit, 1976/77, als der Punk aufkam und nicht nur in Gibsons Freundeskreis überall Bands gegründet wurden, für die er auch gelegentlich Texte schrieb.
    Womit seine Generation großgeworden ist, erklärt er, sind Rock 'n' Roll und Fernsehen und Kino, so daß von einer lesefreudigen Gesellschaft in Amerika eigentlich nicht mehr die Rede sein kann.
    Daher war ihm, als er mit dem Schreiben begann, bewußt, daß er gegen ein ganzes Spektrum der Pop-Kultur ankämpfen mußte. So verdanken sich die meisten und wichtigsten Einflüsse, die in seinen Texten Niederschlag gefunden haben, nicht oder nur wenig der Literatur, sehr viel mehr Einzelpersonen wie Lou Reed, dem amerikanischen Texter und Musiker, der die Gruppe Velvet Underground erst in Insiderkreisen und später, als sie sich bereits aufgelöst hatte, auch vor einem breiten Publikum zu größtem Erfolg geführt hat.
    Zu dieser Zeit, mitten in den Wirren des Punk, entstand Gibsons erste Kurzgeschichte,
    »Fragments of a Hologram Rose«, die er 1977 für 23 Dollar an 8Q(DUWK eine kurzlebige
    semiprofessionelle amerikanische Zeitschrift mit geringer Verbreitung, verkaufte. Aber seine Momentaufnahmen aus dem Leben eines Mannes, kurze Episoden aus einer futuristischen High Tech-Zeit, die keine Romantik mehr kennt, blieben ohne Resonanz. Es sollte Jahre dauern, bis Gibson sich wieder an eine weitere Geschichte setzte, obwohl schon seine erste, wie er in einem Gespräch mit Joseph Nicholas und Judith Hanna erklärt, »in Larvenform« alle wesentlichen Ideen enthalten, die seitdem in seinen anderen Texten aufgetaucht seien. »Nun, zu allem Anfang hat man den Protagonisten, der kaum in der Lage zu sein scheint, sich aus dem Bett zu schleppen ... Und es gibt so etwas wie eine unreine Fassung dieses Themas der Erinnerung, des
    kybernetischen Systems als Metapher für die Arbeitsweise des menschlichen Gedächtnisses, das meine einzige echte Sorge in bezug auf Computer ist. Es steckt auch etwas von dem Leder-und-Springmesser-Ding drin, eine Art Verbildlichung des Punk. Und da ist das Gefühl der Großen Gesellschaften, die im Hintergrund agieren, sowie die Idee von der vertraglich verpflichteten Zwangsarbeit für einige davon ...«
    Als Gibson wieder zu schreiben begann, erschienen ganze sechs von den neun weiteren
    Erzählungen, die bis heute entstanden, in dem amerikanischen Hochglanzmagazin 2PQL ein
    seltenes Zeichen für die Qualität und Wertschätzung, die ihm nun von Machern wie Lesern der Science Fiction gleichermaßen entgegengebracht wurde. Das war für Gibson wesentlicher Ansporn zum Weiterschreiben, der bei einer Arbeitsdauer von drei Monaten und einigen tausend Dollar Honorar pro Geschichte nun allmählich den Eindruck gewann, als Autor leben zu können.
    Seinen Rhythmus sollte er schließlich mit der von Bruce Sterling so bezeichneten Sprawl-Serie finden, die sich aus drei Kurzgeschichten und einer Romantrilogie zusammensetzt und deren besonderes Merkmal es sei, daß sie von neuen Ansätzen ausgehe, »nicht von der abgedroschenen Formel aus Roboter, Raumschiff und modernem Kernkraftwunder, sondern von der Kybernetik, Biologie und Nachrichtentechnik, um nur einige zu nennen«.
    Als Jahr, auf das Gibsons revolverschwingender Einmarsch in die SF eigentlich anzusetzen ist, muß 1981

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