Mondlaeufer
Maarken heiratete, und sie schenkte ihnen den Hochzeitsschmuck. Sie half Maarken, der seine verletzte Hand noch immer nicht benutzen konnte, Hollis eine Halskette mit Saphirblüten, die von silbernen Blättern eingefasst wurden, um den Hals zu legen. Dann gab Sioned Hollis eine einfache, goldene Kette, damit sie sie Maarken umlegte. Drei der flachen, breiten Glieder waren mit einem Rubin, einem Diamanten und einem geschliffenen Stück durchscheinenden Bernsteins besetzt, der aus einem von Andrades Ringen stammte.
Ein Prinz war ebenso berechtigt, eine Heirat zu beurkunden, wie der Herr der Schule der Göttin. Lleyn und Volog standen beide neben Rohan, um die beiden Paare an ihrem Hochzeitstag besonders zu ehren. Meath sprach die überlieferten Worte, die Andry hätte sagen sollen; es wäre grausam gewesen, hätte er die Frau, die er liebte, mit einem anderen Mann vermählen müssen. Der neue Herr der Schule der Göttin war ohnehin längst fort. Er ritt mit Urival und den anderen Lichtläufern zurück zur Schule der Göttin, um sich dort feierlich in sein Amt einsetzen zu lassen. Sorin begleitete seinen Zwillingsbruder, um während des Rituals die Familie zu vertreten und weil Andry ihn brauchte. Als Rohan zusah, wie Alasen Ostvel ein silbernes, mit glänzenden grauen Achaten besetztes Halsband umlegte, dachte er bekümmert an seinen Neffen. Vielleicht konnte Sorin ihm jetzt beistehen. Vielleicht aber selbst der nicht. Doch als er sah, mit welch zärtlicher Sorgfalt Ostvel Mondsteine und Onyx um Alasens Hals legte, wusste er, dass zumindest diese beiden Frieden gefunden hatten. Er hoffte, dass es Andry ebenso ergehen würde.
Am Abend feierten sie, und Sioned trug endlich das Kleid, das Pol ihr hatte machen lassen. Tobin war so hingerissen von dem rotsilbernen Gewand, das ihr Neffe ihr überreichte, dass sie anschließend keinen Tanz riskierte, bis Pol sie schließlich persönlich in die Mitte der Wiese führte. In Rohans Gefolge waren mehrere Musikanten – und als Ostvel sich schließlich eine Laute lieh und zu singen begann, standen Sioned Tränen in den Augen.
»Das wusstet Ihr noch nicht, oder?«, fragte sie Alasen, die mit großen Augen der Stimme ihres frisch angetrauten Gatten lauschte und den Kopf schüttelte. »So hat er nicht gesungen, seit …« Sie unterbrach sich selbst mit den Worten: »Ich bin so froh, dass er Euch gefunden hat.«
Sie ritten tagelang am Fluss entlang, um die Ruhe des Spätsommers zu genießen. Die Ereignisse des Rialla verblassten mit jeder Länge, die sie zwischen sich und Waes legten, ein wenig mehr. Meadowlord war grün und golden, als wenn der Sommer noch verweilte und seinen Atem anhielte. Sie hatten keine Eile, in die Wüste zurückzukehren; die Lichtläufer unter ihnen überprüften abwechselnd den Veresch, ob sich dort nicht Stürme zusammenbrauten, die stark genug waren, von den Bergen herunterzufegen und die zarte Stille zu zerstören.
Nachdem Volog sich mit seinem Gefolge von ihnen getrennt hatte, um sich an der Küste nach Kierst einzuschiffen, überquerten sie den Faolain. Die Aussicht auf beständig schönes Wetter gestattete Rohan, einem spontanen Einfall nachzugeben, und er wandte sich mit dem größten Teil des Gefolges nach Norden, um von Meadowlord aus in die Niederungen der Prinzenmark einzureiten. Alle anderen sollten auf dem normalen Weg nach Stronghold und Radzyn heimkehren. Es gab da noch einen Pass durch die Vere Hügel, der nicht oft benutzt wurde, obwohl er weder besonders steil noch sonderlich gefährlich war. Der Weg war lang und machte viele Kurven, sodass es kürzer und schneller ging, wenn man dem Fluss nach Süden folgte. Aber sie hatten Zeit, und Hollis brauchte diese auch, um sich vom Dranath zu befreien. Nur das verdunkelte diesen sanften, warmen Frühherbst. Mitunter blieben sie einen oder zwei Tage an einem Ort, während sie gegen die Sucht ankämpfte; Maarken, Sioned und Tobin standen ihr bei, wenn sie sich von der Droge fernhielt, bis sie es nicht mehr aushalten konnte. Doch die Menge, die sie Sejasts Beutel entnahm, wurde von Tag zu Tag kleiner.
Der alte Prinz Lleyn blieb bei ihnen, nachdem er Chadric und Audrite gebeten hatte, nach Süden zur See zu reiten und dort auf ihn zu warten. »Ich hab diesen Teil des Landes seit Jahren nicht mehr gesehen«, erklärte er Rohan. »Nicht, seit ich ein Junge war und mein Vater mich auf große Reise geschickt hat. Ich ziehe mit Euch, wenn es Euch nichts ausmacht. Ich möchte das noch einmal sehen, bevor
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