Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
interessiert, ja?«
»Oh, äh, nun, ja«, murmelte Cleo. »Ich meine, ja, natürlich, sehr gerne, aber nur wenn du die Weine für gut genug befindest.«
»In der Zahnarztpraxis wurde von nichts anderem gesprochen«, sagte Joel lachend. »Fast jede Füllung, die ich diese Woche gemacht habe, war für jemanden, der meinte, deine Weine wären das Beste, was er je gekostet hätte. Und anscheinend haben sie wirklich bemerkenswerte Nebenwirkungen. ›Berauschend‹ war die am häufigsten verwendete Beschreibung – aber ohne jeglichen Kater, nur das Gefühl hellwach zu sein, außerordentlich glücklich und zu allem bereit.«
»Das klingt in meinen Ohren sehr nach Magie«, lachte Mitzi. »Und ist genau die Sorte Getränk, die ich zu meinen Kräutergerichten suche. Also, wollen wir uns nächste Woche mal treffen, um weitere Einzelheiten zu besprechen?«
»Ja, bitte. Vielen Dank – sehr gerne.« Cleo nickte begeistert.
Sie würde es machen. Aber sie würde es allein tun. So wie sie eine Solo-Cher war, würde sie auch eine Solo-Winzerin sein. Dylan hatte ja offenbar kein Interesse. Mal wieder.
Mitzi strahlte. »Prima. Ich rufe dich an. Ach, ich schätze, ich sollte los und meine Runde machen. Es kommen so viele Leute – Lav und Lob sind mit uns eingetroffen, und wenn ich nicht aufpasse, haben sie das ganze Essen verputzt, bevor irgendwer anders auch nur einen Blick darauf werfen konnte.«
Cleo spähte zum Büfett hinüber und lachte, als sie Lavender und Lobelia Banding, Mitzis steinalte Nachbarinnen, wie ungeduldige Geier vor den noch mit Frischhaltefolie bespannten Leckereien lauern sah.
Aber warum in aller Welt hatten sie Unterwäsche-Einteiler an ihren mageren Körpern und Gummistiefel an den Füßen? Und was zum Teufel war das da auf ihren Köpfen?
»Und ihre Verkleidung soll was bitte darstellen?«
»Sie gehen als Astronauten. Mondfahrer. Neil Armstrong und Buzz Aldrin. So haben sie es mir jedenfalls erklärt. Die erste Mondlandung war ja 1969, weißt du? Die, ähm, Feinripp-Overalls sind ihre Interpretation von Raumfahrer-Anzügen.« Mitzi verzog keine Miene. »Die Helme sind Goldfisch-Gläser aus Plexiglas, in die sie vorne ein Loch geschnitten haben, um Essen hineinzuspachteln.«
»Und die Fahrradhelme oben drauf? Mit den Blumen-Aufklebern?«
»Werden wahrscheinlich runterfallen und irgendwen erschlagen«, seufzte Joel. »Die Blumen sind ihr zweiter Versuch, die Helme im Stil der Sechziger zu schmücken. Sie sind aus Gips gemacht und mit Klebeband befestigt. Ihr erster Versuch waren Marsmännchen aus Linoleum. Die haben sehr eindrucksvoll herumgeschlabbert.«
Mitzi lächelte ihren ältlichen Nachbarinnen liebevoll zu. »Die Guten. Lav und Lob tragen immer ihre Fahrradhelme. Tag und Nacht. Falls ein Unfall passiert. Eine Kostümparty könnte sie davon nicht abhalten. Auch wenn sie im ganzen Leben noch nie auf einem Fahrrad gesessen haben.«
Cleo nickte. Neben Rodders und Jerome und den übrigen Dorfbewohnern von Lovers Knot wirkten die Schwestern Banding vollkommen normal.
Als Mitzi und Joel sich entfernten, um ihre Gäste zu begrüßen, strömten immer weiter Leute in den Saal und steuerten direkt auf die Bar zu. Cleo erkannte viele von ihnen und winkte und lächelte. Ach, zum Teufel auch mit Dylan Maguire!
Man sah jede Menge Hippies und mehrere höchst knappe Miniröcke und so einige Mods und Rocker, die einander mit gespielt grimmigen Gesichtern anknurrten. Und aus den Anfängen des Jahrzehnts waren massenhaft Rock ’n ’Roller da – die Männer in Teddyboy-Anzügen und ihre Partnerinnen in Tellerröcken mit Petticoats und kurzen Söckchen.
Alle hatten sich dem Anlass entsprechend verkleidet.
Der Saal war gesteckt voll. Dann explodierte die Bühne plötzlich in grell flackerndem Flutlicht, und die JB-Roadshow, in Satinhemden und Samthosen, stimmte ihren Eröffnungssong an – »Sock It To Them JB«. Alle johlten vor Begeisterung, strömten in die Mitte des Parketts und begannen zu tanzen.
Und zu küssen.
Jeden in Reichweite zu küssen. Keiner schien etwas dagegen zu haben. Es gab schrecklich viel Gelächter. Und noch mehr Küsse. Partner wechselten mitten im Tanz und machten damit weiter, ihre neuen Tanzpartner zu küssen.
Ob das wohl die Wirkung des Pflaumen-Kusses war, überlegte Cleo. Mmm, wahrscheinlich. Sie lächelte vor sich hin. Heute Abend hätte sie wenigstens die Chance zu beobachten, welche Wirkung ihre Weine hatten, nicht wahr? Da sie noch Auto fahren musste, würde sie selbst
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