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Monrepos oder die Kaelte der Macht

Monrepos oder die Kaelte der Macht

Titel: Monrepos oder die Kaelte der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Zach
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Pressemeldung, von Daimler Benz und der Staatskanzlei gemeinsam herausgegeben und günstig im publizistischen Sommerloch plaziert, schlug ein wie eine Bombe. Specht fuhr gestärkt und zufrieden in Urlaub.
    Doch die Welt war nicht mehr wie früher.
    Erst mäkelte der Mittelstand, einem Krösus, der hundert Millionen aus der Portokasse aufbringen könne, werde hintenrein geschoben, was jeder Handwerksbetrieb, der bauen wolle, selbst bezahlen müsse. Dann kamen die Naturschützer und beklagten den drohenden Verlust seltener Fauna und Flora. Als die Chefs der Oppositionsparteien aus den Ferien zurückkehrten, erklärten sie, ihre Stallwachen seien von Specht überrumpelt und unzureichend informiert worden. Danach verwahrte sich der Autokonzern öffentlich gegen die Unterstellung, man habe die Landessubvention zur Bedingung für die Standortentscheidung gemacht. Im Landtag mußte sich Specht gegen den Vorwurf, schlecht verhandelt oder lobbyistisch geschachert zu haben, verteidigen. Der Bundeswirtschaftsminister nahm Revanche für manche erlittene Kränkung und kritisierte die Subvention als unnötig und schädlich. Schließlich leitete die EG-Kommission in Brüssel ein Prüfungsverfahren ein, ob es sich bei alldem nicht um eine unzulässige Wettbewerbsverzerrung handle.
    Specht stand auf einmal ziemlich allein. Mehr noch: Er hatte Stimmungen falsch eingeschätzt, Risiken übersehen, sich in der Standfestigkeit scheinbarer Verbündeter – wieder einmal – getäuscht. Seine Gereiztheit entlud sich an vielen; aber über niemandes Haupt heftiger als über dem seines Staatssekretärs.
    Er fühlte sich von Wiener im Stich gelassen. Während er für die Bankenkonfusion Prügel bezog, für Daimler Benz die Kastanien aus dem Feuer holte, für den ›Wasserpfennig‹ mit Bauernverbänden und Industriebonzen stritt, reiste sein Pressechef zehn Tage lang durch die USA, eröffnete das Oktoberfest eines deutsch-amerikanischen Vereins nahe Los Angeles, dinierte mit Unternehmern in San Francisco und geruhte, in New York mit dem Vorsitzenden der Gouverneursvereinigung, Mr. Earl S. Mackey, zum politischen Meinungsaustausch zusammenzutreffen. Und tat das alles via Pressemitteilung dem deutschen Zeitungsleser kund, damit niemandem die Bedeutung dieser transatlantischen Ereignisse verborgen bliebe.
    Nach seiner Rückkehr erhielt Wiener eine Abmahnung. Specht stellte ihn vor die Alternative, sich entweder auf die dienende Funktion eines Mitarbeiters zurückzubesinnen oder sein Amt zu quittieren. Sollte keiner glauben, ein Oskar Specht wäre nach ein paar Rückschlägen schon so geschwächt, daß man ihm auf der Nase herumtanzen konnte.
    Lauf jetzt! Sonst kommst du noch zu spät!
    Bernhard Gundelach gab seinem Sohn einen aufmunternden Klaps auf den Rücken.
    Benny packte die Schultüte fester und hob die Schultern. Der ungewohnte Ranzen drückte. Noch immer aber stand er unentschlossen auf dem Bürgersteig, obwohl Heike seine Hand gefaßt hatte und ungeduldig zog.
    Kannst du nicht doch mitkommen? fragte er. Nur so ne halbe Stunde vielleicht?
    Ich hab’s dir doch erklärt, Schatz. Grad heute muß ich wegfahren, zu einer wichtigen Sitzung. Gleich kommt der Wagen und holt mich ab. Ich hab ihn extra später bestellt, damit ich dir noch Tschüß sagen kann, an deinem großen Tag.
    Ach, sagte Benny. Großer Tag … Lesen kann ich schon, und rechnen auch.
    Na hör mal, sagte Gundelach. Ich denke, du freust dich auf die Schule!
    Nö. Hab ich das gesagt?
    Nicht direkt … Ich hab’s aber fest angenommen, weil Mami mir immer davon berichtet hat, wie toll du ihr vorliest – und so.
    Das ist was anderes. Das macht Spaß.
    Hört mal, ihr Zwei, schaltete sich Heike ein. Wie wäre es, wenn ihr euch abends mal Zeit nehmen würdet für ein Schwätzchen? Ich habe keine Lust, im Dauerlauf zur Schule zu rennen.
    Ein weißer Mercedes bog um die Ecke und rollte neben ihnen aus.
    Siehst du, sagte Gundelach. Da kommt schon der Fahrer.
    Na gut, sagte Benny. Dann eben nicht.
    Der Fahrer stieg aus, grüßte und verstaute Gundelachs Aktentasche und den kleinen, blauen Koffer im Wagen.
    Die Aktentasche auf den Rücksitz! rief Gundelach. Ich brauche sie unterwegs.
    Also, tschüß, sagte Benny, ohne sich umzudrehen. Vielleicht bin ich noch wach, wenn du heimkommst.
    Ich … übernachte heute auswärts, weißt du? Aber morgen abend, bestimmt!
    Sie waren schon einige Schritte entfernt.
    Benny?
    Er wollte einfach, daß sein Sohn noch einmal den Kopf nach ihm

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