Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
berührte. Er fuchtelte mit dem Arm und fand eine Schnur, mit der man eine nackte Glückbirne anschalten konnte.
Ben sah nach unten in Shigerus blasses, flehendes Gesicht, die Pupillen waren riesengroß.
»Mein Gott, du armes, armes Kind«, sagte Ben. Er bückte sich, um das Kind in seine Arme zu nehmen, überlegte es sich dann aber noch einmal und ging noch einmal hinaus, um eine Decke zu holen. Sofort setzte Shigerus hohes Weinen wieder ein. »Ich komme sofort«, rief Ben. Er schnappte sich eine Decke und eilte zurück in den geheimen Raum. Sofort stellte Shigeru sein ungewöhnliches Wehklagen ein. Das Kind hatte große Angst davor, allein zu sein.
»Okay, großer Junge«, murmelte Ben, während er das schlaffe Kind in die Decke wickelte. Mit Shigeru im Arm sah er sich in dem kleinen, fensterlosen Raum um, der dem Kind wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Wenn dieses ein sicheres Haus der Mafia war, diente dieser Raum dazu, Drogen oder Waffen oder beides zu verstecken. Er stellte sich vor, wie Yunie-chan, Satoshis Frau, das Schlimmste erwartete und in ihrer Verzweiflung das Kind hier versteckte.
Gebückt verließ er den Raum, er kümmerte sich nicht um das Licht oder das Regal, sondern versuchte, das Kind fest in dem einen Arm zu halten, den anderen brauchte er, um den Lappen fest auf seine Nase zu drücken. Er trug den Jungen nach unten in die Küche, weil er wusste, dass das Kind entsetzlich dehydriert sein musste. Außerdem wollte er nachsehen, ob irgendwo noch mehr Leichen lagen, er suchte Satoshi.
Mit Shigeru auf einer Seite, einem Glas Wasser auf der anderen Seite, rannte er aus der Haustür hinaus und in sein Auto, wo er Shigeru auf dem Beifahrersitz absetzte. Er kletterte mit dem Wasser hinterher. Das Kind brauchte dringend Infusionen, um den Flüssigkeitsverlust aufzufangen. Bis es so weit war, gab ihm Ben Wasser zu trinken. Als der Kleine getrunken hatte, legte Ben ihn auf den Beifahrersitz und wählte den Notruf. Er achtete darauf, dass das Kind bis zum Kopf eingehüllt war, weil es zum Himmel stank.
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26. März 2010
Freitag, 12.47 Uhr
Brennan hatte endlich verstanden, warum Louie sie zu sechst losgeschickt hatte anstatt zu zweit, wie er erwartet hatte. Als er und seine vier Mann starke Mannschaft den Central Park betraten, schienen die Kinderfrau und das Kind vom Erdboden verschluckt zu sein. Was Brennan vor lauter Aufregung nicht bemerkt hatte, als er die beiden das Haus verlassen sah, war, dass die Nanny Laufschuhe trug.
Er vermutete, dass ihnen Frau und Kind auf dem serpentinenartigen Fußweg nur außer Sicht geraten waren, so dass er darauf bestand, dass alle eine schnellere Gangart einlegten, um sie hoffentlich einzuholen. Aber Brennan und seine Männer waren alles andere als trainiert, und der Fußweg war überraschend steil. Nach nur fünfzig Metern hörten sie bereits auf zu rennen. Heftig keuchend, seine Hände auf seinen Knien, presste er hervor: »So geht’s nicht. Sie muss eine verdammte Marathonläuferin sein. Wir machen jetzt Folgendes: Wir teilen uns auf und suchen nach der Kinderfrau und dem Kind und bleiben über unsere Handys in Verbindung.«
»Die meisten Läufer rennen rund um den See«, schlug Duane Mackenzie vor. »Tommaso und ich können da hinlaufen. Er liegt ein wenig südöstlich, wenn ich mich recht erinnere.«
»Klingt gut«, sagte Brennan. Schnell tauschten sie ihre Telefonnummern aus. »Ihr bleibt bei mir«, wies Brennan die Japaner an. »Wir wollen nicht, dass ihr hier verloren geht. Wir gehen direkt nach Süden.«
Die Gruppe startete zusammen. Duane und Tommaso suchten einen Fußweg, der nach Westen abzweigte.
Brennan war nicht besonders glücklich mit der Situation. Ihm hatte die Größe des Parks noch nie sonderlich gefallen und diese hügelige Landschaft erst recht nicht! Er hatte nicht damit gerechnet, die Nanny und das Kind so schnell aus den Augen zu verlieren. Er dachte darüber nach, was er Louie sagen sollte, besonders, da er zum ersten Mal einen Einsatz leitete. Während sie weiterliefen, fiel ihm ein, dass es vielleicht am besten war, wenn sie dorthin zurückgingen, wo die Kinderfrau den Park betreten hatte, und einfach da auf ihre Rückkehr zu warten. Dabei bestand nur die Sorge, ob sie dann allein sein würden.
Aber dann kam ihnen das Glück zu Hilfe. Rechts von ihnen lag ein Spielplatz mit Reifenschaukeln, einigen Baumhäusern, Turnstangen, einer Pyramide und einem großen Sandkasten, in dem das Kind abgesetzt worden war. Die Nanny
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