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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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tragische Ereignis zu reden, mit einem Fremden konnte sie es erst recht nicht. "Es muß sehr hart für die arme Frau gewesen sein."
    "Unglücklicherweise werden Mordopfer oft von denen gefunden, die ihnen am nächsten stehen", sagte Lou.
    "Muß ein furchtbarer Schock gewesen sein", meinte Laurie. Ihr Mitgefühl war bei Sara Wetherbee. "Aber dieser Duncan Andrews ist sicher nicht der typische Fall für eine Überdosis."
    Lou zuckte die Schultern. "Ich weiß nicht, ob es bei Kokain einen typischen Fall gibt. Als die Droge in den siebziger Jahren auf dem Vormarsch war, gab es in allen Gesellschaftsschichten Todesopfer, von Sportlern und Entertainern über Manager und Collegestudenten bis zu Stadtstreichern. Es ist ein ziemlich demokratisches Gift. Ein großer Gleichmacher, wenn Sie wollen."
    "Wir Pathologen sehen meistens nur das untere Ende der Mißbrauchsskala", sagte Laurie. "Aber im allgemeinen haben Sie schon recht." Laurie lächelte. Sie war von Lou beeindruckt.
    "Was haben Sie gemacht, bevor Sie zur Polizei kamen?"
    "Wie meinen Sie das?"
    "Waren Sie auf dem College?" fragte Laurie.
    "Natürlich war ich auf dem College!" erwiderte Lou gereizt.
    "Was soll die Frage?"
    "Entschuldigung", sagte Laurie. "Ich wollte Sie nicht beleidigen."
    "Und ich wollte nicht so schroff reagieren", lenkte Lou ein.
    "Manchmal habe ich wohl leichte Komplexe wegen der Schule, die ich besucht habe. Ich bin auf ein ganz normales städtisches College auf Long Island gegangen, keines von diesen Ivy League-Elfenbeintürmen. Und Sie?"
    "Wesleyan University, oben in Connecticut", sagte Laurie.
    "Schon mal davon gehört?"
    "Natürlich habe ich schon mal davon gehört", erwiderte Lou.
    "Glauben Sie, alle Polizisten sind Dummköpfe? Wesleyan University. Ich hätte es mir denken können. Wie Billy Joel zu sagen pflegt, ihr Uptown-Mädchen lebt auch in einer Uptown-Welt."
    "Woher wissen Sie, daß ich aus New York komme?"
    "Ihr Akzent, Doktor", erklärte Lou. "Er ist genauso unausrottbar wie mein Rego-Park-Akzent."
    "Verstehe", sagte Laurie. Es war ihr gar nicht recht, ein so offenes Buch zu sein. Sie fragte sich, was dieser Mann aufgrund seiner jahrelangen Berufserfahrung sonst noch alles über sie sagen konnte.
    Sie wechselte das Thema. "Wo man zur Schule geht, ist nicht so wichtig wie das, was man dort lernt", sagte sie. "Sie sollten nicht so empfindlich wegen Ihres Colleges sein. Offensichtlich haben Sie eine gute Ausbildung gehabt."
    "Sie können das leicht sagen", meinte Lou. "Aber danke für die Blumen."
    Laurie blickte auf die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Ganz unvermittelt empfand sie so etwas wie Schuld wegen ihres privilegierten Werdegangs mit Privatschule, Wesleyan University und Columbia Medical School. Sie hoffte, sie hatte nicht gönnerhaft geklungen.
    "Ich möchte ganz schnell den dritten Fall überfliegen", sagte sie. Sie öffnete die dritte Mappe. "Louis Herrera, Alter achtundzwanzig, arbeitslos, auf einer Müllhalde hinter einem Lebensmittelgeschäft gefunden." Laurie sah Lou an. "Ist wahrscheinlich in einem Abbruchhaus gestorben und buchstäblich auf den Müll geworfen worden. Das sind die üblichen Drogentoten, die wir hier sehen. Wieder ein trauriges, vergeudetes Leben."
    "In mancher Hinsicht vielleicht tragischer als der Geldtyp", meinte Lou. "Ich nehme an, er hatte im Leben nicht so viele Chancen."
    Laurie nickte. Lou hatte eine erfrischende Art. Sie griff nach dem Telefon und wählte die Nummer von Cheryl Myers. Sie bat Cheryl, alle medizinischen Daten über Duncan Andrews zu beschaffen, die sie auftreiben könne. Sie erklärte ihr, daß sie irgendwelche medizinischen Probleme zu finden hoffte, die sie bei der Autopsie vielleicht verwerten konnte.
    Als Laurie auflegte, warf sie Lou einen schnellen Blick zu. "Ich kann mir nicht helfen, aber ich komme mir vor, als würde ich betrügen." Sie erhob sich und suchte die Unterlagen zusammen.
    "Sie betrügen nicht", beruhigte Lou sie. "Im übrigen, warum warten Sie nicht ab, bis Sie alle Informationen haben, einschließlich der Autopsie? Dann können Sie sich immer noch Gedanken machen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich alles von selbst."
    "Guter Rat", sagte Laurie. "Gehn wir nach unten an die Arbeit."
    Normalerweise zog Laurie ihre Arbeitskleidung im Büro an, da aber Lou dabei war, entschloß sie sich, in den Umkleideraum zu gehen. Als sie im Keller aus dem Aufzug stiegen, dirigierte sie Lou auf die Männerseite, während sie selbst auf die Frauenseite ging. Fünf Minuten

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