Montgomery u Stapleton 01 - Blind
dann bei deiner Mutter?" fragte Angelo.
"Ich verstecke mich überhaupt nicht", entgegnete Bruno. "Ich bin in meiner Wohnung rausgeflogen und jetzt nur ein paar Tage hier."
Angelo schüttelte den Kopf. Schweigend fuhren sie zur American Fresh Fruit Company. Dort angekommen, brachten Angelo und Tony Bruno an dieselbe Stelle, wohin sie Frankie gebracht hatten.
Als Bruno das Loch im Fußboden bemerkte, schmolz seine forsche Haltung dahin. "Also gut, Leute", sagte er. "Was wollt ihr wissen?"
"Das ist schon besser", meinte Angelo. "Setz dich erst mal hin."
Als Bruno saß, beugte Angelo sich zu ihm vor und sagte: "Erzähl uns von der Sache." Er holte eine Zigarette aus der Tasche und steckte sie an, den Rauch dabei an die Decke blasend.
"Ich weiß nicht viel", sagte Bruno. "Ich habe nur den Wagen gefahren. Ich war gar nicht drin. Außerdem haben sie mich gezwungen."
"Wer hat dich gezwungen?" hakte Angelo nach. "Und denk dran, wenn du mich auf den Arm nimmst, kommst du in große Schwierigkeiten."
"Terry Manso", gab Bruno zur Antwort. "Es war seine Idee. Ich hab gar nicht gewußt, worum es geht, bis alles vorbei war."
"Wer war außer dir, Manso und DePasquale noch dabei?"
"Jimmy Lanso."
"Wer noch?"
"Sonst niemand."
"Was hat Jimmy gemacht?"
"Er hat sich vorher da umgesehen, um den Sicherungskasten zu suchen. Er hat das Licht ausgemacht."
"Wer hat sich dieses Ding ausgedacht?"
"Ich hab euch doch schon gesagt, es war alles Mansos Idee", beteuerte Bruno.
Angelo machte einen weiteren langen Zug an seiner Zigarette, neigte dann den Kopf nach hinten und blies den Rauch aus. Er überlegte, ob es noch irgend etwas gab, was er den Kleinen fragen mußte. Nachdem er zu dem Schluß gekommen war, daß nichts mehr zu fragen war, warf er Tony einen kurzen Blick zu und nickte.
"Bruno, ich möchte dich um einen Gefallen bitten", sagte Angelo. "Ich möchte, daß du Vinnie Dominick eine Botschaft überbringst. Meinst du, du könntest das für mich tun?"
"Kein Problem", erklärte Bruno. In seine Stimme kehrte etwas von seiner anfänglichen forschen Art zurück.
"Die Botschaft lautet
", begann Angelo. Doch er beendete den Satz nicht. Der Knall von Tonys Bantam ließ Angelo zusammenzucken. Wenn es nicht die eigene Waffe war, kam es einem immer viel lauter vor.
Da sie Bruno nicht an den Stuhl gebunden hatten, sackte der Körper nach vorn und fiel auf dem Boden in sich zusammen. Angelo stand darüber und schüttelte den Kopf. "Ich denke, Vinnie wird die Botschaft erhalten", sagte er.
Mit einer Mischung aus Bewunderung und Vergnügen betrachtete Tony seine Pistole, zog dann ein Taschentuch heraus und wischte den Ruß vom Lauf. "Es fällt mir von Mal zu Mal leichter", sagte er zu Angelo.
Angelo gab keine Antwort. Statt dessen ging er neben Bruno in die Hocke und zog ihm die Brieftasche aus der Jacke. Sie enthielt mehrere 100-Dollar-Scheine und ein paar kleinere Scheine. Er gab Tony einen Hunderter. Den Rest steckte er selbst ein. Dann schob er die Brieftasche zurück.
"Faß mal mit an", forderte er Tony auf. Gemeinsam trugen sie Bruno zum Loch und warfen ihn in den Fluß. Wie Frankie trieb auch Bruno sofort ab; nur an einem der Pfähle des Piers wurde er kurz aufgehalten. Angelo klopfte sich die Hose ab. Brunos Leiche hatte etwas Staub vom Boden aufgewirbelt.
"Hast du Hunger?" fragte er.
"Ich komme fast um", antwortete Tony.
"Gehen wir zu Valentino an der Steinway Street", schlug Angelo vor. "Ich habe Lust auf eine Pizza."
Ein paar Minuten später setzte Angelo den Wagen zurück, wendete dann in drei Ansätzen und fuhr durch das hohe Maschendrahttor hinaus. An der Kreuzung Java Street und Manhattan Avenue bog er links ab, dann drückte er auf die Tube.
"Unglaublich, wie leicht es ist, jemanden abzuknallen", sagte Tony. "Ich weiß noch, als kleiner Junge habe ich das immer für eine große Sache gehalten. Einen Block weiter wohnte bei uns so ein Typ. Wir Kinder hatten gehört, daß er einen umgelegt hatte. Wir haben vor dem Haus gesessen, nur um zu sehen, wenn er rauskam. Er war unser Held."
"Was für ne Pizza willst du?" fragte Angelo.
"Peperoni", sagte Tony. "Ich weiß noch, als ich das erste Mal einen umgelegt habe, war ich so aufgeregt, daß ich Dünnschiß gekriegt habe. Ich hab sogar schlecht geträumt. Aber jetzt macht es richtig Spaß."
"Es ist Arbeit", sagte Angelo. "Wenn du das mal kapieren würdest."
"Nach welcher Liste machen wir weiter, wenn wir gegessen haben?" fragte Tony. "Nach der alten oder der
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