Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
hatte keinen Schimmer. Genausowenig verstand er, warum Spit ihn nun mit aller Kraft aus dem Park zerren wollte. Jack meldete Protest an. Schließlich galt es als ein schweres Verbrechen, den Tatort eines Mordes zu verlassen, und hier waren sogar zwei Menschen getötet worden. Doch Spit hörte nicht auf ihn. Als Jack schließlich stehenblieb und seinem Kumpel erklären wollte, warum sie auf keinen Fall abhauen dürften, haute Spit ihm eine runter. Und es war weiß Gott kein freundschaftlicher Klaps.
Jack betastete sein Gesicht. Die Stelle brannte wie Feuer. »Was zum Teufel…«
»Ich versuche nur, ein bißchen Verstand in dich hineinzuprügeln«, erläuterte Spit. »Wir müssen unsere Ärsche so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. Hier, nimm du das kleine Schätzchen«, sagte er und drückte ihm Reginalds Maschinenpistole in die Hand. »Was soll ich mit dem verdammten Ding anfangen?« Für Jacks Begriffe handelte es sich um eine Mordwaffe, die als Beweisstück zu gelten hatte, und die man nur mit Latexhandschuhen anfassen durfte.
»Schieb sie unter dein Sweatshirt!« befahl Spit. »Und dann beweg dich, Mann!«
»Aber Spit, ich kann mich wirklich nicht einfach aus dem Staub machen«, insistierte Jack. »Du kannst ja verschwinden, wenn du willst. Und nimm bitte dieses Ding mit!«
Spit explodierte. Er riß Jack die Pistole aus der Hand und drückte ihm den Lauf gegen die Stirn. »Hey, Alter, du gehst mir wirklich auf den Sack!« fluchte er. »Raffst du eigentlich überhaupt nichts? Womöglich streunen hier immer noch ein paar Arschlöcher von den Black Kings herum. Jetzt paß mal gut auf! Wenn du deinen Hintern nicht sofort in Bewegung setzt, kannst du von mir aus ins Gras beißen. Hast du das kapiert? Wenn Warren mir nicht aufgetragen hätte, mich um dich zu kümmern, würde ich meinen schwarzen Arsch bestimmt nicht riskieren, um einen weißen Doktor aus der Scheiße zu holen.«
»Warren?« fragte Jack entgeistert. Er verstand überhaupt nichts mehr. Doch er nahm Spits Warnung ernst und wagte es nicht, weitere Fragen zu stellen. Vom Basketballfeld wußte er, daß Spit impulsiv reagierte und schnell aus der Fassung geriet. Jack hatte es immer vermieden, sich mit ihm anzulegen. »Kommst du jetzt, oder was?«
»Okay«, erwiderte Jack. »Ich komme. Wahrscheinlich weißt du besser, was hier abläuft.«
Als sie die Amsterdam Avenue erreicht hatten, ging Spit in die nächste Telefonzelle. Jack marschierte nervös vor der Zelle auf und ab. Plötzlich hatte das in New York City allgegenwärtige Heulen der Sirenen und Martinshörner eine völlig neue Bedeutung für ihn. Zum erstenmal nahm er es in dem Bewußtsein wahr, an einem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein. Jahrelang war ihm die Polizei als Retter und Helfer erschienen. Jetzt war er selbst der Gesuchte.
Spit legte auf und reckte Jack zum Zeichen des Triumphes den Daumen entgegen. Jack war erleichtert. Er hatte zwar keine Ahnung, was Spit mit seiner Geste sagen wollte, doch wenigstens schien er zufrieden zu sein.
Keine fünfzehn Minuten später hielt am Bordstein ein tiefergelegter kastanienbrauner Buick. Durch die getönten Scheiben drang das rhythmische Stampfen lauter Rapmusik. Spit öffnete die hintere Tür und forderte Jack auf einzusteigen. Willenlos folgte Jack der Aufforderung. Er hatte offensichtlich keinen Einfluß mehr auf das, was geschah. Bevor Spit auf dem Beifahrersitz Platz nahm, sah er sich noch einmal mißtrauisch nach allen Seiten um. Dann brauste der Buick davon.
»Was ist passiert?« fragte der Fahrer. Es war David, auch ihn kannte Jack vom Basketballplatz.
»Eine ganze Menge Scheiße«, erwiderte Spit, ließ sein Fenster herunter und spuckte geräuschvoll aus. Dann präsentierte er David die Waffe, die er Reginald abgenommen hatte. David stieß einen Pfiff der Bewunderung aus. »Wow«, sagte er. »Das ist das neue Modell.«
Ohne viel zu reden, fuhren die drei in nördliche Richtung, bis sie die 106th Street erreichten. Dort bog David rechts ab und parkte am Rande des Basketballplatzes. Das Spiel war noch in vollem Gange.
»Wartet hier«, sagte Spit und steuerte auf das Spielfeld zu. Jack war versucht, David zu fragen, was hier eigentlich vor sich ging, aber eine innere Stimme riet ihm, lieber den Mund zu halten. Schließlich gelang es Spit, Warren auf sich aufmerksam zu machen, woraufhin dieser das Spiel unterbrach. Nachdem die beiden ein paar Worte gewechselt hatten und Spit Warren die Brieftasche von Reginald ausgehändigt
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