Monuments Men
ebenso viel wert wie Gold. Die frühen Germanen deren westgotische Vorfahren Rom geplündert und drei Hochkulturen in die Dunkelheit gestoßen hatten, waren wirtschaftlich von ihren Salinen und vor allem von den Zolleinnahmen auf ihren Salzhandelswegen abhängig. München, die spätere »Hauptstadt der Bewegung« der Nationalsozialisten, wurde 1158 von Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Sachsen und Bayern, gegründet, um sich die Zölle auf den durchlaufenden Salzhandel zu sichern, in dem auch Salzburg eine wichtige Rolle spielte.
Über all die Jahrhunderte, in denen Städte und Reiche entstanden und untergingen, wurde in Österreich in der Steinberg-Mine im Berg Sandling, ein Stück weit oberhalb des Dorfes und des Sees, die beide Altaussee heißen, Salz gefördert. Das Salz wurde nicht mit Pickeln und Schaufeln abgebaut, sondern durch Wasser aus den Vorkommen herausgelöst, das man durch spezielle Rinnen und Schleusen leitete. Das Wasser kam vom Berg herab, vor allem während der Schneeschmelze im Frühjahr, und wurde durch die Schwerkraft durch die Mine gespült. Dort strömte es über das Steinsalz und wurde anschließend weiter den Berg hinabgeleitet in das rund 27 Kilometer entfernte Bad Ischl, wo man das Salzwasser verdampfen ließ, das sich dann in Form von Salzkristallen niederschlug. Insgesamt wurden 125 Bergleute eingesetzt, um die Rinnen und Schleusen instand zu halten, die Kammern gegen Druck aus dem Berg abzustützen und dafür zu sorgen, dass sich die Räume und Gänge in dem ausgedehnten Labyrinth nicht überschnitten und dadurch die Struktur des gesamten Bergwerks gefährdeten.
Seit dem 14. Jahrhundert war diese Arbeit von den Mitgliedern einer kleinen Gruppe von Familien ausgeführt worden, die auf den Bergen im Umkreis der Saline lebten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Menschen größer, die Bergleute aber behielten ihre ursprüngliche Körpergröße, sodass es schien, ihr Wuchs würde durch die Anforderungen des Bergwerks und ihren Aufenthalt unter der Erde behindert werden (während jedoch die Ernährung und Inzucht wahrscheinlichere Ursachen waren). Noch Anfang des 20. Jahrhunderts sprach diese isolierte Gemeinschaft einen Dialekt, der im Mittelalter weit verbreitet gewesen war. Sie erforschten ihre Gänge mithilfe von Karbidfackeln und trugen die weißen Leinengewänder und Schirmmützen der mittelalterlichen Bergleute.
Doch im Winter 1943/44 brach die moderne Welt in das Salzbergwerk von Altaussee ein. Als Erstes kamen die Kettenfahrzeuge die man benötigte, um auch im Winter die Straßen befahren zu können, wenn sich fünf Meter hohe Schneewehen bis zu den Baumwipfeln hoch türmten. Ihnen folgten Militärjeeps und schließlich eine schier endlose Kolonne von Lastwagen die über die schmalen Bergpässe hin- und herpendelten. Deutsche Offiziere wurden an der Saline als Wachen aufgestellt. Es kamen Arbeiter, die Gewölbe aushoben und in Dutzenden von Salzkammern hölzerne Böden, Wände und Decken einbauten. In Arbeitsräumen im Inneren des Berges wurden riesige Holzregale zusammengenagelt und aufgestellt, teilweise bis zu drei Stockwerke hoch. Fachleute und Helfer trafen ein; tief im Bergwerk wurde eine Werkstatt eingerichtet, wo Techniker mehrere Tage arbeiten und auch leben konnten. Und all dies geschah für die Kunst.
Wiener Museen hatten als Erste einen Teil ihrer Bestände in Altaussee eingelagert, doch bald nahm Hitler das Bergwerk für seine persönlichen Zwecke in Beschlag. Besorgt über die zunehmenden Luftangriffe der westlichen Alliierten, ließ der Führer alle Kunstobjekte, die für sein Museum in Linz bestimmt und bislang über verschiedene Depots verstreut waren, hierher in Sicherheit bringen. Nicht nur durch die Abgeschiedenheit des Bergwerks, sondern auch seine relative Nähe zu Linz, das nur rund 160 Kilometer entfernt war, erschien Altaussee als idealer Unterbringungsort. Die horizontal in den massiven Berg hineingetriebene Mine war durch Luftangriffe nicht verwundbar – selbst wenn die Bomber den Ort in dem weitläufigen Gebirge im steirischen Salzkammergut ausmachen konnten. Das Salz in den Wänden absorbierte übermäßige Nässe, weshalb die Feuchtigkeit konstant bei 65 Prozent lag. Die Temperaturen schwankten zwischen 4,5 Grad (im Sommer, wenn es in der Saline am kühlsten war) und 8,3 Grad Celsius (im Winter). Diese Umgebung war sehr förderlich für die Erhaltung der Gemälde und Grafiken, und Metallgegenstände wie Waffen konnten durch eine dünne Fettoder
Weitere Kostenlose Bücher