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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Schwierigkeiten zu verstehen, wie die Buchstaben gebildet wurden, und malte sie immer wieder falsch herum oder auf dem Kopf stehend aufs Papier. Ähnliche Fehler macht ein kleines Kind, wenn es schreiben lernt – aber Nicholas musste inzwischen ein paar Jahre älter sein als ich. Vielleicht hatte die Wandlung in so jungen Jahren einige Teile seines Gehirns im kindlichen Zustand eingefroren. Seine Aufmerksamkeitsspanne war auf keinen Fall größer als die eines kleinen Jungen. Wenn ich erst mal sein Vertrauen gewonnen hatte, konnte mir dieser Wesenszug allerdings möglicherweise dabei helfen, ihm etwas über Rinaldo zu entlocken.
    Nicholas lief zur Tür, blieb stehen und warf ein paar Geldstücke auf den Tisch. »Für heute Abend. Du willst bestimmt nicht länger hierbleiben. Die Jungs werden streitlustig, wenn sie den Stoff genossen haben.«
    Die Ritterlichkeit, die von diesem dreizehnjährigen Vampir ausging, der für seine grausamen und sinnlosen Morde sowie den eisernen Griff, mit dem er sein Viertel beherrschte, bekannt war, kaufte man ihm nur schwer ab. Und doch meinte Nicholas es vollkommen ernst. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass er sich selbst vermutlich gar nicht für böse hielt. Aber tat das überhaupt irgendjemand?
    »Natürlich«, sagte ich und folgte ihm zurück in die Bar.
    Der Raum war mittlerweile gut gefüllt und die Luft geschwängert vom Rauch unzähliger Zigarren und Zigaretten. Der meiste Qualm sammelte sich über dem Tresen, wo Vampire, die offensichtlich halb verrückt nach Blut waren, Silberdollar und Fünfer in die Höhe hielten und sie Bruno praktisch entgegenwarfen. Der Barkeeper schenkte eine rubinrote Flüssigkeit aus einer schwarzen Flasche in Schnapsgläser. Das war alles.
    Charlie drängte sich durch die Menge und kam auf Nicholas und mich zu. »Hast du es schon gehört?«, schrie er und war über den Lärm hinweg dennoch kaum zu verstehen.
    Nicholas’ Blick verfinsterte sich. »Nicht schon wieder die
Westies

    Ich fragte mich, ob eine Art Bandenkrieg zwischen Rinaldo und den
Westies
schwelte. Das war, wenn ich Giuseppes Ärger mit hinzuzählte, das zweite Mal, dass ich von einem Überfall auf eine Lieferung hörte.
    Charlie wich einen Schritt zurück und stieß gegen die Leute, die hinter ihm standen. »Nein, nein, die Übergabe ist gut gelaufen. Keine Spur von den Iren. Es geht um Dore!«
    »Ich habe es dir doch schon mal gesagt, Charlie. Es ist mir scheißegal, was dieser …«
    »Aber das ist es ja, Nick! Er ist tot! Der Bote hat es mir erzählt. Jemand hat ihn in einer Gasse zum Platzen gebracht. Es klang so, als wäre die gestrige Nacht ziemlich chaotisch gewesen – er sagte, die Säuberungsmannschaften hätten heute Morgen mindestens vier geplatzte Vampire eingesammelt. Der Boss weiß nicht, wie das passieren konnte.«
    Nicholas lachte laut und aufgekratzt auf. Er hob Charlie hoch, schloss ihn so fest in die Arme, dass einem Menschen wahrscheinlich die Rippen gebrochen wären, und schrie dann: »Eine Runde aufs Haus!«
    Charlie trat den Rückzug an, und ich entfernte mich von der grölenden Menge. An die Wand gelehnt, tranken ein paar Vampire, die an der Bar erfolgreich gewesen waren, ihre wertvollen Drinks. Blut? Nein, dafür war es viel zu hell und flüssig. Und ganz sicher war es kein Alkohol. Sogar unbekümmerte Vampire würden nicht mit so viel Genuss riskieren, jämmerlich auszubluten. Trotzdem schienen sie … berauscht zu sein.
    »Wie hast du dieses Zeug genannt?«, fragte ich Nicholas, als er mich zur Tür begleitete.
    Er grinste. »Ich habe den Namen nicht erwähnt. Aber ich schätze, eine Weltverbesserin wie du wird früher oder später sowieso davon hören.
Faust
heißt es, und es wird uns
Turn Boys
dazu verhelfen, die Könige der ganzen verdammten Stadt zu werden. Wart’s nur ab.«
    Faust.
Die Blut-Kopie, gemischt mit einem berauschenden Pilz, von der Lily mir erzählt hatte. Es hatte sich schneller in der Stadt verbreitet, als sie gedacht hätte – wahrscheinlich von Horace’ Klub aus, wenn ich über die Ähnlichkeiten zwischen den betrunkenen Vampiren hier und den beiden nachdachte, die ich in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Säuberungsmannschaften hatten es heute Morgen mit nicht weniger als vier ausgebluteten Vampiren zu tun gehabt. Ich beobachtete den Rausch, den Wahnsinn im
Beast’s Rum
. Die Atmosphäre war aufgeladen, nur einen Vorfall unter Alkoholeinfluss entfernt von gewalttätigen Ausschreitungen. Die Könige der ganzen

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