MoR 05 - Rubikon
Pompeius Magnus!« sagte Cassius, unsicher, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.
»Vibullius, du fährst nach Westen und stößt in Spanien zu Afranius und Petreius. Varro ist schon auf dem Weg über Land, aber du kannst um diese Jahreszeit mit dem Schiff fahren. Sage Afranius und Petreius, daß sie mit meinen Legionen auf keinen Fall Richtung Osten marschieren sollen! Sie sollen in Spanien auf Caesar warten, der nach meiner Einschätzung versuchen wird, die spanischen Provinzen in seine Hand zu bringen, bevor er mir in den Osten folgt. Meine Soldaten in Spanien werden Caesar mühelos schlagen; es sind erfahrene, abgebrühte Veteranen, keine Waschlappen, wie ich sie nach Dyrrhachium mitnehmen muß.«
Sehr gut, dachte Labienus zufrieden, er hat mir geglaubt, daß Caesar zuerst nach Spanien marschieren wird. Jetzt muß ich nur noch die beiden letzten Legionen und Pompeius aus Brundisium herausbekommen.
Die Schiffe der Transportflotte waren inzwischen eingetroffen. Am Abend des siebzehnten Januar lichteten sie erneut die Anker.
So räumten der Senat, die Beamten der Regierung und der Oberbefehlshaber der römischen Truppen Italia und überließen das Land Caesar.
Von Brundisium nach Rom
Caesars Kundschafter waren sehr viel effizienter als die von Pompeius; sie machten unterwegs keine Besuche und trieben sich nicht in Tavernen herum. Nachdem Pompeius und seine letzten Legionen Segel gesetzt hatten, verschwendete Caesar keinen Gedanken mehr an ihn — zuerst wollte er Italia erobern, dann die spanischen Provinzen, und dann erst waren Pompeius Magnus und seine Mannen an der Reihe.
Caesar marschierte mit der Dreizehnten, der Zwölften und der bewährten Achten, ferner drei Legionen über Sollstärke, die er aus Soldaten des Pompeius zusammengestellt hatte, und dreihundert Reitern, die aus Noricum gekommen waren, um unter ihm zu dienen. Letzteres war eine angenehme Überraschung, war doch das nördlich von Illyricum gelegene Noricum keine römische Provinz; die stark romanisierten Stämme waren jedoch eng mit dem östlichen italischen Gallien verbunden. In Noricum wurde das beste Eisenerz für die Herstellung von Stahl gefördert und auf den Flüssen von Gallia Cisalpina, die ins Adriatische Meer mündeten, weitertransportiert. An diesen Flüssen lagen die von Brutus’ Großvater Caepio gegründeten kleinen Städte, in denen das sagenhafte Eisenerz aus Noricum zum besten Klingenstahl der Welt verarbeitet wurde. Jahrelang war Caesar der beste Kunde dieser Städte gewesen und somit für Noricum als Verbündeter von großer Wichtigkeit, abgesehen von der Tatsache, daß er überall in Gallia Cisalpina und Illyricum beliebt war, weil er diese Provinzen ausgezeichnet verwaltet hatte und für die Rechte der Bewohner der von Rom so weit entfernten Gebiete eingetreten war.
Die norischen Reiter waren überaus willkommen. Für den Krieg in Italia würden die dreihundert gut ausgebildeten Männer reichen, und sie ersparten Caesar, germanische Reiter aus Gallia Transalpina anzufordern.
Als er von Brundisium wieder nach Norden Richtung Kampanien zog, hatten seine Kundschafter ihn bereits über die neueste Entwicklung informiert. So planten Ahenobarbus und Lentulus Spintrier, kaum von ihm begnadigt, erneut den Widerstand. Die Nachricht von der Milde, die er in Corfinium hatte walten lassen, hatte sich schneller ausgebreitet als ein Strohfeuer und mehr als alles andere dazu beigetragen, die Panik in Rom einzudämmen. Weder Cato noch Cicero hatten Italia zusammen mit Pompeius verlassen, und auch Marcellus Minor hatte es vorgezogen zu bleiben, wenn auch in einem Versteck. Der Konsular Manius Lepidus und sein ältester Sohn, die beide in Corfinium freigelassen worden waren, wollten beide ihre Sitze im Senat wieder einnehmen, wenn Caesar sie brauchte, und auch Lucius Volcatius Tullus wollte Caesars Senat angehören. Außerdem wußte Caesar, daß die Konsuln versäumt hatten, den Staatsschatz mitzunehmen.
Am meisten Kopfzerbrechen bereitete Caesar auf der Reise nach Kampanien Ende März Cicero. Obwohl die beiden Balbi und Oppius und auch Caesar selbst Cicero immer wieder geschrieben hatten, war der Dickkopf Cicero nicht zum Einlenken bereit. Nein, er würde nicht nach Rom zurückkehren, er wollte dem neuen Senat nicht angehören, er würde Caesars Milde nicht öffentlich loben, wie sehr er sie auch persönlich schätzte, und er würde Atticus genauso wenig glauben wie den anderen!
Doch drei Tage vor Monatsende war eine
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