Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
schluckte. So war das also. Verhängnisvoller Weise waren meine Bestrebungen, Anita zu schützen, letztendlich ihre Verderben gewesen.
Als er ihren Namen erwähnte, horchte ich auf. „Was war mit Anita? Hast du sie etwa getötet?“, brüllte ich ihn an.
Manuel schüttelte seinen Kopf. Nein, das hätte er nie fertiggebracht. Er hätte Anita geliebt. Costa hätte Anita an dem verhängnisvollen Abend den Keks angereicht und sie gebeten, ihn zu probieren. Anita hätte es ganz arglos getan, sie hätte doch nicht gewusst, dass eine bestimmte Charge der Kekse vergiftet sei.
Ich starrte ihn fassungslos an. „Du sagst, du hättest sie geliebt? Und dann stehst du einfach daneben und siehst zu, wie Costa sie tötet?“
Manuel winselte: „Ich weiß! Es war ein furchtbarer Albtraum, aber ich hatte eine Scheißangst. Ich dachte, dass ich als Nächster dran wäre.“
„Und wie ist Anita dann über die Mauer gefallen?“
Manuel ließ seinen Kopf hängen und schniefte: „Ich habe sie über die Mauer geschoben. Ich habe sie extra an einer Stelle hinübergehoben, wo sie nicht so weit durch die Luft geflogen ist, das hätte ich nämlich nicht ertragen.“
„Oh nein“, sagte ich zynisch, „ich weine gleich vor Rührung.“
Doch unter meinem rauen Gehabe brach mir fast das Herz, als ich mit einem Mal Anitas Tod so lebhaft vor Augen hatte.
Am liebsten hätte ich jetzt tatsächlich ein brennendes Streichholz nach Manuel geworfen. Der Kerl hatte es nicht besser verdient.
Aber da kam mir ein Gedanke.
„Manuel“, sagte ich ihm, „du weißt, dass ich dich hier die ganze Nacht festhalten kann. Morgen hole ich die Polizei. Wenn sie das hier sehen“, (ich wies auf den Kanister und das benzingetränkte Gestrüpp) ,“fliegst du sofort in das Gefängnis. Obendrein werde ich ihnen alles berichten, was du mir jetzt gerade mitgeteilt hast, ist doch klar. Du kommst aus dem Knast nie wieder heraus und kannst es dir zusammen mit dem Schurken Costa dort richtig nett und gemütlich machen.“
Manuel sah mich verzweifelt an.
„Es sei denn...“, sagte ich.
„Es sei denn – was?“, flehte er.
„Es sei denn, du schlägst dich auf die gute Seite herüber. Noch ist Zeit. Ich will, dass du etwas für mich tust. Wenn das klappt und du es treu durchführst, werde ich über deine Mitarbeit bei Costa schweigen wie ein Grab. Du hast eine letzte Chance, zu deinem alten, ehrlichen Leben zurückzukehren. Bei Costa hast du auf das falsche Pferd gesetzt. Der fliegt in Kürze auf und alle anderen mit ihm.“
Ich hasste mich für diesen unwürdigen Kuhhandel. Am liebsten hätte ich dem Kerl genau die Strafe zukommen lassen, die er verdient hatte.
„Was muss ich dafür machen?“
„Ich lass dich jetzt gehen. Ich gebe dir einen USB Stick mit. Weißt du überhaupt, was das ist?“
„Ja, ich musste ab und zu etwas für Costa am Computer erledigen.“
Mein Herz machte einen Satz. Was für ein Schweineglück ich doch hatte! Ich war an genau den Richtigen geraten.
„Okay. Du schleichst dich mit dem USB Stick in Costas Büro, gehst an den Computer und überträgst unbeobachtet alle Mails auf den Stick, hörst du, alle Mails. Wenn du fertig bist, steckst du ihn in einen Briefumschlag und wirfst ihn in den Briefkasten der Apotheke in Borbalan, verstanden?“
Manuel nickte.
„Wenn ich die Daten bis Morgen Nacht um zwölf Uhr nicht habe, gehe ich gleich am nächsten Morgen zur Polizei und zeige dich an“, endete ich meine Ausführungen.
Manuel zitterte. „Wenn Costa mich dabei erwischt, bringt er mich um.“
„Du kannst es dir aussuchen“, sagte ich eiskalt und zündete noch ein Streichholz an, „wenn du willst, kann ich das gleich für ihn erledigen.“
Doch Manuel wich zurück von dem Licht wie ein Vampir vom Knoblauch, schüttelte heftig seinen Kopf und schrie: „Nein! Ist schon Okay! Ich mach es.“
Ich pustete das Streichholz aus und steckte es zurück in das Päckchen.
„Du bist ein kluger Mann, Manuel“, sagte ich. „denk daran, dies ist gleichzeitig die Chance für dich, aus deinem Verbrecherleben auszusteigen. Du bist da in etwas hineingeraten, das für dich zu groß und gefährlich ist. Du ahnst gar nicht, in welcher Gefahr du schwebst.“
„Doch, das weiß ich schon“, sagte er kläglich, „ich wollte das alles nicht, ich schwöre es. Als Anita sterben musste, dachte ich, dass ich am liebsten selber sterben würde, aber ich hatte eben eine Scheißangst.“
Er kam mir so erbärmlich vor, mir fehlten die
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