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Mord am Oxford-Kanal

Mord am Oxford-Kanal

Titel: Mord am Oxford-Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Musson...

Kapitel 31
     
    Die
zweite Seite (Englands) liegt nach Westen, Hispanien gegenüber. Auf ihr
befindet sich auch Hibernia (Irland), das man für halb so groß wie Britannien
hält.
     
    Julius
Caesar, Der Gallische Krieg
     
     
    Zehn Minuten später klingelte
wieder das Telefon, und Morse wußte sofort, daß es nur Christine Greenaway sein
konnte.
    Es war Strange.
    «Sie sind also wieder draußen,
Morse. Schön. Es ist Ihnen ziemlich schlechtgegangen, habe ich gehört.»
    «Ja, aber jetzt bin ich auf dem
Weg der Besserung. Sehr freundlich von Ihnen, anzurufen.»
    «Was Ihre Rückkehr angeht,
Morse, so können Sie sich ruhig Zeit lassen. Wir sind im Moment zwar
unterbesetzt, aber drei, vier Tage werden wir schon noch auf Sie verzichten
können. So eine Magengeschichte ist eine kitzlige Sache. Warum fahren Sie nicht
noch ein bißchen weg... mal raus aus der alten Umgebung... Vier-Sterne-Hotel...
Sie können es sich doch leisten.»
    «Vielen Dank, Sir. Übrigens,
die Ärzte im Krankenhaus haben mich noch für weitere zwei Wochen
krankgeschrieben.»
    «Zwei Wochen?»
    «Ja. So eine Magengeschichte
ist, wie Sie eben schon sagten, eine kitzlige Sache.»
    «Ja, schon...»
    «Ich komme zurück, sobald es
mir wieder gutgeht, Sir. Aber vielleicht sollte ich wirklich Ihren Rat annehmen
und ein paar Tage verreisen.»
    «Das täte Ihnen bestimmt gut.
Der Bruder meiner Frau» (, stöhnte Morse innerlich)
«ist gerade von einem Urlaub in Irland zurückgekommen. Es muß wunderbar gewesen
sein. Sie waren in der Republik... haben den Wagen genommen... Fishguard — Dun
Laoghaire... dann die Westküste... na, Sie wissen schon, Cork, Kerry,
Killarney, Connemara... Einfach großartig, hat er gesagt. Und die ganze Zeit
über sei er nicht einem einzigen Terroristen begegnet!»
     
    Es war wirklich nett gewesen
von Strange, ihn anzurufen, dachte Morse. Und weil er nichts Besseres zu tun
hatte, ging er hinüber zu seinem Regal für «große Bücher», das extra breite
Abstände hatte zwischen den einzelnen Böden, und zog einen Atlas hervor. Irland
war auf Seite zehn dargestellt, ein rautenförmiger Umriß mit grünen und gelben
Flecken. Interessiert nahm Morse zur Kenntnis, wie «Dun Laoghaire» geschrieben
wurde — darauf wäre er nie gekommen. Und wo lag Kerry? Ah ja, dort drüben,
westlich von Tralee. Etwas nördlich davon war die Bucht von Galway... Plötzlich
entdeckte er den Schriftzug Beitnaghboy Bay ! Für Morse, dem es bisher
noch nie eingefallen war, seinen Urlaub vielleicht auch in Irland zu
verbringen, erschien plötzlich Connemara als ein sehr attraktives Reiseziel.
Sollte er allein fahren? Ja, ihm würde wohl auch nichts anderes übrigbleiben,
und es machte ihm, wenn er ehrlich war, auch nicht besonders viel aus. Er war
offenbar der geborene Einzelgänger, der, obwohl er auch allein selten oder so
gut wie nie richtig glücklich war, sich in Gesellschaft anderer Leute meistens
noch schlechter fühlte. Mit Christine zu fahren, hätte ihm allerdings Spaß
gemacht, aber... Er dachte an seine zwei Wochen im Krankenhaus. Eileen und
Fiona würde er eine Karte schicken und vielleicht auch «Waggie» Greenaway.
Warum nicht? Es wäre eine nette Geste. Waggie war im Waschraum gewesen, als er
die Station verlassen hatte, und auf diese Art und Weise würde er ihm noch auf
Wiedersehen sagen können. War ein patenter alter Bursche gewesen, dieser
Waggie...
    Plötzlich spürte Morse ein
Kribbeln im Nacken, und dann bekam er auf dem Rücken eine Gänsehaut. Seine
Augen weiteten sich und begannen zu funkeln, als ob ein innerer Stromkreis
aktiviert worden wäre. Langsam ließ er sich in den Sessel sinken, und ein
triumphierendes Lächeln verklärte sein Gesicht.
    Wie handhabten sie in der
Republik wohl Exhumierungen ?

Kapitel 32
     
    Oh,
was für ein feines Netz wir weben
    Wenn
wir uns anschicken zu betrügen!
     
    Sir
Walter Scott, Marmion
     
     
    «Sie wollen was?» fragte Lewis
völlig verblüfft. Er hatte Punkt halb acht Uhr vor der Tür gestanden («Vorher
bin ich nicht zu sprechen, ich will die Archers in Ruhe zu Ende hören»,
hatte Morse erklärt.) Der Sergeant hatte unter den Relikten im Präsidium eine
interessante kleine Entdeckung gemacht, oder besser gesagt, Constable Wright
hatte sie gemacht, und er hatte gehofft, daß sie Morse, falls er das Spiel «Wer
hat Joanna Franks ermordet?» inzwischen noch nicht satt bekommen hatte, Freude
machen würde. Jedoch mit ansehen zu müssen, wie Morse, weit

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