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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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mir aus. Das bedeutete, daß er eine ganze Zigarettenlänge bei mir sitzen bleiben wollte!
    »Und der alte Einhandsegler, der dir immer seine Abenteuer erzählt, der würde wohl gerne zwei Hände an dich legen ...«
    »Fred ...«
    »Und dieser Rudolf mitsamt seinen Kegelbrüdern ...«
    »Was soll das denn jetzt ...«
    »Ganz zu schweigen von diesem lockigen Knaben am Klavier, den du seiner Diseuse ausgespannt hast ...«
    »Fred ...« Ich nahm all meinen Mut zusammen. »Du weißt genau, daß mir keiner von denen was bedeutet. Also ... nicht das, was DU mir bedeutest. FRED! Warum gehst du mir aus dem Weg? Wir könnten eine so schöne Zeit miteinander haben! Ich verzehre mich nach dir!«
    Hättwich hinter der Putte nickte. Ja, Mädel! Genauso hätte ich das auch geschrieben!
    »Weil ich hier vierundzwanzig Stunden am Tag beobachtet werde.«
    »Aber wieso denn? Von wem?!«
    »Von allen. Vom Käpt’n, der mich nicht ausstehen kann, vom Zahlmeister, der mich erst recht nicht ausstehen kann, von fünfundvierzig Crewmitgliedern, die mich auch nicht ausstehen können, von allen Jennis und Pattys und Natjas und Sarahs und Claudias, die mich dafür um so besser ausstehen können, und von achthundert Passagieren. Ganz speziell aber von etwa vierzig alleinreisenden alten Jungfern, die alle glauben, ich sei nur für sie ganz persönlich auf diesem Schiff.«
    Er blies erschöpft seinen Rauch in die australische Sonne.
    Ich konnte nicht anders. Meine Hand streichelte seine arme erschöpfte, einsame, narbige Wange. Hättwich hätte das auch getan. Dessen war ich mir ganz sicher.
    Stand sie eigentlich immer noch hinter der Putte?
    Ja! Da stand sie! Aber wieso hatte sie eine Kamera auf uns gerichtet?! Träumte ich? Ich sprang erschrocken auf.
    »Was machen Sie da?!«
    »Ich fotografiere. Ist das verboten?«
    »Gottverdammte Scheiße«, sagte Fred, schnippte seine Zigarette über Bord und verschwand durch die nächste Eisentür. »Staff only«. Weg war er.
    Sie blöde, alte, widerliche Krähe, dachte ich, und meine Seele SCHRIE es, Sie neidische, verhärmte, spießige, verklemmte, hormonunterversorgte, vertrocknete Jungfer! Was soll das? Jetzt hatte ich ihn EINMAL, für hundert Sekunden, unter vier Augen. Meine verletzte, kranke, ja schon scheintote Seele war im Staube der Wüste auf seine verdurstende Seele zugekrochen, wir hatten die Oase der einen gemeinsamen Minute gefunden, sie aber noch nicht berührt, und da stellen Sie dämliche alte Ziege sich hinter eine PUTTE und FOTOGRAFIEREN uns?! Wir hätten einen traumhaften Nachmittag hier an Bord der »MS Blaublut« gehabt, in seiner Kemenate oder in meiner!! Sie haben mich um das ULTIMATIVE LIEBESGLÜCK gebracht!!
    Ich, im weißen Badeanzug, schön, schlank, blond, braungebrannt, starrte die alte Schachtel haßerfüllt an.
    Sie, im schwarzen Badeanzug, blaß, krumm, dick und mit Noppenbadehaube auf dem Kopf, näherte sich auf Badelatschen.
    »Sie haben ja eine unglaubliche Wirkung auf die Mannsbilder hier an Bord.«
    Ich zwang mich, zehnmal tief ein- und auszuatmen.
    Ja, hab ich, alte Schnepfe, im Gegensatz zu IHNEN, vermutlich. Ihre Ausstrahlung auf Mannsbilder – ha! Wenn ich dieses Wort schon höre!! – beschränkt sich. aüf das Blitzlicht Ihrer bescheuerten Sofortbildkamera!!
    »Ja. Hab ich. Was haben Sie dagegen?!«
    »Sie sind meines Wissens hier kein zahlender Passagier.«
    »Nein. Ich zahle keinen Pfennig. Im Gegenteil, ich bekomme noch ein saftiges Honorar.« Das stimmte gar nicht. Das Honorar war nicht gerade toll. Aber das war egal. Ich LIEBTE dieses Schiff! Und ich LIEBTE Fred Hahn! Und das war ein geldwerter Vorteil, fürwahr!!
    Ich schäumte vor Wut. Am liebsten hätte ich die Alte mitsamt ihrer Sofortbildkamera in den Swimmingpool geschubst.
    »Sie sollten Ihre Arbeit tun.«
    »Die tue ich. Kommen Sie heute abend in meine Show. Dann können Sie sich überzeugen.«
    »Ich werde mit Sicherheit NICHT kommen! Ihre zweideutigen Schweinereien höre ich mir nicht an!«
    »Dann lassen Sie es bleiben.«
    »UND Sie tanzen jeden Abend. Auf UNSERE Kosten.«
    »Das denke ich nicht. Wenn ich nicht tanzen würde, würde keiner meiner Tanzpartner statt dessen mit Ihnen tanzen.« So. Schnauf. Ich fühlte meine roten Flecken kommen, besonders den einen auf der Stirn, der aussieht wie Afrika.
    Die Eisentür ging auf. »Staff only«. Kam er zurück?
    Kam mein Held, mein Geliebter, mein Vertrauter zurück?
    Um mir beizuspringen?
    Nein.
    Es war Professor Weißenreim, mein alter lieber

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