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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wollte. Er lehnte rückwärts an der Brüstung und versuchte, mich zu küssen. Ich drehte den Kopf weg, um aus der Champagnerflasche zu trinken. »Ja! Solche Weiber liebe ich!! Du bist ein WEIB!!« Er schob meine Hand gierig zwischen seine Beine. Und – tatsächlich! Da schien sich ein Regenwurm aus der Totenstarre zu rühren. Gleichzeitig versuchte der alte Rehm, meine Brust anzufassen. Ich hob die Champagnerflasche hoch und ließ sie mit Wucht auf seinen Schädel sausen. Sie zerbarst nicht, aber es hörte sich schrecklich an. Der Schädel des Fleckenentsorgers zerbarst!
    Mit einer einzigen Wucht aus Haß, Ekel und Wut rammte ich ihm mein Knie in den Regenwurm.
    Er stöhnte, sackte zusammen ... Ich packte seine schlappen Beine und warf den Alten wie einen Wäschesack nach hinten über die Reling.
    Das ging überraschend einfach. Der Kerl wog ja nichts.
    Der Strohhut war das einzige, was ungeschoren davonschwamm. Die Schraube zerteilte den alten Rehm innerhalb von Sekunden in viele kleine blutige Fetzen. Ich beugte mich über die Reling und betrachtete interessiert das Schauspiel: Sofort wurden seine sterblichen Überreste von gierigen Haimäulern verschlungen. Donnerwetter, daß die Jungs aber auch so präsent sind, dachte ich. Wahrscheinlich hatten die Küchenhilfen gerade die Reste des Abendmahls über Bord geworfen. Und jetzt noch das! Um seinen feinen Anzug tat es mir leid. Ich stand noch eine Weile versonnen da.
    Am nächsten Tag war wieder Chorprobe im Kino. Wir sangen: »Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Hat G’walt vom höchsten Gott, Heut wezt er das Messer, Es schneidt schon viel besser... Hüt dich schöns Blümelein!«
    In g-Moll. Zu meiner Überraschung saß Elsie, die Witwe von Karl-Heinz Rehm, in der zweiten Reihe. Ihr schien es besserzugehen, die Augen leuchteten.
    Mit Inbrunst gab sie sich der zweiten Strophe hin:
    »Was heut noch grün und frisch da steht, Wird morgen schon hinweggemäht: Die edlen Narcissen, die Zierden der Wiesen, Die schön’ Hiazinten, die türkischen Binden. Hüt dich schöns Blümelein!«
    Über die »türkischen Binden« mußten wir alle kichern.
    Nach der Probe herrschte ausgelassene, heitere Stimmung.
    Anna kam zu mir auf die Bühne gerannt. »Du kannst aber auch alle mitreißen! Schau nur, wie ihre Augen leuchten!«
    »Tja, das hab ich von dir! Du reißt ja auch alle mit!«
    »Du, ich wußte nicht, daß ich singen kann! Aber es macht Spaß! Es macht süchtig!«
    »Kann ich nur an dich zurückgeben! Ich wußte nicht, wie ich ... hauen kann! Es macht süchtig!«
    »Hast du geübt?«
    »Klar! Heute nacht!«
    »Was? Mit wem?«
    »Mit einem überflüssigen. Lustgreis! Erst hab ich ihm eine Champagnerflasche über die Birne gehauen, dann hab ich ihm den Handkantenschlag an den Kehlkopf versetzt, mit der anderen Hand hab ich ihm zwei Finger in die Augen gegeben, und dann hab ich – Fak-Sao – ihn über die Reling entsorgt! Genau, wie du es uns gezeigt hast!«
    »Hahaha! Dein Sinn für Humor! Köstlich!«
    Wir fielen uns in die Arme und lachten. Über die Schulter von Anna sah ich noch, wie die Witwe Rehm heiter durch die Saaltür verschwand. Sie schien ihren alten Schwerenöter Karl-Heinz nicht weiter zu vermissen.
    Gerade als auch ich die letzten Notenblätter eingesammelt hatte, um zu Tisch zu gehen, prallte ich mit Fred zusammen.
    »Du machst das ausgezeichnet«, sagte er.
    Sein Lob rührte und freute mich mehr, als wenn meine Handarbeitslehrerin jemals meine verkrösten Topflappen gelobt hätte. Ich fühlte zu meinem Ärger, wie mir das Blut in die Wangen schoß. »Danke«, brachte ich zickig heraus.
    »Ich bin seit vier Jahren nicht mehr freiwillig an Land gegangen«, sagte Fred. Er schaute sich um, ob uns auch niemand belauschte. Aber außer Larry, dem Licht-und-Ton-Knecht, war niemand mehr in dem Kabäuschen zu sehen. Larry tat geschäftig und werkelte mit seinen Kabeln herum.
    Mein Herz raste. Fred würde doch nicht ...
    »Ich gehe nie an Land«, sagte Fred. »Ein richtiger Seemann verläßt sein Schiff nicht. Aber ...«
    »Aber?!« Ja, Fred, sag’s!!
    Hättwich schüttelte den Kopf. Nicht so willig, Mädchen! Bißchen taktieren ist jetzt angesagt!
    »Aber wenn du heute nachmittag Zeit hast, dann würde ich mich glatt dazu durchringen ...«
    JA! Fred! Ring dich durch! Ich beschwöre dich! Ich gehe mit dir an jedes Land der Welt! Grön-, Finn-, Lapp-, Est-, JEDES LAND!! Egal, ob bevölkert oder nicht!
    »O.K.«, hörte ich mich sagen. »Wann kannst du?«
    »Um

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