Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
daran Beteiligten gelang die Flucht.«
    »Und unter ihnen befand sich Serafina Montserrat?«, ließ Narraway nicht locker. »In welcher Weise war sie beteiligt? Wollen Sie mir durch die Blume zu verstehen geben, dass sie den Anführer verraten hat?«
    Herbert war unübersehbar entsetzt. Er sah Narraway an, als habe dieser eine Lästerung ausgesprochen. »Aber nein! Man kann alles Mögliche über sie sagen: Sie war halsstarrig, verwegen, bisweilen überheblich, und sie hatte es mit vielen Männern, aber sie war bedingungslos bereit, ihr Leben für die Sache zu geben, die sie vertrat. Dass das nicht nötig war, hat sie einem überaus günstigen Zusammentreffen von außergewöhnlichem Geschick und Mut zu verdanken. Außerdem haben viele zu ihr gehalten, die auf derselben Seite standen. Hinzu kam, dass sie ein geradezu unverschämtes Glück hatte. Für niemanden galt der Satz ›Das Glück ist dem Tüchtigen hold‹ mehr als für sie.«
    Erneut fragte sich Narraway, wie nahe Herbert der Frau gestanden haben mochte. Allerdings spielte das keine Rolle, solange er die Wahrheit sagte, immer vorausgesetzt, sie war ihm bekannt.
    »Inwiefern könnte sie dann in Gefahr sein?«, hakte er nach.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Herbert aufrichtig. Narraway erkannte in seinen Augen eine tiefere Gefühlsbeteiligung als je zuvor. »Das liegt alles so lange zurück und ist von London so fern. Kennen Sie jemanden, dem die Unabhängigkeit Kroatiens von Österreich am Herzen läge?«
    »Nein«, gab Narraway zu. »Aber Verrat nimmt niemand leicht. Ort und Zeit sind dabei unerheblich.«
    »Das stimmt«, erwiderte Herbert. »Aber dabei gehen die Gefühle so hoch, dass niemand Jahrzehnte mit seiner Rache wartet.«
    Dagegen konnte Narraway nichts einwenden. Mit größter Wahrscheinlichkeit waren alle Beteiligten inzwischen tot oder, wie Mrs. Montserrat selbst, zu alt, als dass sie noch Rache üben könnten.
    »Können Sie mir jemanden nennen, von dem ich mehr über mögliche Gründe für ihre Angst erfahren könnte?«
    »Andelko Kirasic«, sagte Herbert nachdenklich. »Zur Zeit ist Lord Tregarron im Außenministerium der Spezialist für Österreich-Ungarn, aber das wissen Sie vermutlich. In Bezug auf Norditalien, das Serafina Montserrat in erster Linie am Herzen lag, sollten Sie sich mit Ennio Ruggiero in Verbindung setzen und wegen Kroatien mit Pavao Altabas.«
    Narraway erhob sich. »Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden.« Er hielt seinem ehemaligen Vorgesetzten die Hand hin. »Noch einmal herzlichen Dank.«
    Herbert lächelt. »Es war schön, Sie zu sehen, Narraway. Ich habe immer gewusst, dass aus Ihnen etwas wird.«
    »Sie waren mir ein guter Lehrmeister«, gab Narraway aufrichtig zurück. »Ich hoffe nur, dass ich meinem Nachfolger ebenso viel beigebracht habe wie Sie mir.« Er zögerte.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Haben Sie sich damals um mich Sorgen gemacht?«, fragte Narraway zurück. »Ob ich Erfolg haben würde, das nötige Durchsetzungsvermögen und die erforderliche Urteilskraft besäße?«
    Herbert lächelte. »Selbstverständlich. Aber ich habe es für richtig gehalten, Sie das nicht merken zu lassen.«
    »Danke«, sagte Narraway knapp.
    »Es wäre nicht gut für Sie gewesen«, ergänzte Herbert. »Aber ich muss zugeben, dass ich Ihretwegen ein paar schlaflose Nächte hatte – unnötigerweise, wie sich gezeigt hat.«
    Narraway fragte ihn nicht, worum es dabei gegangen war.
    Herberts Anregung folgend suchte er Ennio Ruggiero auf. Obwohl er über eine Stunde bei ihm zubrachte, erfuhr er nicht mehr, als er bereits von Herbert wusste. Der Mann war schon alt, und sein Gedächtnis war getrübt. Jetzt, da Italien geeinigt war, wollte er den Kummer und die Spannungen der Vergangenheit vergessen. Vor allem wollte er nicht an die Verluste denken, an all die Opfer und die mit dem Kampf verbundenen Widerwärtigkeiten.
    Als Nächsten machte er sich zu Pavao Altabas auf. Es zeigte sich, dass er den Weg vergeblich auf sich genommen hatte – der Mann war kürzlich gestorben, wovon Herbert nichts gewusst hatte.
    Der Witwe, weit jünger als ihr Mann, war von den Aufständen nichts bekannt. Auch der Name Serafina Montserrat schien ihr nichts zu sagen.
    Zum Schluss suchte er Lord Tregarron auf, und zwar nicht im Ministerium, sondern in dessen Klub. Tregarron war von einem langen Arbeitstag ermüdet und nicht dazu aufgelegt zu reden. Da aber Narraway nicht lockerließ, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihm Auskunft zu geben, denn einfach

Weitere Kostenlose Bücher