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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nach Dohertys Erzählungen über Warren Price den Phantom-Motorradfahrer etwa nur eingebildet?
    Die beiden Frauen mussten jede einen Schritt zur Seite machen, damit eine Kehrmaschine zwischen ihnen hindurchfahren konnte. Dann gesellten sich Mutter und Tochter wieder zueinander. Inzwischen hatte Honey einen Entschluss gefasst.
    Zunächst erzählte sie Lindsey von Doherty, dem Joggen, der Blondine und der Verhaftung von Warren Price.
    Lindsey nickte weise. »Männer sind so heikel, wenn es um ihr Gewicht und ihre Fitness geht. Viel empfindlicher als Frauen.«
    »Stimmt.«
    »Aber du denkst immer noch, dass dir jemand nachstellt?«
    Jetzt kam der schwierige Teil. Wie oft hatte sie ihrer Tochter |250| von Kindesbeinen an gesagt, sie sollte auf keinen, aber auch gar keinen Fall mit Fremden mitgehen? Und da stand sie nun, mit über vierzig, und was hatte sie gemacht? Genau das.
    »Du, ich weiß, was du dazu sagen wirst, aber ich muss es dir einfach erzählen …«
    Sie gestand, dass sie sich auf dem Motorrad hatte mitnehmen lassen, erzählte von dem schweigsamen Fahrer und natürlich von den Gummistiefeln.
    »Das war’s. Nur zu, sag mir schon, wie blöd ich mich benommen habe. Ich weiß, dass ich es verdient habe.«
    Nichts!
    Lindsey stand mit weit aufgerissenem Mund da. Ihre Wangen überzogen sich mit einer zarten Röte.
    Honey legte die Stirne in Falten. Vergiss die kleinen grauen Zellen. Jetzt war weibliche Intuition angesagt.
    »Kennst du etwa einen Typen, der Gummistiefel trägt?«
    Lindsey kaute auf der Unterlippe herum. »Na ja, eigentlich …«
    »He! Seht euch das an. Ein Stoffrest zu einem superguten Preis. Hübsch, oder?« Mary Jane war wieder aufgetaucht.
    »Ich erklär es dir später«, meinte Lindsey. »Das muss noch ein bisschen warten.«

[ Menü ]
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    In den Läden auf der Green Street wurden noch Dinge verkauft, die nicht abgepackt waren. Viele Produkte wurden ohne Konservierungsstoffe und künstliche Zusätze gleich vor Ort hergestellt. Die meisten Läden hatten noch ihre Originalfassaden, und zwischen den Gehsteigen konnte sich kaum ein Auto durchdrängen.
    Der Wurstladen war leicht zu finden. Man musste einfach nur dem köstlichen Aroma nachgehen.
    Sie erwarben Würste und nebenan glubschäugige Fische, vereinbarten einen Zeitpunkt für die Lieferung.
    »Saft«, japste Lindsey. »Ich brauche dringend was zu trinken!«
    »Kaffee!« Honeys Füße steuerten schon auf die Bath Abbey zu.
    Mary Jane äußerte ebenfalls einen Wunsch: »Ich möchte eine Tasse Earl Grey.«
    Im Pump Room spielte ein Streichertrio in historischen Kostümen Mozartklänge.
    Mary Jane kniff die Augen zusammen. »Ich kann mir beinahe vorstellen, dass ein paar Damen wie aus Gemälden von Gainsborough hier an den Tischen sitzen.«
    Honey und Lindsey tauschten einen wissenden Blick. Nun war Mary Jane wieder in ihrer jenseitigen Zeitreisenstimmung. Dann schwor sie stets, dass sie Geister aus der Vergangenheit sah. Sie fiel nicht in Trance, eher verschwamm bei ihr die Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie.
    Honey sah nichts dergleichen. In ihren Augen gaben die Touristen nicht gerade ein Bild städtischer Eleganz ab. Sie wirkten wild entschlossen, durch die Straßen zu wandern und alle Sehenswürdigkeiten in sich aufzunehmen.
    |252| »Schicke Turnschuhe«, meinte Lindsey und deutete mit dem Kopf auf ein Paar Füße unter dem Nebentisch.
    Mary Janes Augen fielen bereits zu, und sie begann eines ihrer »Jenseitsgeräusche« zu machen. »Hmmmmmmm.«
    Mutter und Tochter wechselten einen besorgten Blick.
    »Also!« Honey klatschte schwungvoll in die Hände. »Was wolltest du mir eigentlich erzählen, Mary Jane?«
    Beim Klatschen öffnete Mary Jane ein Auge. Sobald die Frage zu ihr durchgedrungen war, schlug sie auch das andere auf.
    »Ich habe mir Gedanken um diese arme ermordete Frau gemacht. Umgebracht, und noch dazu auf unserem Gespensterspaziergang!«
    Mary Jane verdrehte die Augen, bis man beinahe nur noch das Weiße sah. Dies war ein weiterer beinahe jenseitiger Zustand, in den sie manchmal verfiel.
    Lindsey stupste sie sanft an. »Mary Jane?«
    Die Kalifornierin kehrte in die Wirklichkeit zurück, schaute sie aus weit aufgerissenen Augen so normal an, wie es ihr nur möglich war. »Ich habe mich für einen weiteren Spaziergang angemeldet. Der, den wir mitgemacht haben, hat mir nicht gefallen, Honey. Da war es mir zu nass.«
    »Ich dachte, Geister und Gespenster hätten kein Problem mit Regen«, meinte Honey.
    »Haben sie

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