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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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näherten und sein Bruder wie erstarrt dastand.
    Haines warf einen Blick in den offenen Van. »Hey …«
    Im Innern saß Cappy mit der Schrotflinte. Er schoss Haines ins Gesicht, lud nach und brachte gleich darauf, ohne mit der Wimper zu zucken, Chapman um.
    Cappy kletterte aus dem Wagen, lud noch einmal nach, trat vorsichtig an Chapman und Haines heran, versetzte Chapmans Fuß einen Tritt – keine Reaktion – und wiederholte den Vorgang bei Haines. Dann sahen sich alle um, ob jemand sie beobachtet hatte oder Autos kamen. Nichts.
    »Sie sind tot«, stellte Cappy fest. »Kein Sofa, kein Problem.«
    »Okay«, sagte Lyle Mack, dessen Herz raste. Chapman und Haines lagen wie große, blutige Puppen im Schnee. Shooter wirkte ein wenig überrascht, soweit man das anhand des wenigen, was von seinem Gesicht noch übrig war, beurteilen konnte. Mikey hatte eine Hand an der Pistole in seiner Tasche. Joe stützte sich an der Scheunenwand ab.
    »Schau«, forderte Lyle Mack seinen Bruder auf. »Sie haben Waffen. Ich wette, diese Mistkerle wollten uns umbringen. Ist das zu fassen?«
    »Tja«, sagte Joe Mack und spuckte aus. »Wahrscheinlich dachten sie ähnlich wie wir.«
    »Ich hol die Mülltüten«, erklärte Lyle Mack. »Sieh nach, ob du in der Scheune eine Schaufel findest. Wir müssen alles Eis wegkratzen, an dem Blut ist.«
    Joe Mack ging in die Scheune, in der er eine große Getreideschaufel entdeckte. Es war gar nicht so leicht, das Eis und den Schnee zu entfernen, weil immer wieder Blut nachsickerte. Lyle holte die Brieftaschen aus den Jacken der beiden Männer, nahm die Scheine heraus, die er Chapman gegeben hatte, und reichte sie Cappy. »Deine zweitausend. Das ist mein Geld, nicht ihres. Ich hab’s ihnen heute Morgen geliehen.«
    Cappy nickte und zog an seiner Camel.
    »Lass ja nicht den Stummel auf den Boden fallen«, ermahnte ihn Lyle Mack. »Sonst geht’s uns wie den Gangstern in den Krimis, wo sie immer irgendwo ’ne Kippe finden.«
    Wieder nickte Cappy. Joe und Lyle zogen die Gummihandschuhe an und schoben die beiden Leichen in die Müllsäcke, während Cappy ihnen aus dem offenen Van heraus zuschaute. Als sie sie hineinhievten, dachte Joe Mack, dass sie exakt wie Leichen in Müllsäcken aussahen.
    »Hoffentlich fahren wir nicht allzu lang damit in der Gegend rum«, sagte Cappy.
    »Nein«, erwiderte Lyle Mack. »Ich weiß einen Ort, wo wir sie ausladen können. Da findet man sie erst im Frühjahr, vielleicht sogar nie.« An seinen Bruder gewandt, fügte er hinzu: »Joe, du nimmst ihren Wagen und stellst ihn vor dem Target bei ihrem Haus ab.«
    Sie kratzten die letzten Blutreste weg, wischten die Schaufel mit einem Pferdehandtuch ab und warfen das Tuch und die Gummihandschuhe in einen anderen Sack. »Das verbrennen wir, wenn wir wieder in der Kneipe sind«, erklärte Lyle Mack. »Wir gehen kein Risiko ein.«
    »Wie weit ist es bis zu dem Ort, wo wir sie ausladen?«, fragte Cappy.
    »Knapp fünfzehn Kilometer. Auf Nebenstraßen, da ist nie jemand unterwegs. Wir legen sie unter die kleine Brücke. Da müssen wir kaum aus dem Van raus. Keine Cops, keine Stopps.«
    »Was ist mit der Frau, die mich gesehen hat?«, wollte Joe Mack wissen.
    »Über die müssen wir uns noch unterhalten«, antwortete Lyle und sah Cappy an.
    »Was für eine Frau?«, fragte Cappy.

DREI
    S elbe Zeit, selber Ort, alles auf Anfang.
    Weather schlief weniger gut als die Nacht zuvor, weil die Aufregung des Vortags sie belastete. Wieder stand sie in der Dunkelheit auf, zog sich an, redete leise mit Lucas und ging hinunter zu einem schnellen Frühstück, bevor sie in den Wagen stieg. Dann fuhr sie, ihre Gedanken um die Zwillinge kreisend, über verlassene nächtliche Straßen zum Krankenhauskomplex.
    Alain Barakat wartete frierend auf sie, eine Zigarette in der Hand, eine Treppe oberhalb der Sicherheitstür, die er am Morgen zuvor geöffnet hatte. Diese Gegend war ein Alptraum; dunkel und mörderisch kalt. Barakat war im nördlichen Libanon aufgewachsen, wo es Strände und Palmen gab. Dass er ausgerechnet hier landen musste …
    Wenn in einem Jahr seine Assistenzarztzeit zu Ende wäre, würde er nach Paris ziehen. Aus dem Internet wusste er, dass seine amerikanische Medizinerausbildung in Frankreich anerkannt wurde, wenn auch mit bürokratischem Aufwand. Paris. Oder vielleicht L.A.
    Minneapolis hatte nur ein Gutes: Hier gab es aus Kanada geschmuggelte Gauloises. Nein, noch etwas: Kokain.
    Er nahm einen langen Zug an seiner Zigarette und

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