Mordsmäßig fit
bauen.
Da war noch etwas, was die Sache komplizierter machte - ihr Partner hielt nicht viel von der Gleichberechtigung. Was sie anging, versteckte er seine Haltung unter einer dünnen Schale der Gelassenheit. Ihre letzten erfolgreichen Anstrengungen, ihm die Stirn zu bieten, hatten das notwendig gemacht. In Wirklichkeit aber dachte er, er erledigte Geschäftsangelegenheiten besser, wenn sie sich nicht einmischte. Er konnte etwas vorhaben, was er noch nicht enthüllen wollte oder konnte. Erst wenn die Zeit reif war. Er hatte das früher schon öfter getan. Ihre Zweifel wuchsen, bissen sich fest. Angenommen, er wollte die Kontrolle über den Club bekommen. Auch wenn der aus seinem letzten Loch pfiff. Vielleicht hatte er sich vor ein paar Monaten eingeschränkt gefühlt. Er wollte die Kontrolle über den Club, wußte aber nicht, wie er es anstellen sollte. Dann war Eloise gestorben. Ein Unfall. Und Nicole auch. Es war ohne weiteres möglich, daß die zwei ohne mörderische Hilfe ertrunken waren. Das hatte ihn auf eine Idee gebracht. Wenn noch jemand sterben würde, dann sähen auch die Unfälle wie Morde aus. Was immer er zu gewinnen hatte, war so wichtig, daß er das verzweifelte Risiko einging, an der Sonnenbank herumzumanipulieren und den Saft zu vergiften. Danach hatte er zum erstenmal sein Angebot gemacht. Sie erinnerte sich, wie überrascht sie über sich selbst war, als sie sich gesträubt hatte. Sie hatte erkannt, wieviel der Club ihr bedeutete. Wie eng er mit ihrem wachsenden Selbstbewußtsein und ihrem Leben verknüpft war. Natürlich konnte sie nicht verkaufen! Also war er gezwungen, den tödlichen Druck ein wenig zu verstärken. Ja, ja. Das Puzzle paßte. Sam hatte entdeckt, was SHAPE wert war und es Healtways unter die Nase gerieben. Das war der wahre Grund. Deshalb bot Kelso Capozzi Sam als Gegenleistung für SHAPE die Vizepräsidentschaft an. Mit dem Mord an Sam hatte Peter die von Healthways ausgehende Drohung beseitigt und im gleichen Atemzug den Wert von SHAPE weiter verringert. Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde es: Jetzt waren alle Steine aus dem Weg geräumt - bis auf einen: sie!
Starrköpfig hatte sie auch seine höheren Angebote abgelehnt. Es gab also zwei Möglichkeiten. Die erste, sie so zu erschrecken, daß sie verkaufte und wegzog. Die zweite, er brachte sie um. Der Brief war der letzte Schritt in seinem Feldzug. Entweder war sie zu Tode erschreckt und floh oder er tötete sie. Und er würde es im Club tun, wo ihr Tod all seine Intrigen einpackte wie ein Paket mit dem roten Band ihres Bluts. Sie hielt sich an der Tischkante fest, starrte zu Boden. Er könnte kommen und sie gleich hier umbringen! Sie mußte sich zusammenreißen! Nein, nicht in Gegenwart des Personals an der Rezeption. Nicht, wenn sie schreien konnte. Er mußte sie allein erwischen. Kein großes Problem. Dann, wenn sie einen Moment wegschaute - nein, nein! Noch nicht. So schnell würde er es nicht wagen. Nicht bevor er überzeugt war, daß der Brief seine Wirkung erzielt hatte. Ohne es gemerkt zu haben, war sie aufgesprungen und um ihren Schreibtisch herumgelaufen. Das war’s! Sie mußte sich genau überlegen, wie sie jetzt vorging. Eine Kleinigkeit allerdings beschäftigte sie: Warum hatte er das Wörtchen »wir« benutzt?
All das wollte sie Detective Morgan erzählen. Sie eilte zum Telefon. Den Hörer in der Hand, zögerte sie. Wie oft hatte sie ihn schon angerufen und Alarm geschlagen? Jedesmal war sie sich so sicher gewesen. Zack und Sam hatten völlig logisch wie Verdächtige ausgesehen. Sie hatte sich eben geirrt. Aber diesmal nicht! Nicht bei Peter. Er hatte das beste Motiv: Geld. Beute, nicht Liebe, wie Morgan es ausdrücken würde. Sie zögerte immer noch. Nur Mut, sagte sie sich. Sie konnte Morgan überzeugen, daß Peter ein weit besserer Verdächtiger war als die anderen. Der altgediente Bulle brauchte sicher nicht lange, um die nötigen Beweise für Peters Verhaftung zusammenzutragen. Ja! Sie würde ihn anrufen. Sie wählte die Nummer des Hauptgebäudes. Der Detective war nicht da. Sie hinterließ eine Nachricht. Dann dachte sie an ihre Sicherheit. Sie würde Peter hinhalten, falls er noch mal auf sein Angebot zurückkam. Das würde ihn für eine Weile auf Abstand halten. Danach... Sie spielte mit dem Gedanken, sich eine Waffe zu besorgen. Aber sie traute sich nicht zu, im geeigneten Moment damit umzugehen. Natürlich würde sie es vermeiden, mit ihm allein zu sein. Aber im Club konnte er sie
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