Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
zu sein, macht sie aber ein ganz schönes Fass auf wegen Bellina, dachte Max. Dabei hatte er im Bierzelt doch gar nicht so auffällig mit Bellina geflirtet. Oder etwa doch?
»Nein. Wegen diesem Schorsch Huber. Ich fahre nachher auch gleich mal nach Grünwald, um seinen Witwer zu befragen.«
»Ausgerechnet am Sonntag. Muss das sein?« Sie zog ärgerlich die Brauen hoch.
»Ja, Moni. Es muss sein. Sonst ist es vielleicht zu spät. Oder hattest du etwas Besonderes vor?«
»Ich dachte halt, dass wir zusammen spazieren gehen und dann irgendwo einen Kaffee trinken. Das Wetter ist herrlich. Sogar warm genug, um irgendwo draußen zu sitzen.«
»Aber das können wir doch noch die ganze Woche lang machen.«
»Eben nicht.«
»Warum?« Jetzt war es an Max, die Brauen zu heben. Nicht ärgerlich, aber erstaunt.
»Weil morgen früh Annelieses Besuch kommt. Zwei junge Amerikaner, Bekannte ihrer Schwester. Die lebt doch da drüben. Und ich habe Anneliese versprochen, mich mit ihr um die beiden zu kümmern.«
»Die ganze Woche lang?«
»Genau. Sie sind ja auch nur diese Woche da.«
»Und wieso erfahre ich das erst jetzt?« Er blickte neugierig zu ihr hinüber.
»Ich hab’s dir doch vor zwei Wochen gesagt. Aber du hörst einem ja nie zu.« Sie schaute vorwurfsvoll zurück.
»Hast du nicht.«
»Hab ich schon, verdammt noch mal. Immer dasselbe mit dir.«
»Junge Amerikaner sagst du? Aha. Ach so.« Seine Stimme triefte vor Ironie.
»Nix aha, ach so. Ich bin nur für Fremdenführungen verantwortlich, nicht für Fremdenverführungen. Ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Personen hier in der Küche. Man will ja jetzt keine Namen nennen.« Auch Monika konnte ironisch sein, wenn es sein musste.
»Was soll das denn schon wieder heißen?« Meint sie das im Ernst oder blödelt sie nur herum?
»Nichts. Fahr nach Grünwald und finde über deinen Mord heraus, was du herausfinden musst.«
»Ja, und die Wiesn?«
»Was ist mit der Wiesn?«
»Wer geht mit mir da hin, wenn du weg bist?«
»Die Italienerinnen?«
»Sehr witzig.«
»Du wirst schon jemanden auftreiben, der dir die Hand beim Biertrinken hält, Max. So, und jetzt geh ich duschen.« Monika stand auf und ging ins Bad. Wenn ein Gespräch für sie beendet war, dann war es damit auch für alle anderen Beteiligten beendet.
Max wusste das nicht erst seit gestern. Er machte sich eine Marmeladensemmel zurecht und begann, in der Wochendausgabe der Zeitung zu schmökern. Bis zum Nachmittag war schließlich noch Zeit. Unfälle, Staus, hohe Steuern, Fußball und so weiter, letztlich war es immer dasselbe, was darin stand. Die Fruchtsäure der Marmelade brannte auf seiner verbrannten Lippe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte er das angebissene Brötchen gleich wieder auf den Teller zurück und versuchte es noch einmal mit einem Schluck Kaffee. Der musste inzwischen doch kalt genug sein. Langsam hob er die Tasse an die Lippen und siehe da, es tat überhaupt nicht weh. Er lächelte still und zufrieden in sich hinein. Endlich konnte er wieder ohne Schmerzen trinken.
6
Es war elf Uhr und, wie schon die ganze letzte Woche über, viel zu heiß für die Jahreszeit. Max, der deshalb nur ein weißes T-Shirt und seine Radlerhose angezogen hatte, strampelte den Harlachinger Berg langsamer als sonst hinauf. Trotzdem schwitzte er, als würde er bei der Tour de France in der Spitzengruppe mitfahren. Wenn er bei Schorschs Witwer ankam, würde er auf jeden Fall erst mal einen großen Schluck Wasser brauchen. Hoffentlich hält das herrliche Spätsommerwetter noch ein paar Tage an, dachte er. Es gibt doch nichts Schöneres als ein Oktoberfest im Sonnenschein. Als er sah, dass er gleich auf dem Hochufer ankommen würde, legte er doch noch einen Zahn zu.
Oben stoppte er kurz, um den freien Blick über sein geliebtes München zu genießen. Bis zur Wiesn konnte man schauen und weit darüber hinaus. Was für eine einmalig schöne Stadt. Max war schon immer davon überzeugt gewesen, dass jeder, der hier wohnte, ein Glückspilz war und dem Schicksal dreimal täglich danken sollte.
»Wollen Sie da vielleicht ewig stehen bleiben mit Ihrem Rutscherl?« Ein älterer, dicker Herr im Trachtenanzug deutete umständlich mit seinem Spazierstock auf Max und dessen Fahrrad, die ihm und seiner Frau beide auf dem Gehsteig im Weg standen.
»Nicht zu fassen. Es wird immer schlimmer mit diesen Fahrradrowdys, Rudolf«, beschwerte sich die zwei Köpfe kleinere Frau im Sonntagskostüm neben ihm.
»Ja, ja. Ist ja schon
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