Morgen letzter Tag!
Mensch im Verlauf der Evolution mühsam an die Spitze der Nahrungskette gemendelt, und Sie spucken auf diese Leistung der Zivilisation, indem Sie wehrlose Salate essen.
Der sehr dünne Mann: Haben Sie überhaupt kein Mitleid mit den Tieren?
Der sehr dicke Mann: Doch, aber noch mehr mit den Menschen. Und die sind euch sentimentalen Tierschützer-Egoisten ja egal. Sie sind doch bestimmt auch so einer, der in Kriegsgebiete fährt, um dort streunende Hunde zu retten, die Menschen aber verrecken lässt, weil die es ja nicht verdient haben, dass man sie rettet.
Der sehr dünne Mann (sich erhebend): Sie überheblicher fett… fe… fehlentwickelter… Mensch… Sie lassen mich meinen Pazifismus vergessen, Sie…
Der Kellner (servierend): So, meine Herren, ein Ochsencarpaccio und hier ein Frühlingssalat. Der Koch hat noch ein paar Knoblauchcroutons draufgetan, die er extra, wie er mir gesagt hat, in reinem kalt gepresstem Pflanzenöl herausgebacken hat. ( Dem sehr dünnen Mann zuzwinkernd.) Der Koch ist nämlich auch Vegetarier wie Sie. Genau wie sein großes Vorbild.
Der sehr dünne Mann: Danke. ( Er probiert.) Danke, sagen Sie ihm einen lieben Gruß, das ist sehr gut. Darf ich fragen, wer sein Vorbild ist?
Der Kellner: Äh, Hitler.
One World. No Vision.
Ein Argument für die atomwaffenfreie Welt: Dann wird endlich ein Weltkrieg wieder möglich.
Schauen wir uns doch als Nächstes an, wie sich unser Referenzrahmen in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Und inwieweit die » ganze Welt« zu unserem moralischen Bezugspunkt geworden ist oder vielmehr hätte werden sollen.
Am 16 . Juli 1945 , als auf dem Testgelände von Los Alamos die erste Atombombe gezündet wurde, da wurde unsere gute alte Erde zum Planeten. Gut, an sich war sie das schon länger gewesen, aber bislang hatte das kaum jemanden interessiert. Tatsächlich war unsere Erde, oder besser das Material, aus dem sie besteht, schon Milliarden Jahre vor dem oben genannten Termin von irgendeiner explodierenden Supernova ausgehustet worden. Nach einer unklaren Zeit des müßigen Herumhängens im leeren Raum war es dann vom Schwerefeld unserer kleinen gelben Sonne eingefangen und auf eine langweilige, leicht angeeierte Kreisbahn gezwungen worden. Von der ewigen Dreherei so dermaßen angeödet, kugelte sich das Material, das seinen Ursprung in einer fremden Sonne hatte, deren Namen wir nicht wissen, zu einer halbwegs runden Sache ein. Einem Planeten. Einem Wanderer. Zum zwar vielleicht nicht ewigen, aber doch sehr langen Wandern um die Sonne verurteilt. Nur, auch als vor etwa vier Milliarden Jahren aufgrund eines kosmischen Zufalls– oder besser eines Zufalls von kosmischen Ausmaßen, oder noch besser aufgrund einer ganzen Reihe von Zufällen von kosmischem Ausmaß– Leben auf dem dritten Trabanten der kleinen gelben Sonne entstand, war die Tatsache, dass man sich auf einem Planeten befand, für alle dort existierenden Lebensformen noch total egal. Also eigentlich nicht wirklich egal. Es ist ja immer wichtig, wo man sich befindet. Lebt man zum Beispiel auf einem Asteroiden, dann braucht man sich nie um einen Interkontinentalflug zu kümmern, weil es da keine Kontinente gibt. Da kann man alle Wege zu Fuß bewältigen. Aber den Lebewesen auf dem dritten Planeten war es zumindest egal, dass sie sich auf einem Planeten befanden. Dem Schleimzeug, das die ersten Milliarden Jahre vorherrschte, allemal. Aber auch den höher entwickelten Lebewesen, die später dazuevolutioniert wurden. Die waren einfach so sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu fressen oder zu begatten, dass für solche Überlegungen kein Raum war. Ach ja, und sie konnten sich überhaupt noch nichts überlegen, weil man dazu ein Bewusstsein braucht, und das war auch noch nicht erfunden. Und auch als vor etwa 150 000 Jahren großhirnige Schimpansen sich anschickten, den gesamten Planeten zu bevölkern, war ihnen die Tatsache, dass sie einen Planeten bevölkerten, noch völlig Keule. Sie wollten einfach nur bevölkern. Oder kann auch sein, sie mochten sich nicht besonders und wollten einfach irgendwohin, wo sonst noch keiner war. Bis sie dann halt irgendwann überall waren und sich nicht mehr so ohne Weiteres aus dem Weg gehen konnten. Und weil man sich zusammensetzen soll, wenn man nicht mehr weggehen kann, um seine Probleme zu lösen, wurden sie sesshaft. Kann sein, dass das der Grund dafür war. Oder auch nicht. Auf jeden Fall war ihnen die Tatsache, dass sie auf einem Planeten sitzen, bis vor
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