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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Nervenzusammenbruch hatte.« Er konsultierte wieder seine Unterlagen. »Soviel ich weiß, hat Dr. Burt seinen Dr. med. und seinen Dr. phil. an der Johns-Hopkins-Universität gemacht. Und das in gerade mal fünf Jahren -normale Leute brauchen für so etwas doppelt so lange.«
    »Ja«, sagte Singer. »Franklin war...er ist...ein brillanter Kopf.«
    »Wenn die Informationen, die ich habe, richtig sind, dann hat Dr. Burt nach seinem Studium als Assistenzarzt in der Notaufnahme im Harlem-Meer-Krankenhaus an der Ecke 944 East und 155th Street gearbeitet. Waren Sie jemals in dieser Gegend?«
    »Nein«, sagte Singer.
    »Die Polizei nennt die Leute, die dort leben, >Eintagsfliegen<, was eine makabre Anspielung darauf ist, daß ein Menschenleben in diesem Viertel nicht allzuviel wert ist. Burt arbeitete dort unter Bedingungen, die als >Sechsunddreißiger Spezialschicht< bekannt sind. Das bedeutet, daß er sechsunddreißig Stunden auf der Notfallstation Dienst tat und danach zwölf Stunden frei hatte. Dann wieder sechsunddreißig Stunden Dienst und zwölf Stunden frei. Und das Woche für Woche, drei volle Monate lang.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Singer. »Er hat mir eigentlich nie von seiner Vergangenheit erzählt.«
    »Danach folgten zwei Jahre als Arzt an einem anderen Krankenhaus, in denen Dr. Burt nebenbei ein vierhundertseitiges wissenschaftliches Werk über Metastasen schrieb, eines der besten, die es zu diesem Thema gibt. Dabei lebte er zu dieser Zeit auch noch mit seiner ersten Frau in Scheidung.« Teece hielt einen Augenblick inne, dann fuhr er mit lauter Stimme fort: »Wollen Sie mir jetzt immer noch erzählen, der Mann habe keinen Streß ausgehalten?« Er lachte laut, aber in seinem Gesicht war keine Spur von Fröhlichkeit mehr zu entdecken. Der Inspektor erhob sich. »Meine Herren, ich glaube, ich habe Ihnen fürs erste genug von Ihrer wertvollen Zeit gestohlen.« Er steckte das Diktiergerät und seine Unterlagen wieder in die Aktentasche und wandte sich zum Gehen. »Aber wir werden uns sicher noch ein paarmal unterhalten, wenn ich erst einmal mit Ihren Kollegen gesprochen habe.« Dabei rubbelte er sich ein Stück Haut von der Nase und lächelte schicksalsergeben. »Manche Leute werden braun, und andere bekommen einen Sonnenbrand«, sagte er. »Ich schätze, ich gehöre in letztere Kategorie.«

    Die Nacht war über River Pointe, einer Vorstadt von Cleveland, hereingebrochen. Ein warmer Maiwind wehte um ein weißgestrichenes Haus an der Ecke Church Street und Sycamore Terrace, raschelte in den Blättern der Bäume und trug das entfernte Gebell eines Hundes und den einsamen Pfiff einer Lokomotive durch das offene Giebelfenster im ersten Stock. Das Licht, das aus diesem Fenster drang, hatte nicht die übliche, warmgelbe Farbe. Es war ein gedämpftes Blau wie das eines Fernsehapparats, änderte aber weder Farbe noch Intensität. Ein Passant, der unten auf der Straße vor dem offenen Fenster stehengeblieben wäre, hätte aus diesem Fenster ab und zu ein merkwürdiges Piepsen und Klicken vernommen, aber in diesem Viertel gab es um diese Zeit kaum Passanten. In dem Zimmer saß eine kleine Gestalt vor einer nackten Wand, in der eine einfache, hölzerne Tür eingelassen war. An allen anderen Wänden waren in vom Fußboden bis zur Decke reichenden Metallgestellen elektronische Platinen, Monitore, Festplattensysteme mit gigantischer Speicherkapazität und jede Menge Vorrichtungen, nach denen sich der Geheimdienst von so manchem kleineren Land sämtliche Finger abgeschleckt hätte: Geräte, mit denen man Computernetze überwachen und Faxe abfangen konnte, Schaltungen, die das Monitorbild weit entfernter Computer kopieren, persönliche Paßwörter knacken oder Funktelefone abhören konnten. Ein schwacher Geruch nach heißem Metall und Ozon drang aus diesen Gestellen, durch die sich dicke Kabelstränge wanden wie Schlangen durch den Regenwald.
    Die Gestalt saß in einem Rollstuhl, der leise knarzte, als sie sich darin bewegte. Ein kurzer Arm näherte sich einer Spezialtastatur, die fest mit dem Rollstuhl verbunden war. Ein einzelner, gebogener Finger drückte im bläulichen Licht des Raumes ein paar der Tasten, die einen besonders weichen Anschlag hatten. Kurz darauf war eine Folge von leisen Wähltönen zu hören, und an der Wand wurde ein Monitor hell. Nachdem eine lange Reihe von Buchstaben und Zahlen darübergehuscht war, erschien auf dem Bildschirm ein kleines Firmen logo. Der Finger drückte einen von mehreren

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