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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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herum und pickt das Fleisch aus der brodelnden Brühe. » Was auch immer. Hund oder Ratte will ich denen nicht wegessen.«
    Kristin korrigiert sie. » Die sind hier doch keine Haustiere, sondern Nahrungsmittel, wie wir gelernt haben.«
    » Erst pusten!«, mahnt Mutti.
    » Köstlich.« Kurt schmatzt.
    Bestimmt ist es lecker, aber ich habe keinen Hunger, noch nicht mal Appetit.
    » Moooh, warum ist das Zeug denn so scharf?!« Kurts Zunge windet sich in seinem Mund.
    » Weil wir in Asien sind«, kontert Mechthild trocken.
    » Und weil es die berüchtigte Khmer Curry Soup mit Chilipaste ist«, ergänzt Jana.
    In der Mittagshitze fläzen sich alle bequem auf ihren Stühlen. Mich macht die Wärme zusätzlich kirre, etwas abseits laufe ich unruhig hin und her. Neben dem Hauptweg verläuft ein Bach durch den Ort, das Wasser strömt gemächlich. Ich könnte mich reinsetzen und forttreiben lassen. Oder ich könnte mich endlich Jana erklären, die sich einige Meter entfernt ins Ufergras gehockt hat.
    » Natürlich will ich mit dir schlafen.« Ich bin ja gerne direkt.
    » Schön für dich.«
    » Ja, allein die Vorstellung versetzt mich ins Schlaraffenland.«
    » Ist das alles, was du mir zu sagen hast!?«
    » Äh, nein.«
    Jana schaut aufs Wasser. Abwartend. Unschlüssig.
    » Die Nummer eben auf dem Tempel, also, ich wollte romantisch sein. Und besonders. Eben wie im Film.«
    » Ach, und deswegen müssen es gleich alle mitkriegen?«
    » Du, bei Filmen sind das sogar Millionen.«
    » Da kann man wenigstens die Lautstärke regeln, wenn sich King Kong zu laut vor die Brust haut.«
    Brust, sehr gut, das ist mein Stichwort.
    » Hör mal, was mir am Herzen liegt: Ich … ich habe dich wahnsinnig lieb.«
    Zum ersten Mal heute, seit ich ihretwegen aufgestanden bin, darf ich Janas Lächeln genießen. Ein Lächeln, das meine Energie zurückkehren lässt.
    » Und nicht meine Exfreundin!«, füge ich hinzu.
    Schweigen. Stille. Bis auf irgendeine Albernheit von Walter, über die Kristin gerade lacht.
    » Was will die denn noch von dir?«
    Woher weiß sie …? Jana kennt die Frauen! Ich bin baff.
    » Hat mir ’ne Mail geschrieben. Bestimmt will sie stänkern. Weshalb macht sie es sonst.«
    » Und warum beschäftigt es dich dann so?«
    Unglaublich. Jana kennt sogar die Männer!
    » Weil, na, weil ich sie mal geliebt habe.«
    » Und das tust du immer noch.«
    » Nein, die zickige Ziege hat mich doch verlassen!«
    » Das reicht nicht als Begründung. Jedenfalls mir nicht. Deswegen kannst du ja immer noch Gefühle für sie haben.«
    Ich schüttle den Kopf. Schon aus Prinzip. » Nö.«
    » Naja, ist okay. Danke trotzdem für deine Mühe.«
    Sie steht auf und streckt sich, dann sinken ihre Arme synchron zu ihren Mundwinkeln.
    Ich schnaufe und atme schwer aus.
    Walter spielt Lokomotivführer. Drei Kleinkinder laufen wie Waggons hinter ihm her. » Tuut, tuut! Andi, uns fehlt noch der Speisewagen. Komm, an der nächsten Station kannst du dich einreihen!«
    Danke, Walter. Mir ist weder nach essen noch nach spielen.
    Auf der Rückfahrt gleicht unsere Schlange aus acht Rädern einer Parade. Ja, es ist eine Art Umzug, Walter macht vorneweg immer noch »Tuut, tuut«. Mütter laufen mit ihren nackten Babys aus den Holzhütten, um uns vorbeistrampeln zu sehen.
    » Hello!« Schon etwas scheu, aber fröhlich winken sie uns zu.
    Mit ihrer unbefangenen Art muntern sie mich ein wenig auf. Fotomotive, nach denen wir in der ersten Woche gelechzt haben, ziehen jetzt wie selbstverständlich an uns vorüber. Und ich finde, wir ziehen eine Spur der Verständigung hinter uns her.
    Immer wieder hebe ich einen Daumen. » Germany!«
    Die Einheimischen sollen ruhig erfahren, welche Rabauken ihnen den ungewohnten Anblick bereitet haben. Natürlich staune ich ganz gehörig über die vorbehaltlose Herzlichkeit der Kambodschaner. Allerdings auch über die Karren mit Holzrädern vor den Hütten, die ich genau so gestern noch auf Tempelreliefs abgebildet gesehen habe!
    » Krass«, sage ich zu Kurt, » dabei sind doch mittlerweile 800 Jahre vergangen.«
    » Holzkarren statt Smartphones, ich find’s gut.« Etwas ungläubig ist er dennoch.
    Vor einer Hütte beäugen uns gleich sechs Kinder. Wir halten, steigen vom Sattel, nähern uns. Zaghaft stehen sie vor uns, gespannt und neugierig. Die Mädchen tragen helle Kleidchen, die Shorts der Jungen sind vom Spielen dreckverschmiert. Einer wischt sich seine Rotznase verschämt mit dem Handrücken ab, goldig irgendwie.
    Vielleicht kann

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