My scottish Dream
auch Mitleid mit mir zu haben.
»Alison
hatte nie einen Vater, sondern immer nur eine Mutter, die sie
verloren hat«, beginnt Reed.
»Dafür
kann sie ja nichts«, sagt Ross und lächelt mir dann zu.
»Ich
möchte, dass ihr eure Schwester gut behandelt. Sie gehört
jetzt zur Familie«, fährt mein Vater fort.
»Es
… es tut mir leid, dass ich einfach so hier aufgetaucht bin«,
stammele ich. Die Liebesgeschichte meiner Eltern hat mich total aus
der Bahn geworfen und jetzt weiß ich auch, warum Mum mich immer
so behütet hat. Reed, also Dad, war ihre große Liebe, auch
wenn sie enttäuschend geendet ist. Patrick schüttelt den
Kopf und kommt zu mir, doch mein Vater stellt sich ihm in den Weg.
»Hey, ich möchte sie nur in unserer Familie willkommen
heißen, auch wenn das ein dickes Ding ist, dass sie auf einmal
mit Blair hier auftaucht«, sagt er.
»Woher
kennst du Allie eigentlich?«, wendet sich Dad an Blair.
»Sie
wohnt neben Angus und er hat sie mir vorgestellt. Vorhin wollte sie,
obwohl sie bloß einen amerikanischen Führerschein hat, mit
Quanias Auto hierher kommen, aber ich habe sie lieber hergefahren,
weil … sie ja quasi meine Cousine ist, wie ich dann
herausgefunden habe«, antwortet Blair.
Patrick
steht vor mir, weshalb ich den Kopf in den Nacken lege, um ihn
ansehen zu können. Warum müssen die Männer hier alle
so groß sein? Er hält mir seine Hand hin, die ich
ergreife, dann zieht er mich hoch. Etwas wackelig auf den Beinen,
lasse ich ihn los und er zieht mich in eine Umarmung. Ich spüre
die stahlharten Muskeln meines Bruders an meiner Wange. »Willkommen
in der Familie. Bin ich dein älterer oder dein jüngerer
Bruder?«, schmunzelt er.
»Ich
glaube, mein älterer Bruder«, erwidere ich heiser.
»Ich
bin 32, Allie, darf ich dich so nennen? Allie?«, möchte er
wissen.
Ich
nicke. »Ja, ist mir lieber, als Alison genannt zu werden. Und
du bist mein älterer Bruder, ich werde erst 27«, sage ich
leise.
»Ross,
wir haben eine kleine Schwester«, lacht Patrick, der sich von
mir löst und mit dem Daumen eine Träne von meiner Wange
wischt.
»Toll«,
erwidert Ross lächelnd, als ich zu ihm herüber sehe. »Ich
glaube nur, dass Mum fuchsteufelswild wird, wenn sie von Alison
erfährt.«
»Eure
Mutter soll noch nichts von Allie erfahren, sonst besucht sie Alison
womöglich, wie Ainsley damals und vertreibt sie. Ist das klar?«,
mischt mein Vater sich ein.
»Aye«,
antworten sie im Chor.
Ich
setze mich wieder und weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich
kann diesen Moment nicht so richtig beschreiben, weil er mich so
umhaut und gleichermaßen verstört.
»Möchtest
du zum Essen bleiben, Allie?«, fragt Dad.
Ich
schaue zu Blair, der mit den Schultern zuckt. Dann schüttele ich
den Kopf. »Ich bin später zum Essen verabredet, aber wir
können uns nächste Woche treffen, dann hätte ich mehr
Zeit.«
»Ach
so«, nickt er und setzt sich wieder in seinen Sessel. »Würdest
du uns ein wenig von dir erzählen?«, erkundigt er sich
danach.
Die
Anderen setzen sich auch und schauen mich an, was mir ein
unangenehmes Gefühl gibt. Wie ich schon erwähnte, ich stehe
nicht gerne im Mittelpunkt.
Nachdem
ich geseufzt habe, fange ich an zu reden: »Als ich klein war,
ist Mum mit mir nach Chicago gezogen, wo ich den Kindergarten und die
Schule besucht habe.« Ich atme durch. »Nach der
Highschool habe ich studiert und ...«
»Was
hast du denn studiert?«, fragt Ross.
»Kunstgeschichte,
aber ich habe einen Job als Fotografin bei einer Zeitung angenommen.
Den Job hab ich allerdings vor kurzer Zeit verloren und jetzt bin ich
auf der Suche. Na ja, ich war es, ich habe die Jobsuche unterbrochen,
damit ich Gramps helfen kann, weil sie sich die Hüfte gebrochen
hat«, erzähle ich weiter.
»Eines
meiner Kinder hat studiert«, schmunzelt mein Vater, doch
schwingt auch Stolz in seiner Stimme mit.
»Was
deine Vaterschaft betrifft ...«, beginnt Ross, anschließend
sieht er mich an. »Wärst du mit einem Vaterschaftstest
einverstanden, Allie?«
»Ross!«,
herrscht Reed ihn an.
Doch
ich nicke. »Ja, das bin ich. Meinetwegen können wir den
Test nächste Woche machen oder jetzt.«
»Was
denn, Dad? Auch wenn ich Alison nicht so einschätze, aber es hat
schon Erbschleicher gegeben und ich möchte nicht, dass dir so
was passiert«, wendet Ross sich wieder an unseren Vater.
»Es
ist wirklich okay, wenn ihr das machen möchtet. Ich gebe euch
eine Speichelprobe oder ein paar Haare von mir, gar kein Problem«,
mische
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