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MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

Titel: MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss , Annie Burrows , Terri Brisbin
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auszuziehen, und Tränen traten ihr in die Augen. Die Vorstellung, dass überhaupt irgendwer einer solch brutalen Behandlung unterzogen wurde, war ihr widerlich, doch für Carleton musste es besonders demütigend gewesen sein, schließlich war er nicht nur der einzige Sohn besonders nachsichtiger Eltern und Erbe eines ehrwürdigen Titels, sondern auch mit großem Reichtum gesegnet. Wohin er sich auch gewandt hatte, er hatte stets uneingeschränkte Bewunderung erwartet und auch erhalten.
    Gott sei Dank gelang es ihr, ihm das Hemd auszuziehen und ihn wieder auf den Rücken zu rollen, bevor Harry mit dem Bettzeug zurückkam. Einem Sperrfeuer von Fragen darüber, wieso der Rücken dieses Mannes vernarbt war, fühlte sie sich einfach nicht gewachsen. Schon bei der Vorstellung, dass grausame Männer Carleton die Kleider vom Leib rissen, ihn an einen Schandpfahl banden und ihn so lange schlugen, bis seine Haut nur noch aus blutigen Fetzen bestand, wurde ihr übel – sie hatte nicht den Wunsch, auch noch darüber zu reden.
    „Geh zur Pumpe und hol mir Wasser und einen Lappen“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich muss einen Brief schreiben, den du dann bitte zum Squire bringst.“
    Obwohl er sie von Herzen verabscheute, würde der Squire ihren Brief an Viscount Lambourne weiterleiten, den Besitzer ihres Hauses. Besonders wenn sie „Dringend“ daraufschrieb. Denn es war dringend, dass jemand kam und Carleton abholte und ihm die Pflege zukommen ließ, die sie ihm nicht angedeihen lassen konnte, und ihn dahin brachte, wo er hingehörte.
    Wo weder sie noch ihr Sohn hingehörten.

2. KAPITEL
        
    Carleton gähnte, reckte sich und schlug die Augen auf. Und überlegte, warum er in einen Spiegel schaute, der sein Spiegelbild im Alter von sieben oder acht Jahren zurückwarf.
    Er kniff noch einmal die Augen zusammen. Das Sumpffieber hatte ihn wohl noch fest im Griff. Doch die Wachträume, die ihn bestürmten, waren ausnahmsweise einmal gutartiger Natur. Diesmal hatten sie sogar einen Engel heraufbeschworen, der sich schweigend, mit tröstlichen Händen und mitfühlendem Blick um ihn gekümmert hatte.
    Mit braunen Augen, einer glatten Stirn und dunklen Locken.
    Er seufzte. Engel sollten blaue Augen haben und Haare wie Flammen. Also, wer oder was auch immer das Geschöpf war, das ihn gepflegt hatte, ein Engel war es nicht. Obwohl es ein himmlisches Wohlgefühl verbreitet hatte.
    Und was das Wachbild von sich als Jungen anging, der stolz das blaue Auge begutachtete, dass er sich beim Kampf mit dem Stallburschen eingehandelt hatte … Ungeduldig schüttelte er den Kopf, als könnte er ihn damit klären.
    Das alles lag wohl daran, dass er so lange davon geträumt hatte, nach Hause zu kommen. Und als ihn jemand so fürsorglich gepflegt hatte, hatte ihn das in eine Zeit zurückversetzt, da er in Sicherheit und das Leben noch voller Verheißung gewesen war. Das musste es sein. Und wo er hier wirklich war … Er schauderte unwillkürlich.
    „Möchten Sie noch eine Decke, Mister?“, fragte das Kind mit den haselnussbraunen Augen, den geraden Brauen und dem Kinn, das eine gewisse Kampflust erahnen ließ.
    Misstrauisch schlug er noch einmal die Augen auf – und sah, dass das Bild von ihm als schmächtigem Schuljungen immer noch über ihm schwebte.
    Wenn er wieder bei Verstand war, würde sich diese Person wahrscheinlich als strammer Landarbeiter herausstellen und nicht als Junge. Das letzte Mal, da er so krank geworden war, hatte er seine Mithäftlinge für einen Trupp Dämonen gehalten, die ihn mit Heugabeln piesackten. Er hatte all ihre Versuche abgewehrt, sich um ihn zu kümmern, wie sie ihm hinterher erzählt hatten, und er hatte sie um Verzeihung bitten müssen.
    Doch gegen den Engel hatte er sich nicht gewehrt, kein einziges Mal. Ganz im Gegenteil, er erinnerte sich, dass er ihr für jede erwiesene Freundlichkeit unglaublich dankbar war. In einer Phase relativer Klarheit hatte er sich, wie er sich vage erinnerte, überschwänglich bei ihr bedankt, was mit einem Kopfschütteln und einer so traurigen Miene beantwortet worden war, dass er sich unerklärlich schuldig gefühlt hatte.
    „Wie wäre es dann mit etwas zu trinken?“, beharrte der Knabe mit dem blauen Auge.
    Auf Englisch.
    Ein Wohlgefühl machte sich in seiner Brust breit und entlockte ihm ein breites Lächeln. Er hatte es geschafft. Er war zurück in England.
    „Wie wär’s, wenn du mir stattdessen den Engel herholst?“, entgegnete Carleton. Sie würde sein

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