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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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daran, welche Stellung die Großen in den Speicherburgen innehatten. Dort wurden sie mehr geehrt.
    »Das mit der Prinzessin hat uns gerade noch gefehlt«, murmelte Larashi bitter. »Wer weiß, wo er jetzt steckt.«
    Mythor zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben sich die beiden auch geeinigt. Genaueres werden wir wohl nur im Palast selbst erfahren. Shezad… was treibt sie ausgerechnet jetzt nach Horai? Wir sollten Näheres in Erfahrung bringen.«
    Sadagar grinste. »Interessierst du dich für sie?« fragte er anzüglich.
    Wieder hob Mythor die Schultern. »Mich interessiert, was sie hier will, nachdem der Palast lange Zeit leer gestanden hat. Man kann nie genug wissen, mein Lieber.«
    »Fahrna, die Runenkundige, war auch immer sehr wissensdurstig«, knurrte Sadagar. »Und nun ist sie tot.«
    »Erstens bin ich nicht der Runen kundig, zweitens heiße ich nicht Fahrna, und drittens soll man sich, bevor man in die Bärenhöhle geht, erst nach mindestens drei sicheren Fluchtwegen umsehen. So sagen zumindest die Jäger in Tainnia.«
    Sadagar schien die Zusammenhänge nicht zu begreifen. »Fluchtwege?«
    »Im übertragenen Sinn«, sagte Mythor. »Wissen ist Macht, mein Lieber.« Er legte Sadagar die Hand auf die Schulter. »Komm, Steinmann, wir suchen nach einem, der uns bereitwilliger Auskunft gibt als diese Mutter der faulenden Früchte.«
    *
    Männer tuschelten miteinander und schmiedeten einen Plan. Andere Männer beobachteten Mythor und seine Begleiter und berichteten. Der Anführer begann Ungeduld zu zeigen. Wann endlich handelte der dunkelhaarige Nordländer?
    Augen, im Dunkel verborgen, beobachteten. Fäden wurden gesponnen für ein Netz, in dem sich jemand fangen sollte. Dieser Jemand war nicht Mythor.
    Er war nur ein Köder, ohne es zu wissen. Unsichtbar und unbemerkt folgten ihm die Beobachter.
    *
    Diebe sind überall. Sie kennen verborgene Wege, die sonst niemand kennt, und sie wissen vieles, was nicht einmal dem Bartscherer des Königs bekannt ist. Sie müssen auch über alles und jeden und jede Veränderung Bescheid wissen, wenn sie nicht von den Bütteln erkannt und festgenommen werden wollen, um Nase und Ohren zu verlieren oder Schlimmeres. Und Mythor wusste das, nicht zuletzt aus den Erzählungen Luxon-Arrufs, der in Sarphand der König der Diebe geworden war.
    Aus Arrufs Erzählungen kannte er auch die Art und Weise, in der mehrere Diebe zusammenarbeiten, und so wurde er mehr als nur misstrauisch, als er einen hinkenden alten Mann mit einem Bettelstab sah, der sich durch die dichtgedrängten Menschenreihen des Marktes schob und dabei herzzerreißend jammerte, bestohlen worden zu sein. Viele kümmerten sich um ihn und gaben ihm von ihrem Geld, um ihn über den Verlust seines vorher eingesammelten Geldes hinweg zu trösten, doch nur Mythors scharfes Auge sah die flinken Hände jener Gestalten, die mal hier und mal dort blitzschnell Zugriffen, sobald sie erkannt hatten, wohin die edlen Spender ihre Geldkatzen zurücksteckten, und im dichten Gedränge fielen sie dabei kaum auf. Der alte, angeblich bestohlene Bettler war nur Köder und lenkte die Menschen ab von dem, was hinter ihren Rücken geschah.
    Direkt vor Mythor schob sich eine schmale Hand blitzartig in den weiten Überwurf eines feisten Mannes. Noch schneller war Mythor und umklammerte diese Hand, ehe sie ihr Ziel erreichen konnte. Wie ein Panther fuhr der junge Mann herum, als er seine Hand umklammert fühlte, und griff mit der Linken zum Dolch, Mythor grinste ihn an, machte blitzartig seine Faust nicht rund, sondern lang und schmetterte die spitzen Fingergelenke gegen die Waffenhand des Burschen. Der Dolch fiel zu Boden.
    »Ganz ruhig«, murmelte Mythor freundlich, »oder ich überantworte dich den Schergen. Du bist ein Dieb, wir beide wissen es.«
    Der Junge versuchte sich aus Mythors Griff zu befreien, doch dessen Finger umspannten sein Handgelenk wie eiserne Spangen. »Bei Quyl«, murmelte der Sohn des Kometen. »Du wirst uns Neuigkeiten erzählen, dann lasse ich dich ziehen. Wenn nicht… du weißt schon.«
    Er zog den jungen Mann, der nicht viel älter als No-Ango sein mochte, mit sich. »Eine Schenke«, überlegte er. »Dort kann man in Ruhe an einem Tisch sitzen und sprechen.«
    »Was willst du mit diesem Dieb?« fragte Larashi zornig. »Er gehört aufgehängt! Er bestiehlt andere Leute und…«
    »Bedachtsam, Diener des Daumenlos«, sagte Mythor und lachte Larashi freudlos an. »Er weiß viele Dinge, die nützlich sind, und er wird

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