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Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Breuer
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keiner so richtig auf der Rechnung. Ella Kock nimmt ihn gerade tüchtig in die Mangel.«
    »Na, dann kann er sich ja auf eine wunderschöne Nacht freuen«, brummte Lorenz. »Mit Feldwebel Kock in einem Verhörraum – da kann der arme Junge froh sein, wenn jemand zusieht.«
    »Armer Junge?«, fragte Stephan ungläubig. »Der Kerl hat mehrere Menschen auf dem Gewissen, und beinahe wäre es einer mehr gewesen.«
    Rita fügte hinzu: »Er hat dich mit Halothan betäubt – wie bei Vera Distel. Das Zeug wird in der Veterinärmedizin vielfach verwendet, auch Landwirte können das ohne Probleme bekommen. Im alten Stall neben dem Wohnhaus vom Naas haben wir größere Mengen davon gefunden. Und als Student der Elektrotechnik hatte er keine Mühe, den alten Vorratsraum im Keller mit Kamera und Mikrofon auszustatten. Der elektronische Stimmenverzerrer sollte ihn unkenntlich machen. Warum er seinen Vater so brutal erschlagen hat, werden wir noch erfahren – diese Art von emotional motivierten Gewaltverbrechen passiert meistens innerhalb der Familie. Und Vera Distel – ich vermute, er hat sie bei der Grabung gesehen und sich in sie verguckt. Dann hat er sie mit Benny beobachtet, und da er durch den Mord an seinem Vater schon enthemmt war, hat er auch sie getötet. Aus Eifersucht.«
    Lorenz sagte nichts dazu. Er blieb stumm und starrte auf seine Hand, die Bärbel immer noch drückte.
    Gustav meinte: »Und, sagt denn Kommissar Wollbrand gar nichts dazu? Oder ist er erst einmal nur froh, dass wir nicht dabei waren, als er eben so gerade nicht mehr rechtzeitig eine Toilette erreicht hat?«
    »Erinnere mich nicht daran«, knurrte Lorenz und beeilte sich dann, möglichst schnell auf ein anderes Thema zu kommen. »Aber wieso seid ihr euch so sicher, dass der Junge auch der gesuchte Mörder ist? Wenn er mich hätte umbringen wollen, warum dann diese Stimmenverzerrung? Und wie sollen wir diesen jungen Kerl mit Gerda in Verbindung bringen? Und er kann doch wohl kaum dieses Bild gemalt haben, auf dem Gerda und ich dargestellt sind, oder? Das stinkt doch alles irgendwie. Rita, ich kann nicht glauben, dass das für dich alles so eindeutig ist. Wo bleibt dein Instinkt?«
    Rita seufzte. »Ach Opa, du bist doch unverbesserlich. Ich hatte gehofft, du würdest einfach mal ein paar Tage Ruhe geben, damit wir ungestört und ohne dass ich mich um dich sorgen muss, ermitteln können. Natürlich passt das alles nicht zusammen, das weiß ich selbst.«
    Lorenz klatschte laut in die Hände. »Hab ich’s mir doch gedacht! Der junge Naas ist nicht ganz koscher, aber er ist nicht der Hauptfeind. Das wäre auch zu einfach gewesen. Und er hat so seltsames Zeug gebrabbelt, ich glaube, der hielt sogar mich für den Mörder seines Vaters. So kam es mir jedenfalls vor.«
    Bärbel griff wieder nach Lorenz’ Hand, die er ihr eben entzogen hatte, und sagte: »Aha, dann hat er dich gekidnappt, um seinen Vater zu rächen. Auch nicht schlecht.«
    »Aber wieso kam er darauf, dass Opa Bertold der Mörder vom alten Naas sein könnte?«, fragte Benny.
    Gustav meinte: »Immerhin wusste er, dass die beiden sich am Vorabend des Mordes gestritten haben.«
    »Und Ella Kock hat in seinem Beisein Bemerkungen gemacht, die in Richtung von Opa gingen«, ergänzte Rita. »Kann sein, dass der Junge sich daraus was zusammengereimt hat. Ist aber alles sehr schräg. Diese Eifeler haben doch letztlich alle einen Hau weg.«
    Lorenz grinste. »Du sprichst ein wahres Wort gelassen aus.«
    »Wie? Und was passiert jetzt?« Stephans Gesicht ähnelte einem Fragezeichen. »Ich habe nach dem Schrecken heute gehofft, es wäre nun endlich vorbei?«
    »Leider nein«, sagte Lorenz. »In diesem Krimi sind noch ein paar Seiten offen.«
    Das heiße Wasser plätscherte auf seinen schmerzenden Rücken. Lorenz stand mit geschlossenen Augen unter dem Strahl und ließ sich berieseln. Er duschte selten am Abend vor dem Zubettgehen, doch heute brauchte er das. Stephan, Rita und die Freunde waren nicht mehr lange geblieben, hatten gemerkt, wie zerschlagen er war. Zumindest in etwa. Er hatte sich nicht anmerken lassen, wie sehr er in der kurzen Haft gelitten hatte. Das unbequeme Hocken auf dem kalten Boden des Kellerraumes, dazu die innere Anspannung, das alles hatte ihm arg zugesetzt. Nun freute er sich auf sein weiches warmes Bett. Wie immer drehte er am Schluss noch kurz das warme Wasser ab, duschte einige Sekunden eiskalt. Dann trocknete er sich ab. Kritischer als sonst betrachtete er dabei seinen Körper

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