Nach alter Sitte
eingerichtet?«
»Papa?« Rolf Naas lachte kurz, dann wurde er sich seiner Lage wieder bewusst und stockte errötend. »Nein, der alte Vorratsraum wurde schon lange nicht mehr genutzt. Aber die Elektronik war kein Problem, ich bin doch E-Techniker, und das bisschen Equipment kann man bei Conrad für unter hundert Piepen bestellen und in zehn Minuten installieren. Webcam, Mikro und Lautsprecher, direkt ans MacBook via Thunderbolt angeschlossen, alles easy.«
»Soso, alles easy«, knurrte Ella. »Darüber muss ich mit unseren Technikern aber mal sprechen.« Dann besann sie sich und fuhr fort: »Also, entweder bist du total matschig in der Birne oder aber der gerissenste Killer, den ich je gesehen habe. In beiden Fällen gehört dein Arsch mir, mein Bubilein. Ist dir das klar?«
»Nein«, antwortete Naas wahrheitsgemäß und sehr leise. »Was haben Sie denn jetzt mit mir vor?«
Ella griff an ihren Gürtel und legte ein Paar Handschellen auf den Tisch. »Da würde mir so einiges einfallen, wenn ich nicht eher auf – aber lassen wir das. Deine Geschichte überzeugt mich nicht. Du bleibst also dabei, dass du nichts über die Morde an deinem Vater und dem Mädchen weißt und den Opa Bertold entführt hast, weil du ihn für den Täter hieltest und dies aus ihm herauspressen wolltest?«
»Ja, Frau Kock«, murmelte Naas verschämt.
»Du weißt schon, wie bescheuert sich das anhört?«
»Ja, Frau Kock.«
Die Kommissarin schüttelte den Kopf, spielte mit den Handschellen herum und grinste dabei wölfisch. »Ich glaube, das wird den Haftrichter auch nicht überzeugen. Das Dumme ist nur, wir haben hier in Düren nur begrenzte Kapazitäten für die Untersuchungshaft. Da hab ich noch einen Platz in einer Zweierzelle frei, da sitzt ein einsamer schwuler Zuhälter aus der Nordstadt, der seinem besten Jungen letzte Nacht im Streit was abgebissen hat. Ich glaube aber nicht, dass der auch für Leute gefährlich ist, mit denen er keinen Streit hat. Du wirst dich gut mit ihm verstehen.«
»Das ist doch nur ein blöder Scherz, oder?« Die Stimme des jungen Mannes zitterte ein wenig, und das auch schon nicht mehr frische Taschentuch wurde wieder heftig geknotet.
»Stimmt«, lenkte Ella ein. »Ich glaube nicht, dass ihr euch verstehen werdet. Er ist Türke und hasst deutsche Klugscheißer.«
»Bitte, Frau Kock«, flehte Naas. »Sie müssen mir glauben, ich habe mit den Morden nichts zu tun. Ich weiß auch, dass es dämlich war, den Alten zu entführen, aber manchmal tut man eben Dinge, die sich im Nachhinein als nicht so klug herausstellen. Bitte, glauben Sie mir, ich habe nichts getan.«
Ella grinste. »Sag mal, heute kann wohl alles studieren, was klüger als ein Knäckebrot ist, oder? Du bist mindestens wegen Entführung mit schwerer Körperverletzung dran, ist dir das eigentlich klar? Da kannste mal locker mit fünf Jahren Knast rechnen.«
»Um Gottes willen«, stieß Rolf Naas hervor. »Das kann doch nicht wahr sein, ich tue alles, was Sie wollen, aber bitte, das nicht!«
Ella grinste. »Liebelein, sei froh, dass du das falsche Geschlecht hast, sonst würde mir schon eine Ersatzstrafe einfallen. Jetzt schiebste erst mal ab in die Zelle und denkst drüber nach, ob du mir noch irgendwas erzählen willst, was ich noch nicht gehört habe. Ich muss jetzt was essen, sonst fall ich vom Fleisch. Und dann muss ich mal kurz nach Hause, denn da wartet, wenn ich Glück habe, noch jemand auf mich. Deine Nacht wird unangenehmer werden als meine, das hoffe ich für uns beide.«
26. Kapitel
Ich bin so froh, dass wir dich wiederhaben!«
Bärbel sah sehr glücklich aus und wollte Lorenz’ Hand gar nicht mehr loslassen, was diesem etwas peinlich war. Stephan Bertold, Benny, Gustav und Alexander hatten sich ebenfalls in seinem Zimmer eingefunden. Rita hatte Ella Kock alles überlassen und hatte Lorenz sobald wie möglich zurück in die Seniorenresidenz gebracht.
Der Alte grinste. »Kinder, was wollt ihr denn? Ich war doch noch nicht mal einen ganzen Tag weg. Es ist gerade mal dunkel geworden.«
Sein Sohn Stephan schüttelte nur schief grinsend den Kopf.
Benny lachte. »Opa Bertold, das haste aber nur deiner schnellen Kommissarin und der Nase eines Hundes zu verdanken!«
Lorenz nahm erfreut wahr, dass der Junge trotz der schrecklichen Ereignisse seinen Humor nicht verloren hatte. Rita bestätigte: »In der Tat, ohne den Mantrailer hätten wir dich nicht gefunden. In diesem Haus hätten wir dich nie vermutet. Den jungen Naas hatte
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