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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Länder – Jemen!, Saudi-Arabien!!, Iran!!! – werde er da ein Bollwerk der Kultur errichten. Ja, er kehre zu seinen Ursprüngen zurück, was er mache, sei nichts anderes als Friedenspolitik. Auf einer künstlichen Insel werde er, natürlich nicht allein, aber doch an führender Stelle, ein Culture Village errichten, eine »stylish cultural destination« mit einem gewaltigen Opernhaus, Museen, Theatern, Galerien und allem, was da eben so gebraucht werde. Vor ein paar Jahren sei dieses Vorhaben zwar unglücklicherweise der Finanzkrise zum Opfer gefallen, aber jetzt setze er neu an.
    Ja, Geld, das hat man oder hat es nicht, verkündete Steiner. Im Nahen Osten werde er jedenfalls noch einmal durchstarten. Und Österreich und seine kulturellen Leuchttürme durchaus nicht vergessen.
    Just in dem Augenblick, als Bernhardt sich ernsthaft fragte, ob Steiner wirklich ein Menschenfreund sei, setzte das Flugzeug mit einem harten Schlag auf der Landebahn des Wiener Flughafens auf.

29
    Die Maschine rollte auf das hell erleuchtete Flugzeug gebäude zu. Bernhardt schaltete sein Handy ein, eine SMS : Stehe am Ausgang. Gabi Kratochwil, Asp.
    Die Asp., die Aspirantin, wie Bernhardt sich später erklären ließ, ging entschlossenen Schrittes auf ihn zu, als er die Ankunftshalle betrat. Bernhardts erster Eindruck: blass, nicht leicht zugänglich, Typ: Stille Wasser gründen tief. Ihre Stimme war entschieden, klang aber ein bisschen gepresst. Fester, leicht feuchter Händedruck. Was sie ihm dann sagte, verhinderte erst einmal eine weitere Charaktereinschätzung. Kurz und trocken kam ihre Mitteilung: »Herr Kollege, die Chefinspektorin Habel ist seit Stunden spurlos verschwunden. Es läuft eine große Suchaktion, an der Sie sich bitte beteiligen sollen.«
    Diese Mitteilung steigerte Thomas Bernhardts Sorgen erheblich. Insgeheim hatte er gehofft, dass sich alles wie ein Spuk auflösen und ihn nach der Landung in Wien eine grinsende Anna Habel empfangen würde. Und jetzt… Das war dubios und sehr beunruhigend.
    »Auf der Autobahn geht nix«, sagte Frau Kratochwil und dirigierte ihn zügig zum Bahnsteig, wo der Zug nach Wien stand. Der CAT , diesen rätselhaften Namen trug diese Linie, rauschte durch die Nacht in Richtung Wien.
    Gabi Kratochwil gab einen kurzen, konzentrierten Überblick der Situation: Anna Habel hatte am frühen Abend einen Termin im Burgtheater gehabt, den Direktor dort hätten sie schon angerufen, angeblich habe sie das Haus nach ihrem Gespräch verlassen. Und seitdem: Funkstille. Das habe es schon manchmal gegeben, dass sie sich kurz ausgeklinkt habe, aber höchstens eine halbe Stunde, um in Ruhe eine Semmel oder ein Würstl zu essen und dabei ein bisschen nachzudenken. Aber nie, wenn ein Fall heiß gewesen war wie diese Sache mit der Agentin. Und jetzt sei’s ja schon nach Mitternacht, und sie melde sich immer noch nicht, auch nicht bei ihrem Sohn, und der sei ihr immer besonders wichtig, der stehe immer an erster Stelle. Also, da sei bestimmt etwas schiefgelaufen. Sie bringe ihn jetzt ins Präsidium in die Berggasse, wo unter der Leitung von Hofrat Hromada eine Krisensitzung stattfinde. Dann schwieg sie und schaute ihn mit großen Augen an, als erwartete sie von ihm unverzüglich eine Entschärfung oder Klärung der Situation.
    Bernhardt hatte sie bei ihrem Rapport aus den Augenwinkeln gemustert und sich ein Bild von ihr zu machen versucht: ländlicher Typ, ein bisschen unsicher, aber zielorientiert und geradeaus, verlässlich, arbeitsam – dies seltsame Wort fiel Bernhardt ein. Arbeitsam? Bernhardt stellte sie sich auf einem Bergbauernhof vor, von der Früh bis in den Abend beschäftigt. Später kam in einem Gespräch heraus, dass Bernhardt recht gehabt hatte, Gabi Kratochwil war tatsächlich auf einem Bauernhof irgendwo in Kärnten aufgewachsen.
    Sie fragte ihn, ob er eine Erklärung für das Verschwinden von Anna Habel habe. Bernhardt merkte nur bissig an, dass es total unprofessionell sei, wie Anna Habel einfach loszumarschieren und nicht mitzuteilen, wohin man gehe. Er sparte sich weitere sarkastische Anmerkungen, als Gabi Kratochwil ihm ein Blatt reichte mit der Bemerkung: »Vielleicht hat’s damit was zu tun?«
    Bernhardt las die zwei ausgedruckten Internetseiten: Die Zeitschrift Hot kündigte auf ihrer Website eine Enthüllungsgeschichte über Hans-Günter Steiner an, die in der morgigen Print-Ausgabe erscheinen würde. Hot machte es spannend: Die Ausgabe würde erst um Punkt sechs Uhr in der Früh an

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