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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Ladenbesitzer kam näher, winkte ihm zu und rief etwas. Cohen sprang von der Statue herunter und schrie ihn an. Der Mann prallte zurück. Cohen drehte eine Runde und schaute in alle Straßen, fragte sich, was er als Nächstes tun sollte, und schwitzte jetzt noch mehr als vorher.
    Ihm fiel ein, dass er keine Nachricht im Zimmer oder an der Rezeption hinterlassen hatte. Wenn sie ins Hotel zurückkam, würde sie sich zweifellos Sorgen um ihn machen. Also rannte er los. Er rannte in die Richtung, in der er das Hotel vermutete, in der Hoffnung, einen bekannten Straßenzug zu entdecken, der ihm den Weg wies. Immer wieder rief er ihren Namen. Schrie ihn laut in alle Richtungen. Am Ende der Straßen hielt er an und schaute nach rechts und links, warf einen Blick in den Kanal, wenn er über eine Brücke ging. Er rannte, versuchte aber gleichzeitig, überall nachzuschauen.
    Er eilte eine lange, schmale Straße entlang, überquerte einen Kanal, rannte durch eine weitere Straße und sah vor sich Leute, die über die Straße gingen. Das muss die Straße sein, in der sich mein Hotel befindet, dachte er und hatte recht. Er betrat die Straße und bemerkte bekannte Gebäude, und schließlich kam der Schriftzug des Hotels in Sicht. Im gleichen Moment sah er sie. Elisa ging auf den Eingang zu und hatte den Arm um eine Frau in einem langen Rock gelegt. Sie stützte sich auf die Frau, und sie gingen ganz langsam. Cohen rannte los und erreichte sie kurz vor der Tür.
    »Elisa«, sagte er völlig außer Atem. Er sah, dass sie ein Tuch gegen ihre Stirn drückte und dass es blutbefleckt war. Er fasste nach ihr und umarmte sie, wobei sie sich immer noch auf die Frau stützte.
    »Sie okay, sie okay«, sagte die kleine Frau und schob Cohen beiseite. Dann nahm sie Elisas Arm von ihrer Schulter, als wollte sie damit sagen, hier bitte, sie gehört Ihnen. Die Frau trug eine Brille an einer Silberkette um den Hals und hatte freundliche, runzlige Augen.
    »Mir geht’s gut«, sagte Elisa, lachte ein bisschen und griff nach ihm. »Du siehst ja völlig fertig aus.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab mich verlaufen. Genau, wie wir gesagt haben.«
    Die Frau machte eine Faust und schlug sich damit gegen die Stirn. »Kopf auf Decke«, sagte sie.
    »Straße«, korrigierte Elisa und deutete zu Boden. »Kopf auf Straße.«
    »Okay, gut.«
    »Kopf was?«, fragte Cohen. Sie hatte ihren Arm jetzt um seinen Hals gelegt und streckte der Frau ihre freie Hand entgegen. Die Frau nahm sie, und Elisa sagte: »Vielen Dank. Grazie, sehr viel.«
    »Alles gut?«, fragte die Frau und nickte dabei.
    Cohen fasste in die Tasche und nahm etwas Geld heraus und wollte es ihr geben, aber sie nahm es nicht und ging weg. Dabei wiederholte sie, alles gut, okay, gut. Okay, gut.
    »Grazie«, wiederholte Elisa, und die Frau winkte ihr zu, drehte sich um und ging ihrer Wege.
    Cohen und Elisa gingen ins Hotel und setzten sich an einen Tisch in der Bar. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und nahm das Tuch von der Stirn. Oberhalb ihrer Augenbraue war eine Platzwunde zu sehen, die Stelle war stark geschwollen.
    »Verdammt noch mal«, sagte Cohen.
    Einer der Teenager, die vorbeigingen, bemerkte Elisas Wunde und ging hinter die Bar, wo er ein sauberes Tuch befeuchtete und es ihr dann reichte. »Brauchen Sie noch was?«, fragte er. Sie verneinte und dankte ihm.
    »Ich bin einfach zu blöd«, sagte sie.
    »Du bist nicht blöd. Aber was ist denn passiert?«
    »Ich bin herumgelaufen und hab mich verirrt. Bin gestolpert, wie es mir schon hundert Mal passiert ist auf diesen unebenen Steinen und Platten, diesmal aber gefallen und mit dem Kopf zuerst auf dem Boden gelandet. Bin kurz ohnmächtig geworden. Die Frau kam vorbei und hat mich entdeckt. Sie half mir auf die Beine. Ich schätze, sie wohnt in der Gegend. Sie ging in eins der Häuser und kam mit dem Tuch und etwas Wasser wieder heraus.«
    Cohen streckte die Hand aus und wischte ein bisschen Blut und Wasser von ihrer Wange.
    »Ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich hab dir doch gesagt, du musst in den Ferien nicht trainieren.«
    »Ich hab’s jetzt kapiert.«
    Er nahm das Tuch von ihrer Wunde. Die Blutung hatte aufgehört. »Tut es weh?«, fragte er.
    »Sieht es aus, als würde es wehtun?«
    »Ja.«
    »Dann tut’s auch weh.«
    Er schob die Hand mit dem Tuch wieder gegen ihre Stirn und sagte, bin gleich wieder da. Er ging nach oben in ihr Zimmer, um die Packung Paracetamol zu holen. Als er wieder nach unten kam, ging er hinter

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