Nachhaltig investieren und gewinnen
Stile nachhaltiger Investoren identifizieren, die sich durch folgende Auswahlkriterien unterscheiden:
Absolute Kriterien
Best-in-Class (relative Kriterien)
Engagement
Die Stile unterscheiden sich vor allem in Bezug auf die Abweichung zu Gesamtmarktportfolios. Der zu beobachtende nachhaltige Charakter der Produkte ist ebenfalls unterschiedlich.
Kombinationen aus den einzelnen Stilen sind natürlich möglich und auch recht häufig anzutreffen. Das hängt auch mit den Erwartungen der Kunden zusammen. Als nachhaltig oder ethisch wird oft verstanden, dass man die Unternehmen auswählt, die sich dem Thema Nachhaltigkeit am stärksten widmen und zusätzlich die „wirklich schlimmen Dinge ausschließen“.
Abbildung: Unterschiedliche Stile nachhaltiger Investoren
Info-Box
Stilkombination als bester nachhaltiger Stil
Die genannten Stile unterscheiden sich also grundlegend. Ein Ansatz, um die Vorteile der unterschiedlichen Ansätze zu nutzen, ist, solche Fonds zu kaufen, die die Stile kombinieren. Eine überschaubare Größenordnung von Ausschlusskriterien ließe sich etwa mit einem Best-in-Class-System für die verbliebenen Sektoren oder Branchen kombinieren. Zudem könnte der Fonds dann auch noch mit den Unternehmen einen laufenden Dialog führen, sprich Engagement betreiben.
Die nachhaltigen Number-Cruncher – Nachhaltigkeitsanalyse
In den letzten Jahren ist die Anzahl der mit Nachhaltigkeitsrating und -research beschäftigten Beratungsunternehmen sprunghaft angestiegen. Was sind aber die Charakteristika von Nachhaltigkeitsratings? Während das Finanzrating eines Unternehmens fast nur auf wirtschaftliche Gesichtpunkte hin ausgerichtet ist, ist das Prinzip des Nachhaltigkeitsratings weiter gefasst. Neben den Hard Facts (harten Fakten), den Finanzzahlen, werden auch sogenannte extrafinanzielle Zahlen erhoben. Diese extrafinanziellen Daten beruhen – wie in Kapitel 2 dargestellt – eher auf Soft Facts (weichen Daten), wie den Stakeholderbeziehungen und dem Corporate Governance beziehungsweise auch unternehmensethischen Fragen.
Beispiel: Hard Facts und Soft Facts am Beispiel Mitarbeiter
Zu den Hard Facts betreffend die Mitarbeiter eines Unternehmens zählen etwa die Anzahl der Mitarbeiter oder die Höhe des ausbezahlten Lohns. Derartige Daten sind auch im Geschäftsbericht samt mehrjähriger Statistik abgebildet. Für das Unternehmen wichtig ist aber nicht nur die Zahl und Entlohnung, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter. Die Motivation lässt sich einerseits über Mitarbeiterbefragungen bestimmen, anderseits sind aber auch Unternehmensgrundsätze und Initiativen zu Gleichbehandlung, Gesundheitsvorsorge und Ähnlichem von Bedeutung. Mithilfe eines Nachhaltigkeitsresearchs versucht man derartige weiche Daten zu erheben und zu interpretieren.
Die Nachhaltigkeitsanalyse weicht vom klassischen Ratingansatz von Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s deutlich ab. Es geht um die Beurteilung weicher Faktoren, die nicht immer quantifizierbar sind.
Abbildung: Kreditrating und Nachhaltigkeitsrating
Der Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden ist ein Beispiel für ein System des Nachhaltigkeitsratings oder der Nachhaltigkeitsanalyse. Die Bewertungssystematik wurde 1997 als Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, entstanden in einer Kooperation der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Hohenheim in Stuttgart, veröffentlicht. Die im Leitfaden berücksichtigten nachhaltigen Themen sind Kulturverträglichkeit, Naturverträglichkeit und Sozialverträglichkeit. Der Leitfaden umfasst eine Kriteriologie mit rund 850 Einzelkriterien.
Die Umsetzung des Leitfadens in ein für die konkrete Nachhaltigkeitsanalyse brauchbares Bewertungssystem erfolgte gemeinsam mit der Researchagentur oekom research in München. Die 850 Einzelkriterien wurden dabei zu etwa 200 Untersuchungskriterien zusammengefasst.
Abbildung: Der Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden
Informationsquellen für Nachhaltigkeitsresearch sind einerseits öffentliche Unternehmensquellen wie Geschäftsberichte und Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen. Andererseits verfügen Researchagenturen auch über individuelle Unternehmensquellen, die sie vom Mitbewerb unterscheiden. Dazu zählen ein individueller Fragebogen und direkte Kontakte ins Unternehmen. Und schließlich sind da noch Sekundärquellen wie das World Wide Web, Medienberichte, Datenbanken sowie Informationen von Seiten international und lokal tätiger NGOs.
Beispiel: Analyse
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