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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Fizek
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Eingangstür führte zu einer Empore. Die oberen Fenster, durch die hätten Licht dringen sollen, lagen im Dunkel, teils, weil der Pflanzenbewuchs das Licht verschluckte, teils, weil das Glas erblindet war. In der kühlen Luft tanzten Staubkörner.
    Doch Uracha bog sofort nach rechts, durchquerte eine Küche und einen kurzen Flur und betrat einen größeren Raum, der wohl der Aufenthaltsraum der im Haus tätigen Sklaven gewesen sein musste. Jetzt schien er so etwas wie ein Arbeitszimmer zu sein. Er lag in einer tiefen Düsternis. Als Geraldine ihn hinter Uracha betrat, dachte sie sofort, dass sie früher wahrscheinlich wenig von den behangenen Wänden gesehen hätte. Doch jetzt konnte sie die zahlreichen Objekte präziser erfassen. Es waren Talismane. Sie entdeckte Traumfänger und indianische Tonfiguren, Püppchen wie aus Voodoo-Zeremonien und sogar eines dieser flachen Hölzer, auf denen die Aborigines ihre Traumpfade aufzeichneten.
    In der Mitte des Raumes stand ein niedriger Tisch, der mit einem schweren, tiefroten Tischtuch bedeckt war. Um den Tisch herum lagen Kissen.
    Uracha ließ sich elegant auf den Boden gleiten und deutete Geraldine an, sich ihr gegenüber zu setzen.
    "Ich weiß, warum du hier bist. Zumindest ahne ich es." Urachas Stimme klang tief und rau und war, wie das bei alten Menschen üblich ist, schon ein wenig dünn und im Schwinden begriffen.
    "Ach?", entfuhr es Geraldine.
    "Du bist die Enkelin von Beatrice Wagner, die ältere von den beiden. Ich erinnere mich gut an dich. Deine Eltern sind gestorben, als du jung warst. Ich sehe den Riss in deinem Herzen, der dich empfänglich macht."
    "Empfänglich?" Geraldine hatte sich gerade eben noch vorgenommen, sich erstmal ruhig anzuhören, was Uracha ihr erzählen würde, doch jetzt spürte sie, wie die Panik ihre Kehle hochkroch.
    "Du brauchst keine Angst zu haben", sprach Uracha weiter, als könne sie sehen, was in Geraldine vorging. "Es ist ein Riss, aber kein Unglück. Ja, er macht dich empfänglich für das Böse, aber er zwingt dich nicht dazu, böse zu sein. Es gibt viele Arten, empfänglich zu sein und hier darfst du wählen. Es ist deine Entscheidung. Du bist immer noch die Meisterin deiner guten und schlechten Taten."
    Geraldine schwieg verblüfft. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war hierhergekommen, weil sie dachte, sie könne Antworten finden. Doch jetzt schien es, als würde sie noch weitere Rätsel aufgetischt bekommen.
    Uracha betrachtete die junge Frau interessiert. "Es ist nicht so, wie du denkst. Ich sehe Kraft, große Kraft, ja geradezu enorme Kraft. Aber du hast sie unter Gefahren gewonnen und natürlich ist eine solche besondere Kraft immer zwiespältig. Du musst wissen, wofür du sie einsetzen willst und bisher hast du keine Ahnung, weil du nicht weißt, wem du loyal sein musst. All dies ist ein Rätsel für dich. Vier Männer, die in Ihr Leben getreten sind. Und keiner von ihnen hat sich offenbart. Einer ist tot …" Sie verfiel in Schweigen, wobei sie die Augen nun vollständig geschlossen hielt. Nach einer langen Pause sprach sie weiter: "Einer ist tot und doch ist er zweimal gestorben, einmal vor kurzer und einmal vor langer Zeit. Einer lebt und wird dein Schicksal lenken wollen. Du kennst ihn nicht, aber er kennt dich. Dieser Mann steht im Schatten und darf von dir nicht berührt werden. Dieser Mann ist", und hier machte die alte Hexe eine dramatische Pause, "verboten. Er wird dein Feind sein. Das ist er jetzt und das wird er in Zukunft sein. Wenn du auf seine Seite wechselst, bist du nicht mehr du selbst."
    "Aber wer ist dieser Mann?", brach es aus Geraldine heraus.
    "Du wirst ihn kennen lernen, doch nicht jetzt. Es gibt dringlicheres. Ich sehe diese beiden Männer, aber ich sehe auch, dass sie beide nicht ehrlich mit dir sind. – Du hast sie getroffen."
    Den letzten Satz hatte Uracha halb als Frage, halb als Feststellung geäußert.
    Geraldine allerdings konnte nur verwirrt zurück fragen: "Wer? Wer?"
    "Es sind zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können. Der eine ist wie das Meer, mal ruhig und mal stürmisch; mal die Quelle der wundervollsten Nahrung und mal tödlich wie der schlimmste Sturm. Der andere? Diese andere, den ich nicht zu fassen bekomme. Er ist einer, er ist viele. Ich spüre Winter und ich spüre Sommer. Er ist nicht von hier. Es ist kein Geschöpf dieser Küsten und dieser südlichen Wälder."
    Sie versank wieder in Schweigen. Geraldine spürte, wie sich ihre Angst nach und nach in

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