Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
und wie eine Süchtige mehr davon würde haben wollen.
Er hatte mich benutzt, nicht anders, als Tristan es getan hatte. Es war ein Unterschied, ob man eine potenzielle Angestellte mit dem Versprechen eines riesigen Bonus verführte oder ob man ihre Schwächen ausnutzte, ihr die Drogen bot, die sie wollte in dem Wissen, dass sie süchtig werden würde.
Lucas kam ins Zimmer, aber mein Blick glitt an ihm vorbei zu Benicio. Dann sah ich weg. Ich wollte nicht ihm die Schuld geben. Vielleicht hat er mich in Versuchung geführt – aber ich wollte über den Versuchungen stehen. Die Kontrolle behalten. Selbst die Verantwortung für mich übernehmen.
»Ich bin im Krankenhaus«, sagte Benicio zu Lucas. »Ich möchte, dass du und Paige …« Ein scharfer Atemzug. »Deine Brüder.«
»Ich warne sie.«
»Ich hätte daran denken …«
»Ich kümmere mich drum, Papá. Fahr du mit Troy. Ich sorge dafür, dass ein Sicherheitsteam im Krankenhaus auf dich wartet.«
Nachdem Benicio gegangen war, blickte ich auf und sah Lucas gedankenverloren dastehen, während Paige zu ihm hinüberging. Er murmelte etwas und drehte sich dann zu Karl um.
»Ich frage wirklich nicht gern …«, begann er.
»Dann lass es!«, grollte Karl. »Wir haben mehr als genug getan, und Hope hat mehr als ihre Schuld …«
»Was ist es, das du wissen willst?«, schaltete ich mich ein. Ich fing Karls Blick auf. »Bitte.«
»Nein.«
Meine Eingeweide schienen sich zu verkrampfen, und ich musste schlucken, um die nächste Welle von Übelkeit abzuwehren.
Karl legte die Hand über meine beiden Hände, die ich im Schoß verschränkt hatte. »Du hast genug getan, Hope.«
»Habe ich nicht«, flüsterte ich, so leise, dass die beiden anderen es nicht verstehen konnten. »Ich muss helfen. Dies damit zu Ende bringen, dass ich etwas Gutes tue.«
Ein Moment des Schweigens, während er mich musterte. Dann wandte er sich an Lucas. »Ein letzter Gefallen. Ja, ich betrachte es als einen Gefallen.«
»Es ist auch einer«, sagte Lucas. »Ich muss meine Brüder finden …«
»Und du erwartest, dass wir deine Anrufe erledigen? Hol eure Kabalenschranzen aus dem Bett …«
»Nein. Wir müssen sie aufspüren und warnen. Persönlich. Finde sie bitte, Karl! Und danach könnt ihr gehen.«
Wir nahmen Karls Mietwagen und folgten Lucas’ Auto, während er telefonierte, um den Aufenthaltsort seiner Brüder herauszufinden. Karl maulte vor sich hin – warum sollten wir sie aufspüren, wenn man sie mit einem direkten Anruf schneller warnen konnte? Ich begriff es ebenso wenig, nannte aber eine Reihe möglicher Erklärungen, einfach um Lucas zu verteidigen. Karl wollte nichts davon hören. Und nicht nur, weil er sich Sorgen um mich machte – den Spürhund für einen dreißigjährigen Magier abzugeben ging ihm gegen den Strich. Er hatte genug Schwierigkeiten damit, seinem Alpha zu gehorchen.
Der Gedanke an Jeremy rief mir die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis, die Karl mir vermittelt hatte, und ich wünschte mir sehnlich, nach ihrer Bedeutung fragen zu können. Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich war mir nicht sicher, ob der richtige Zeitpunkt jemals kommen würde. Karl hatte mir all das lediglich als Teil eines verzweifelten Versuchs gezeigt, mich aus meinen finsteren Gedanken herauszureißen.
Wir hatten die Villengegend eben hinter uns, als Lucas auf meinem Handy anrief.
»Hector ist zu Hause«, sagte er. »Paige und ich fahren hin. Carlos ist heute Abend ausgegangen und wird sehr schwierig zu finden sein, also möchte ich euch bitten, mit William zu reden – offenbar wollte er heute bis spät nachts arbeiten. Der zweite Leibwächter meines Vaters, Griffin, wird in der Firma auf euch warten und euch nach oben bringen.«
»Okay …«
Ich konnte mir zwar vorstellen, warum Lucas nicht wollte, dass ein Sicherheitsteam auf Hectors Haus und seine erschrockene Familie niederging, aber dies hier ergab in meinen Augen keinerlei Sinn. Wenn William noch im Büro war, gab es dort eine ganze Security-Abteilung, die ihn bewachen und notfalls in Schutzhaft nehmen konnte.
»Warum suchen wir nicht nach Carlos?«, fragte ich Lucas. »Wenn er schwieriger aufzuspüren ist, dann wäre Karl doch perfekt dafür geeignet.«
»Bei den anderen wissen wir immerhin, wo sie sein müssten; ich würde sie gern zuerst abhaken.«
Karl warf mir einen Seitenblick zu. »Solange er nicht von mir erwartet, Carlos aufzuspüren,
nachdem
wir mit William geredet haben.«
»Das
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