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Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn

Titel: Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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abwarten, bis sie aufgerufen wurde? Das hier war nervenaufreibend genug, auch ohne dass sie lange herumsaß.

    Die ältere Frau hinter der Theke ließ die passable Imitation eines aufrichtigen Lächelns aufblitzen, als Jenner auf sie zuging. Nach einem letzten schweren Schlucken griff Jenner in ihre Handtasche und holte ihren Tippschein mitsamt Führerschein und Lohnzettel heraus und legte alles nebeneinander auf die Theke.
    »Ich habe gewonnen.« Sie hoffte, dass niemand im Raum ihr halblautes Flüstern belauscht hatte.
    Die Frau nahm alles an sich, betrachtete eingehend den Tippschein und grinste breit. »Das haben Sie allerdings.« Sie nickte den Wartenden hinter Jenner zu, die sofort aus ihren Stühlen aufsprangen. Jenner drehte sich um, und im selben Moment explodierte ein Blitz vor ihren Augen und blendete sie sekundenlang. Die Frau und die zwei Männer bombardierten sie mit Fragen und versuchten sich gegenseitig zu überschreien; Jenner verstand kein Wort, alles klang wie Kauderwelsch. Ängstlich wich sie einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Theke, wo sie weder nach links noch nach rechts fliehen konnte.
    Einer der Reporter trat ihr auf den linken Fuß, und das riss sie aus ihrem Schockzustand. »Hey!«, fuhr sie ihn aufgebracht an. »Immer langsam, okay? Sie hätten mir fast den Zeh abgehackt.« Die drei Reporter erstarrten überrascht, und Jenner nutzte die winzige Pause, um zu verkünden: »Ich heiße Jenner Redwine.«

4
    Ein ausgesprochenes Wort lässt sich nicht wieder ein fangen.
    Jenner starrte auf die amtlich wirkenden Papiere in ihrer Hand und versuchte zu begreifen, was da stand. Sie war gerade auf dem Angestelltenparkplatz der Harvest Meat Packing Company aus der Gans gestiegen, als ein nichtssagend aussehender Mann auf sie zugestürmt war.
    »Jenner Redwine?«
    Man hätte annehmen sollen, dass sie inzwischen klüger geworden war, denn seit vor zwei Wochen publik geworden war, dass sie den Jackpot geknackt hatte, wurde sie belagert von Menschen, die ihr eine Investition in todsichere Geschäftsideen aufschwatzen wollten, sie zu einer Spende an eine Wohltätigkeitsorganisation oder gleich auf ihr Privatkonto zu überreden versuchten oder die das Lied »Gib mir dein ganzes Geld« auf eine andere Weise zu variieren verstanden. Sie hätte einfach losrennen sollen. Stattdessen hatte sie sich verdutzt umgedreht und »Ja?« gesagt.
    Der Mann hatte ihr einen dicken Umschlag entgegengestreckt, den sie automatisch entgegengenommen hatte. »Die Klage ist hiermit zugestellt«, hatte das Arschloch verkündet und ihr zum Abschied zugezwinkert, bevor es sich abgewandt hatte und davongeeilt war.
    Klage? Zugestellt?
    »Ich habe noch keinen einzigen Cent gesehen!«, schrie sie ihm wütend nach.
    »Nicht mein Problem!«, rief er zurück, bevor er in einen weißen Nissan sprang und davonbrauste.

    Jenner riss den Umschlag auf, zog die zusammengeklammerten Dokumente heraus und überflog sie. Heißer Zorn wallte in ihr auf und ließ sie im wahrsten Sinn des Wortes rot sehen. Wenn sie Dylan in diesem Moment in die Finger bekommen hätte, hätte sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken erwürgt.
    »Ärger?«, feixte ein vorbeikommender Kollege. »Wer hätte gedacht, dass Reichtum so nerven kann?« Über seinen Witz lachend, verschwand er im Gebäude, und alle um ihn herum lachten mit.
    Wenn sie das gewusst hätte, wenn sie das nur irgendwie geahnt hätte, hätte sie bestimmt einen anonymen Treuhandfonds eingerichtet und dafür gesorgt, dass ihr Name unbekannt blieb. Dann hätte sie nicht einmal Michelle eingeweiht, bevor sie das Geld tatsächlich ausgehändigt bekommen hatte. Nicht dass Michelle irgendwas falsch gemacht hätte, aber die letzten zwei Wochen waren die Hölle gewesen - und jetzt auch noch das. Jetzt verklagte Dylan sie auch noch auf die Hälfte das Gewinns und behauptete … offenbar behauptete er, dass sie einen Haushalt gebildet hätten, dass sie alle Ausgaben geteilt und darum den Tippschein gemeinsam bezahlt hätten und allen möglichen Blödsinn.
    Gnadenlose Hetzjagd wäre ein passender Oberbegriff für das gewesen, was Jenner in den letzten zwei Wochen durchgemacht hatte. Sobald ihr Name veröffentlicht worden war, hatte das Telefon zu läuten begonnen. Und seitdem nicht mehr aufgehört. Zu jeder Tages- und Nachtstunde hatte es geläutet, bis sie es schließlich ausgesteckt hatte, mehr oder weniger endgültig. Wohltätigkeitsorganisationen, lang vermisste Verwandte - meist so lang

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