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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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das aber auf verwirrende Weise gleich darauf in Euphorie umgeschlagen war. Dann war da der gereizte Umgang mit Rob Adams, der gestrige Abend, an dem er sich hatte volllau fen lassen, der Hustenanfall beim Anblick des bewaffneten Rangers im Tarnanzug und dann diese seltsame Sache, dass er immer wieder Dinge über dieses Land wusste, die er angeblich gelesen hatte.
    Schweigend malte sie Kringel mit den Fußspitzen im Sand. Der Verdacht, dass Marcus sich nicht zum ersten Mal in diesem Land aufhielt, hatte sich in den letzten Stunden als pechschwarzes Unwetter an ihrem inneren Horizont zusammengeballt. Seitdem blähte es sich rasend schnell auf, wurde von Minute zu Minute schwärzer und drohender. Sie fröstelte trotz der glühenden Hitze.
    »Allein packe ich das nicht mehr«, hatte er gesagt und versprochen, ihr heute Abend zu erzählen, was ihm auf der Seele lag.
    Und genau das ist es, fuhr es ihr durch den Kopf, ich fürchte mich vor der Wahrheit.
    Ihr Blick glitt zu Marcus, der, die Hände in den Hosentaschen vergraben, mit dem Rücken zu ihr am Abhang stand. Jetzt wirkte er wie ausgewechselt, vollkommen normal – wenn das der richtige Ausdruck war. Im Augenblick zumindest schien es, dass der Spuk, der mit erschreckenden Stimmungsumschwüngen und völlig untypischem Verhalten einhergegangen war, vorbei war.
    Sie rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Sicher war er nur überarbeitet. Zum Jahresende ging es in seinem Geschäft immer turbulent zu, und das war auch die Zeit, in der er sich oft und heftig mit seinem Vater stritt. Vielleicht war er mal wieder mit dem Alten aneinandergeraten, ohne dass er ihr davon berichtet hatte, und hatte deswegen bei Olaf und am vorigen Abend zu viel getrunken. Vielleicht hatte er auch gar keinen Grund. Das passierte eben mal.
    Ein paar Minuten noch wälzte sie alles hin und her, betrachtete alle Argumente, alle Vorkommnisse von allen Seiten, und dann spürte sie, wie sich der Druck langsam von ihrer Seele hob. Sie atmete auf. Das war’s bestimmt. Es gab keine finsteren Geheimnisse im Hintergrund. Sie hatte ihm unrecht getan. Energisch schob sie alle Zweifel hinter die innere Mauer, hinter der sie allen seelischen Müll verschwinden ließ. Sie sah hoch.
    Gerade in diesem Moment warf er ihr über die Schulter einen Luftkuss und ein strahlendes Lächeln zu.
    »Ich liebe dich«, las sie von seinen Lippen ab.
    Ihr wurden augenblicklich die Knie weich, und ihr Herz tat einen Sprung. Lautlos fiel der Verdacht, der sich in ihr mittlerweile zu monströser Größe aufgebläht hatte, in sich zusammen. Ihr innerer Horizont war wieder klar. Plötzlich schien das Licht strahlender zu sein, die Gerüche intensiver, und das Flüstern des Windes in den Blättern wurde zu klingenden Harfentönen. Sie war so erleichtert, dass ihr die Tränen kamen, und sie musste sich erst räuspern, bevor ihre Stimme ihr gehorchte.
    »Keine Tuchfühlung mit Elefanten und Löwen?«
    Er wirbelte herum. Sein Gesicht leuchtete. »Keine!« Er legte eine Hand aufs Herz.
    »Okay«, sagte sie und stand auf. »Fahren wir.« Lächelnd streckte sie ihm eine Hand hin.
    Marcus aber zog sie in die Küche. »Wir müssen unbedingt etwas zu trinken mitnehmen. Sonst fängt unser Blut in der Hitze an zu brodeln.«
    »Grässliche Vorstellung«, murmelte sie und verdrehte die Augen.
    Zusammen mit den Kühlelementen packten sie ein paar Coladosen in die Kühlbox. Silke warf noch zwei Marsriegel dazu. »Brauchen wir sonst noch etwas?«
    »Ach wo, wir sind ja in spätestens zwei Stunden wieder zurück.« Er trug die Tasche zum Geländewagen und kletterte hinein. »Vergiss den Fotoapparat nicht!«, rief er ihr zu.

16
    K urz nachdem sie das Camp verlassen hatten, fuhr Silke mit einem Aufschrei in ihrem Sitz herum. »Da ist dieser gruselige Buschkrieger wieder«, stieß sie hervor. »Dort, zwischen den Büschen.«
    Marcus atmete scharf ein, bremste gleichzeitig, verriss dabei fast das Steuer und fuhr ebenfalls herum. Er verrenkte sich den Hals und starrte mit zusammengekniffenen Augen angestrengt zu der Stelle im Gestrüpp, auf die Silke zeigte. Nach ein paar Sekunden ließ er seinen Atem entweichen wie die Luft aus einem Ballon.
    »Das ist ein Felsen, kein Lebewesen. Du siehst Gespenster«, sagte er und legte ihr beruhigend seine Hand aufs Knie.
    Silke lehnte sich weit aus dem Fenster und schaute zurück. »Jetzt ist der Felsen weg«, bemerkte sie trotzig und ließ das Fenster hochfahren. Es klemmte etwas, und sie musste mit der Hand

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