Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
ich bewaffnete Ranger und eine dicke Hausmauer als Schutz zwischen mir und den Raubtieren wissen.«
    Er blinzelte ihr belustigt zu. »Also ist der afrikanische Traum ausgeträumt? Doch lieber Streichelzoo?«
    Silke presste ihre Lippen zu einem Strich zusammen. Wenn sie etwas wirklich nicht leiden konnte, war es, ausgelacht zu werden. »Schön, dass ich zu deiner Belustigung beitragen kann«, antwortete sie kühl.
    »Sorry«, erwiderte er zerknirscht. »War nicht so gemeint, Liebling.« Er tätschelte ihr den Oberschenkel. »Wir fahren bis zur nächsten Gabelung, dann drehe ich um, okay?«
    »Hm«, machte sie, schob seine Hand aber nicht weg.
    Allmählich änderte sich die Landschaft. Rechts und links erstreckte sich lichte Buschsavanne, Sonnenflecken spielten im spärlichen Gras, und in den Wasserlöchern wälzten sich Nashörner und Warzenschweine.
    Andere Autos begegneten ihnen nicht, aber viel Wild. Keine Raubkatzen, keine Elefanten, aber im flirrenden Schatten jeder Schirmakazie lagerten Huftiere: Büffel, größere Antilopenherden, Zebras.
    Marcus kam kaum über den ersten Gang hinaus. Zum einen wegen des Zustands des Wegs, dessen Oberfläche von tief ausgefahrenen Rinnen durchzogen war, zum anderen um eine Kollision mit einem Tier zu vermeiden. Er schaltete die Klimaanlage aus, ließ die Fenster heruntersurren und lehnte sich weit hinaus, um ein badewannengroßes, mit Wasser gefülltes Schlagloch sicher zu umfahren. Warme, leicht feuchte Luft strömte herein. Der Schwarm goldfarbener, spatzengroßer Vögel, der aufgereiht am Wasserrand trank, stob hoch und fiel schrill zwitschernd ins Gebüsch ein. Ihr gelbes Gefieder leuchtete zwischen dem staubigen Grün. Kaum hatte der Wagen wieder ebenen Boden unter den Rädern, musste Marcus bremsen, weil eine Herde zierlicher Impalas vor ihnen über den Weg tänzelte.
    »Das hier sieht schon eher nach Paradies aus«, flüsterte sie. »So friedlich.«
    Marcus allerdings wirkte zunehmend unruhiger, sah ein paarmal stirnrunzelnd auf die Uhr. Und als Silke ihn nach ein paar Kilometern fragte, was los sei, hielt er an.
    »Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein, und es ist schon zwanzig nach sechs. In vierzig Minuten wird das Nyalazi Gate geschlossen, eine halbe Stunde später ist es stockdunkel. Wir müssen sofort umdrehen. Gib mir bitte mal die Karte.«
    Silke fischte den Plan vom Rücksitz und breitete ihn aus. Gemeinsam beugten sie sich darüber.
    »Hier«, er legte den Zeigefinger auf eine Wegkreuzung, die mit der grünen Ziffer 24 markiert war, »hier hätten wir nach rechts abfahren müssen. Dann wären wir jetzt schon fast wieder im Camp. Die Wege haben Nummern, die auf Felssteinen am Wegrand stehen. Hast du die bemerkt?«
    »Das schon, aber ich kann mich nicht erinnern, die 24 gesehen zu haben. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht wirklich darauf geachtet. Vielleicht ist der Stein umgeworfen worden. Von einem schlecht gelaunten Elefanten vermutlich«, setzte sie spöttisch hinzu. »Aber da vorn steht auch wieder ein Stein mit einer Nummer.« Sie spähte durchs Fernglas. »Das ist Nummer 23.« Stirnrunzelnd prüfte sie die Karte.
    »Merkwürdigerweise folgt die nicht direkt auf die Nummer 24, sondern sie liegt zwischen 22 und 19.«
    »Verdammt«, knurrte Marcus und begann, auf der Karte die eingetragenen Kilometer bis zum Camp zu zählen. »Auf dem kürzesten Weg sind es etwa zweiundzwanzig Kilometer, bis wir in Mpila sind. Das sollten wir gerade eben noch schaffen. Wir drehen um. Schnall dich fest an«, sagte er, wendete und trat aufs Gas.
    Silke klammerte sich am Haltegriff fest. »Wie lange, schätzt du, werden wir brauchen?«
    »Auf diesen Wegen? Auf jeden Fall mehr als vierzig Minuten, wenn wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten … und wenn uns nichts weiter aufhält«, fügte er leiser hinzu.
    »Oh.« Sie schwieg bestürzt. »Aber vielleicht treffen wir ja auf einen Rangerwagen, die können per Funk im Camp Bescheid sagen. Mein Telefon hat mal wieder keinen Empfang.«
    Kein menschliches Wesen kreuzte ihren Weg, aber inzwischen war die heißeste Zeit des Tages vorbei, und alle Tiere schienen ihre ausgedehnte Siesta hinter sich zu haben. Sie bevölkerten hauptsächlich die Schotterstraße, auf der sie sich vorzugsweise in der Mitte tummelten.
    Nachdem erst eine unübersehbare Anzahl von Impalas in Zeitlupe über die Straße zog, kurz darauf eine Nashornkuh mit ihrem Jungen den Weg blockierte und schließlich ein Pavianrudel aufs Auto hüpfte und wie

Weitere Kostenlose Bücher