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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Hand durch die Luft, als wollte er jemanden erschlagen. »Der Mann wand sich wie ein Aal. Der Typ ist mir ziemlich unsympathisch. Er ist laut und großspurig und schwer zu fassen. Ich habe ihn nur einmal persönlich getroffen. Das war bei der Unterzeichnung der Verträge hier in München. Sonst sprechen wir ab und zu am Telefon miteinander oder tauschen E-Mails aus. Selbst bin ich noch nie dort gewesen.« Er ballte die Fäuste. »Ich kann ihn nicht richtig einschätzen. Weder ihn noch die Situation in der Mine. Ich muss da runter …«
    Ehe er weiterreden konnte, wurde hinter ihnen die Balkontür aufgestoßen. In einer Wolke von Alkoholdunst steckte Olaf den Kopf heraus. Seine grauen Augen waren glasig, die Pupillen hatten die Größe von Stecknadelköpfen.
    »Oh, oh, Silke, was sehe ich da? Du stößt ja Rauchwolken aus. Meine Güte, du siehst aus, als ob du gleich explodierst … bumm«, rief er mit alkoholschwerer Stimme und klatschte die Hände zusammen. »Was ist denn mit euch los? Ihr streitet euch doch nicht etwa? Das geht gar nicht. Es ist Mitternacht, ihr solltet euch küssen, ihr seid doch das penetrant glücklichste Paar in unserer Runde.«
    Er torkelte vorwärts, sein zum Kuss gespitzter Mund zielte auf Silkes, verfehlte ihn jedoch, sodass der Kuss auf ihrer Schulter landete. »Die ist kalt«, stellte er fest und tätschelte sie. »Du erfrierst mir noch, und ihr habt ja gar nichts zu trinken.« Er grinste sie an, wobei er offenbar Mühe hatte, seine Augen richtig zu koordinieren. »Warte mal, da gibt es ein tolles Lösch… tolles Lösch… mittel«, lallte er. »Ganz prima gegen Rauchwolken. Bin gleich wieder da!« Damit fiel die Balkontür zu.
    Silke packte Marcus am Arm. »Lass uns nach Hause gehen.« Sie gab sich die größte Mühe, gefasst zu wirken. »Dann können wir in Ruhe über alles reden.«
    Aber es war zu spät. Ehe sie entwischen konnten, war Olaf zurück. Über die Schulter hatte er ihre beiden Daunenmäntel geworfen, in den Händen balancierte er drei Gläser, die er auf einem schneebedeckten Tischchen abstellte. Er reichte Marcus seinen Mantel und hielt Silke ihren hin, damit sie hineinschlüpfen konnte.
    »Hier, damit du mir nicht zum Eiszapferl erstarrst.«
    Alkohol, vermischt mit durchdringendem Knoblauchgeruch, wehte ihr entgegen. Silke bog den Kopf angeekelt zur Seite, ließ sich aber in den Mantel helfen.
    »Danke«, murmelte Marcus und zog seinen ebenfalls an.
    Olaf hielt Silke ein Wasserglas, in dem eine klare Flüssigkeit schwappte, unter die Nase. »Cheers, fröhliches neues Jahr! Runter damit, da kringeln sich die Fußnägel nach oben.«
    Sie beschnupperte das Glas misstrauisch. »Was ist das?«
    »Rrrrussischer Wodka«, schnurrte Olaf. »Unter anderem.«
    »Danke, ich will nichts«, sagte sie und schob ihn beiseite, aber Marcus schnappte sich das für ihn bestimmte Glas und leerte es mit einem Zug.
    »Bah! Das ist ja scheußlich. Was ist denn das für ein Gesöff!«, murrte er und schüttelte sich.
    Olaf grinste vergnügt. »So dit und dat, wie ihr Nordlichter sagt, aber alles hochprozentig, garantiert. Komm schon, Silke«, er rückte noch näher an sie heran und sah ihr tief in die Augen, »so gefällst du mir gar nicht … überhaupt gar nicht. Sonst bist du doch immer so … so süß …« Er leckte sich über die feuchten Lippen.
    »Das täuscht gewaltig«, fiel ihm Marcus mit schiefem Lächeln ins Wort. »Überleg es dir gut, bevor du dich mit meiner Silky anlegst, kann ich dir nur raten. Wenn du gemein zu Kindern oder Tieren bist, wird sie zur Furie.«
    »Ich …« Olaf würgte an einem Schluckauf. »Ich würde nie gemein zu Tieren sein.« Eine Hand aufs Herz gelegt, schenkte er ihr den treuherzigen Blick eines Betrunkenen.
    »Hab ich dir eigentlich mal erzählt, wie wir uns kennengelernt haben?«, fuhr Marcus fort, ganz offensichtlich froh, nicht mehr allein Silkes Zorn ausgesetzt zu sein.
    »Nah«, nuschelte sein Freund. »So intim sind wir noch nicht.«
    »Lass das, das gehört jetzt nicht hierher«, fauchte Silke ihren Verlobten an und schob gleichzeitig Olaf weg, der ihr wieder auf den Leib gerückt war. »Zieh Leine, du störst, und mir ist kalt!«
    Aber das schien Olaf nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Fröh… fröhliches … neues Jahr«, gluckste er, zog sie mühelos an sich und versuchte abermals, sie zu küssen. Silke, die ihn in nüchternem Zustand sehr gern mochte, aber in diesem Moment zu aufgewühlt war und ihn einfach nur ätzend fand, hätte ihm am

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